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Sport: Meister werden leicht gemacht

Nach dem glanzlosen 3:1 gegen den VfL Bochum steht der FC Bayern vor dem 19. Titelgewinn

Es war nicht mal Halbzeit, doch in Martin Meichelbecks Gesicht konnte man in diesem Moment die ganze Geschichte des Spiels lesen. 0:2 lag sein VfL beim FC Bayern zurück, recht aussichtslos, zumal der Torwart Rein van Duijnhoven schon längst des Feldes verwiesen worden war. Kurz vor der Pause rauschte Meichelbeck bei einem Angriff der Bayern mit dem Kollegen Tommy Bechmann zusammen. Sehr ungeschickt sah das aus, beide fielen hin, die Bayern liefen auf das Bochumer Tor zu. Es schien ein halbwegs desaströser Nachmittag zu werden für Martin Meichelbeck, und so sprach eine böse Mischung aus Zorn, Hilflosigkeit und Verzweiflung aus seinem Gesicht. Dass es am Ende bei einem vergleichsweise erträglichen 1:3 blieb, die Bochumer zwischenzeitlich sogar auf den Ausgleich drängten, war aus Sicht der Gäste das Tröstlichste an diesem Nachmittag, ihre Abstiegssorgen haben sich kaum vermindert. Den Bayern war das nach Spielschluss herzlich egal, sie hatten die Meisterschaft soeben wohl endgültig zu ihren Gunsten entschieden. Schon nächste Woche könnte der Rekordmeister die Vereinsbilanz mit Titel Nummer 19 ergänzen.

Die Aufgabe am Sonnabend schien bereits nach 15 Minuten gelöst. Claudio Pizarro hatte sich nach Pass von Willy Sagnol energisch gegen Filip Tapalovic und den zögernden van Duijnhoven durchgesetzt und zum 1:0 getroffen, wenig später nahm Bochums Torwart bei einer Rettungsaktion gegen Roy Makaay außerhalb des Strafraums die Hände zu Hilfe, was Schiedsrichter Knut Kircher mit Rot würdigte. Der Bochumer Plan – „Wir wollten hier offensiv mitspielen“, versicherte Peter Neururer hinterher – war damit durchkreuzt. Der Trainer nahm Darius Wosz für Ersatztorwart Christian Vander vom Platz, der sich glücklich schätzen durfte, bis zur Halbzeit nur ein weiteres Gegentor kassiert zu haben: Michael Ballack hatte einen Flachschuss platziert ins Toreck gesetzt. Seine Kollegen waren mit ihren Chancen weitaus nachlässiger umgegangen, und dennoch war es zur Halbzeit ein abwegiger Gedanke, Bochum könnte sich noch mal zurückmelden. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen, es geht darum, hier jetzt nicht 0:5 zu verlieren“, sagte van Duijnhoven in der Pause.

Doch kurzzeitig nahm das Spiel eine unerwartete Wende. Tapalovic köpfte nach einem Eckstoß zur allseitigen Überraschung das 1:2, wenig später hätte Edu ausgleichen können, als er auf Kahn zulief, doch er traf nur den Pfosten. „Wir sind in dieser Phase nachlässig geworden“, sagte Bayerns Trainer Felix Magath, „aber dafür habe ich Verständnis: Die Mannschaft hat in den letzten vier Wochen Hervorragendes geleistet, da ist so ein Spannungsabfall nachzuvollziehen.“ Allzu lange dauerte die Phase ohnehin nicht, da Roy Makaay, zuletzt sechs Ligaspiele ohne Tor, nach Zuspiel von Pizarro wieder traf.

Die Bayern-Fans nahmen das wohlwollend zur Kenntnis, ihre Aufmerksamkeit hatten sie allerdings längst auf die Anzeigetafel gerichtet: Jedes Tor von Hertha gegen Konkurrent Schalke war ihnen Jubel Wert. Dabei könnte ihnen die Schwäche der Konkurrenz den ganz großen Glücksmoment verwehren – in drei Wochen tragen die Bayern ihr letztes Spiel im Olympiastadion aus, ein Rahmen wie geschaffen, um die Meisterschaft perfekt zu machen. Nun kann Bayern schon beim nächsten Spiel auf dem ungeliebten Betzenberg in Kaiserslautern Meister werden.

Daniel Pontzen[München]

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