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Meisterschaft: Bonns Sehnsucht heißt Berlin

Albas heutiger Gegner will sein Vorbild einholen: Es fehlt dem Duell zwischen Berlin und Bonn der Reiz eines Endspiels. Wenn sich die beiden Teams ab heute gegenüberstehen, geht es um den Einzug ins Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft.

Ein Mangel an Motivation resultiert daraus bei den Bonnern aber nicht, im Gegenteil. „Für mich ist Berlin der Wunschgegner“, sagt Center John Bowler vor dem heutigen Auftaktmatch (17 Uhr, O2-World). „Die Niederlage beim Top-Four ist ein Anreiz, es besser zu machen.“

Die 44:69-Niederlage im Finale um den BBL-Pokal in Hamburg ist ein in seiner Eindeutigkeit extrem schmerzhafter Beweis der Unterlegenheit gewesen, dabei hatte sich Bonn der Hoffnung hingegeben, den Abstand zu Alba, dem letztjährigen Finalgegner um die deutsche Meisterschaft, sportlich verringert zu haben. Offenbar war das eine Illusion.

Die Rheinländer gehören trotz dieser Niederlage zu den positiven Erscheinungen einer Liga, die regelmäßig in die Verlegenheit gerät, die finanziellen Probleme ihrer Klubs moderieren zu müssen: Sie haben einen auch in Krisenzeiten verlässlichen Hauptsponsor und eine der attraktivsten Spielstätten der BBL. Für einen Verein, der seit 1997 neunmal in der Runde der besten vier Mannschaften stand und auch in diesem Jahr die reguläre Saison als Vierter beendete, bleibt nicht mehr viel Spielraum nach oben, doch die fehlenden Details bedeuten die große Sehnsucht. Und es ist stets der gleiche Widersacher, der Bonn auf der Vorstufe zum Glück ausbremst: Berlin. Schon 1997, 1999, 2001 und 2008 mussten die Bonner zusehen, wie die Berliner den Meisterschild in Empfang nahmen.

Diesmal soll alles anders, besser werden. Bonn geht es finanziell gut, doch Berlin spielt in einer anderen Liga. Natürlich hat Berlin auch das prominentere Personal, aber der Bonner Trainer Michael Koch hat bei der Komposition seines Kaders erneut ein gutes Gespür bewiesen. Der 43-Jährige legt Wert auf aggressive Verteidigung und hat sich damit zwar keiner exklusiven Philosophie verschrieben, aber er verfügt über Profis, die Theorien in die Praxis überführen können: Center Ken Johnson ist mit seinen scheinbar endlos langen Armen der beste Shotblocker der Liga, und in Brandon Bowman, Winsome Frazier und EJ Rowland genießt ein amerikanisches Trio Priorität bei der Vollendung der Offensivsysteme. Von der Bank kommen in John Bowler, Johannes Strasser und Artur Kolodziejski wertvolle Rollenspieler, die für Intensität in der Defensive sorgen und die Offensive mit Distanzwürfen entlasten können.

Gegen Ulm hat die Mannschaft im Viertelfinale mit 3:0 Siegen jene Souveränität gezeigt, die ihr gerade gegen Ende der Hauptrunde manchmal fehlte (fünf Siege und fünf Niederlagen aus den letzten zehn Spielen). Vielleicht hat die Mehrfachbelastung aus Meisterschaft, Europacup und BBL-Pokal den kleinen Kader zu viel Kraft gekostet. „Ich denke schon, dass wir jetzt einen kleinen Vorteil haben, weil wir ausgeruhter sind und mit längerer Vorbereitungszeit antreten“, sagt Koch. In dieser Hinsicht zumindest steht Berlin tatsächlich eindeutig schlechter da. Die Mannschaft hat erst am Donnerstagabend im fünften Viertelfinalspiel gegen Paderborn den Einzug ins Halbfinale geschafft.

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