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Sport: Merkels Mädchen

Die Kanzlerin setzt auf Integration durch Fußball

Frankfurt am Main - Geküsst hat sie ihn nicht. Aber zumindest durfte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die goldene Trophäe des Weltmeisters in den Händen halten. Bei ihrem Besuch in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte Verbandschef Theo Zwanziger der Kanzlerin extra die Glasvitrine aufgeschlossen und den Pokal vom WM-Sieg 1974 in die Hand gedrückt. „Es ist ein schönes Gefühl, und ich hoffe, dass im Juli ein Pokal dazukommt. Ich drücke unserer Nationalmannschaft fest die Daumen“, sagte die Kanzlerin. Aber um die Nationalelf ging es bei dem Treffen nur am Rande. Der Breitensport und seine gesellschaftliche Integrationsfunktion standen im Mittelpunkt bei Merkels erstem Besuch in der DFB-Zentrale.

„Der Sport ist eine besondere Kraft der Integration, die gilt es verstärkt zu nutzen“, sagte Merkel. An dem Gespräch nahmen auch der Präsident des neu gegründeten Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt sowie die Integrationsbeauftragte der Regierung Maria Böhmer teil. Vor allem bei der Integration junger Migrantinnen hat der Fußball Möglichkeiten. Der DFB will deshalb seine Einzelprojekte unter einem Dachnetzwerk bündeln. Außerdem soll ein Angebot für Oldenburger Schülerinnen bundesweit auf zehn Standorte ausgeweitet werden. „Bei diesem Projekt gibt es Mädchenfußball-AGs, Mädchenfußball-Turniere und eine spezielle Assistentin für Mädchenfußball“, berichtete Zwanziger. 400 000 Euro lässt sich der DFB diese Kampagne kosten.

Für die bessere Integration ausländischer Kinder sollen Prominente werben. Zwanziger kündigte an, einen ehrenamtlichen Integrationsbeauftragten zu benennen. Auch Botschafter sollen bestellt werden. Aktive und ehemalige Sportler sollen repräsentative Funktionen erfüllen. Schließlich wird noch ein Integrationspreis ausgelobt. „Mit diesen Maßnahmen werden wir nicht alle Probleme lösen, aber wir wollen der Politik die Hand reichen und zeigen, dass der Fußball seiner gesellschaftlichen Aufgabe nachkommt“, sagte Zwanziger. Auch Bach hatte bei der DOSB-Gründung vor einer Woche die integrierende Rolle des Sports als Zukunftsaufgabe definiert. Merkel begrüßte die Aktivitäten der Verbände und lud alle Fan-Projekte des DFB noch vor der WM ins Kanzleramt ein. Im Juli soll es zudem einen Integrationsgipfel mit Beteiligung des Sports in Berlin geben.

Nach dem Gespräch besuchte die Kanzlerin das Rückspiel des Uefa-Pokals der Frauen zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam (3:2). „Die Entwicklung des Frauenfußballs ist vorbildlich“, sagte Merkel. Nach dem Abpfiff überreichte sie den Frankfurterinnen den Pokal.

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