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Krachendes Ausrufezeichen. Marco Reus (rechts) trifft per Freistoß zum 1:0 in Bremen, Mitspieler Mario Götze schaut zu.

© AFP

Meisterlicher Rückrundenstart: Borussia Dortmund: Mit der Wucht der Lust

Beim überzeugenden 5:0-Sieg in Bremen zeigt der Deutsche Meister Borussia Dortmund, dass er in der laufenden Bundesliga-Saison weiterhin Ambitionen hat.

Die erste Analyse gab es bereits in der 78. Spielminute. Da holte Jürgen Klopp Mario Götze vom Feld und nahm sich die Zeit, das Geschehen auf dem Rasen mit seinem Wunderkind ausführlich zu erörtern. Dortmunds Trainer konnte sich diesen Luxus leisten, denn sein Team führte souverän 3:0 und kontrollierte das Geschehen nach Belieben. Am Ende hatte Dortmund das einseitige Gastspiel bei Werder Bremen nach Toren von Reus, Götze, Santana, Lewandowski und Blaszczykowski 5:0 (2:0) für sich entschieden und dem Klub von der Weser die höchste Heimniederlage seit 1987 beigebracht.

Die 90 Minuten waren weit mehr als ein erfolgreicher Rückrunden-Auftakt, sie waren ein krachendes Ausrufezeichen. Die Dortmunder hatten ihren Kontrahenten mit solch beeindruckender Vehemenz vom Platz gefegt, dass Erinnerungen wach wurden an die letzte Saison, als der BVB das erste Spiel nach der Winterpause 5:1 in Hamburg gewann und eine unvergleichliche Serie startete, die mit 81 Punkten in einem Bundesliga-Rekord mündete. Und in den Meistertitel.

Es war ein Klassenunterschied, der Dortmunder Mittelfeldstratege Ilkay Gündogan sprach von einer „echten Hausnummer. Wir haben uns so viele herausragende Situationen erarbeitet, dass klar war, dass wir hier mehr als zwei oder drei Tore schießen.“ Und Nationalspieler Marco Reus ergänzte: „Wir hätten hier durchaus noch einige Tore mehr erzielen können, wenn wir unsere Angriffe etwas konzentrierter zu Ende gespielt hätten.“ Das war nicht untertrieben, Jürgen Klopp sprach von einem „großartigen Abend“. Der Dortmunder Trainer sagte: „Wenn wir so von Defensive auf Offensive umschalten, wie es uns heute gelungen ist, ist das für jede Mannschaft schwer zu verteidigen.“

Die Phase, in der Klopps Spieler beginnen, einen Vorsprung zu verwalten, liegt noch fern}

Tatsächlich hätte das erste Spiel nach der Winterpause für die Borussia nicht besser laufen können. Der Meister begegnete den Bremern mit einer solchen Spielfreude, dass die Verzweiflung bei den Gastgebern von Minute zu Minute wuchs. Werder Bremen zeigte zwar eine gute Stunde lang Moral und Kampfgeist, war aber dem Gegner dermaßen unterlegen, dass sich die Mannschaft Mitte der zweiten Halbzeit in ihr Schicksal fügte.

Ganz offenbar ist es der Borussia gelungen, diese pure Lust am Fußball, die sich darin manifestiert, den Gegner auch bei einem Vorsprung von drei oder vier Toren noch mit voller Wucht zu bearbeiten, ins neue Jahr zu transportieren. Die Phase, in der Klopps Spieler beginnen, einen Vorsprung zu verwalten, liegt noch fern. Als er sich aus dem eiskalten Stadion entfernt hatte und in den warmen Katakomben Rede und Antwort stand, erläuterte Gündogan, warum das so ist: „Wenn du 3:0 führst, fällt dir alles leicht. Dann macht es so wie heute beeindruckend viel Spaß, Fußball zu spielen.“

Einer, der wieder mitmachen darf in dieser lustvollen Gesellschaft, ist Nuri Sahin. Der verlorene Sohn durfte noch zehn Minuten am munteren Treiben teilnehmen und fühlte sich dabei sehr wohl, wie er nach dem Spiel sagte. Tausende Fans feierten den bis Sommer 2014 von Real Madrid ausgeliehenen Türken überschwänglich. Sahin berichtete, der Empfang habe „einfach nur Gänsehaut“ verursacht. „Das gibt es nirgendwo auf der Welt.“

Jürgen Klopp registrierte es mit Wohlwollen, um dann zu erläutern, warum er den Heimkehrer nicht von Anfang an gebracht hatte: „Wir fangen doch nicht an, nach einer Woche alles auf den Kopf zu stellen.“ Und dann sagte der Trainer des Meisters: „Wir haben hier eine so gute Mannschaft, mir fallen weltweit nicht viele Fußballer ein, die einfach bei uns vorbeikommen können und von Anfang an spielen.“

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