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Mit hängenden Schultern. Özil muss den Unmut der Arsenal-Fans ertragen.

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Mesut Özil beim FC Arsenal: Der Honeymoon ist vorbei

Nach seinem fantastischen Start beim FC Arsenal ist Mesut Özil längst nicht mehr formstark. In den großen Spielen hat er so gut wie nie seine Leistung gebracht. Der Klub bemüht sich, ihn vom enormen Druck zu befreien.

Per Mertesacker verlor die Fassung, seine Gesichtszüge entglitten, aber Mesut Özil blickte einfach nur zu Boden. Der FC Arsenal hatte in der Premier League gerade mit 3:6 bei Manchester City verloren, Özil war in dieser Begegnung fast unsichtbar geblieben, und sein Fehlpass hatte das dritte Gegentor ermöglicht. Als Mertesacker seinen Kumpel dafür zur Rede stellte, dass er den Fans nach dem Schlusspfiff nicht applaudierte, schien es, als ob der Özil-Effekt schon verpufft wäre.

Dabei hatte im Spätsommer alles so gut angefangen. Özil spielte überragend, allein seine Anwesenheit hatte einen positiven Einfluss auf seine Teamkollegen. Das ist längst nicht mehr so. In den großen Spielen – wie gegen Manchester City Mitte Dezember – hat der teuerste Spieler der Klubgeschichte so gut wie nie seine Leistung gebracht. Jetzt steigt der Unmut. Der Honeymoon ist vorbei.

Dass der Druck auf Özil, gerade bei einer Ablöse von 50 Millionen Euro, gewaltig sein würde, war zu erwarten gewesen. Doch der Druck bei Arsenal ist noch ein bisschen größer, weil das ganze Land auf dieses Team schaut und darauf wartet, dass es irgendwann implodieren wird.

Kaum ein englischer Klub wurde in den vergangenen Jahren so viel kritisiert wie Arsenal. Die Transferpolitik, die Spielweise und die Mentalität der Spieler werden immer wieder infrage gestellt. Die Verpflichtung Özils war auch eine Reaktion auf diese Kritik. Mit seiner Formkrise und seinem mangelnden Selbstbewusstsein hat er die Arsenal-Kritiker allerdings eher bestätigt. Trainer Arsène Wenger nimmt Özil gegen die Vorwürfe in Schutz. Seine derzeitigen Schwierigkeiten seien darauf zurückzuführen, dass Özil keine richtige Saisonvorbereitung gehabt habe. Natürlich gebe es bei ihm noch Luft nach oben, aber „wir wollen ihn nicht noch mehr unter Druck setzen“.

Das ist ein frommer Wunsch. Schon wegen seiner Ablösesumme wird Özil immer unter besonderem Druck stehen. Arsenals Fans fürchten daher, dass der Deutsche sich so entwickeln wird wie frühere prominente Einkäufe. Gervinho, Andrej Arschawin und sogar Lukas Podolski haben alle Talent gezeigt, aber kaum ihre Qualität in wichtigen Spielen bewiesen. Mesut Özil ist zwar ein besserer Spieler, aber niemand kann alleine Titel gewinnen. Genau das aber scheint von Özil erwartet zu werden – kein Wunder, dass er unter dem Druck leidet.

Durch die Rückkehr von Podolski und Alex Oxlade-Chamberlain könnte Özil aus dem Fokus geraten, zudem könnte der Klub im Januar noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden. Wenger und Mertesacker haben in den vergangenen Wochen eine größere Tiefe im Kader verlangt. Zumindest für den Trainer hat das auch etwas mit Özils Form zu tun. Vor dem Spiel gegen Chelsea gab er zu: „Ich muss ihm eine Pause erlauben, aber für so ein Spiel kann ich das nicht.“

Genau dazu aber war Wenger anschließend gezwungen. Özil hat die letzten beiden Ligaspiele wegen einer Schulterverletzung verpasst. Eine bittere Ironie, wenn man bedenkt, wie viel Özils schmale Schultern zuletzt tragen mussten. Ebenfalls ironisch, dass sich Arsenal ohne Özil mit zwei Siegen die Tabellenführung wieder zurückholte.

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