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Michael Ballack

© ddp

Michael Ballack: Chelsea braucht ihn

Michael Ballack steht acht Monate nach seinem letzten Pflichtspiel vor dem Comeback – ganz fit fühlt er sich noch nicht.

Eigentlich war Michael Ballacks Rückkehr schon für das Stadtderby gegen den FC Arsenal vorgesehen. Aber so wie es auf dem Schlachtfeld – pardon: Rasen – des Emirates-Stadion am Sonntag zur Sache ging, wird der 31-Jährige froh gewesen sein, dem Geschehen nur vom heimischen Sofa aus beigewohnt zu haben. Chelseas Trainer Avram Grant schonte den Mittelfeldspieler, doch am Mittwoch soll es im Ligapokal gegen den FC Liverpool endlich zum Comeback kommen. Auf jeden Fall steht Ballack im Kader.

Denn der deutsche Nationalmannschaftskapitän ist fest für das Auswärtsspiel bei den Blackburn Rovers am kommenden Sonntag eingeplant. Und um gegen diese raubeinige Truppe zu bestehen, braucht es allerdings Spielpraxis. Knapp acht Monate hat Ballack kein Pflichtspiel bestritten. Er wurde erst gar nicht für die Gruppenphase der Champions League nominiert, und im Zuge des Rauswurfs von José Mourinho hatte man ihn fast vergessen. „Manchmal habe ich mir gedacht: Mensch, jetzt bist du 31, du hattest 14 gute Jahre als Profi. Vielleicht sollte es das gewesen sein“, sagte er der „Zeit“. Nun aber sei er wieder zurück. „Aber ich gestatte mir keine verfrühte Euphorie, ich bin noch nicht vollständig über den Berg, es geht alles sehr langsam, bis man wieder 100 Prozent fit ist.“

Seine Rückkehr fällt in eine kritische Phase für den Verein des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch. Der immens wichtige Kapitän John Terry fällt mit einem Knöchelbruch knapp sechs Wochen aus, zudem reisen Michael Essien, Didier Drogba, Salomon Kalou und John Obi Mikel bald zum Afrika-Cup. Der finanzstärkste Verein der Welt muss also die Hälfte der Stammelf ersetzen.

Der „attraktive Fußball“, den Grant gebetsmühlenartig verspricht, ist von den dezimierten Blauen bestimmt nicht zu erwarten – im Meisterschaftsrennen dranzubleiben, wird schwer genug. Der FC Chelsea hat sechs Punkte Rückstand auf Tabellenführer Arsenal, fünf auf den Zweiten, Manchester United. Ballack kommt also in keine funktionierende Mannschaft, doch genau darin liegt auch seine Chance. Nach Mourinhos Demission sind die alten Hierarchien ins Wanken gekommen beim FC Chelsea. Der vom Portugiesen protegierte Frank Lampard etwa spielt nach einem Zwischenhoch im Herbst momentan wieder ziemlich unterirdisch. Mit anderen Worten: Chelsea kann Ballacks Routine und Torgefährlichkeit im Moment dringend gebrauchen.

Wie viel sich die Mannschaft von dem Deutschen verspricht, offenbarte der Nigerianer Mikel in einem Interview mit dem „Observer“: „Dass ich nach Ghana zum Afrika-Cup fahre, ist kein Problem für Chelsea – wir haben ja Ballack.“ Auch Grant hält den ehemaligen Münchner für einen „großen Spieler, der Matches entscheiden kann“.

Viel Zeit, um wieder in Normalform zu kommen, werden ihm die Fans und der Rest der Öffentlichkeit auf der Insel allerdings nicht geben. Von Ballack, einem der bestbezahlten Spieler der Liga, werden sofort Heldentaten erwartet. Nach der Kontroverse um seine Knöcheloperation im April, die der Verein linkisch als eine Art Verrat darstellte – Ballack habe die OP ohne Einverständnis der Chelsea- Ärzte vornehmen lassen, wurde fälschlicherweise verbreitet –, steht der Görlitzer in der Bringschuld.

Der sogenannte Carling-Cup ist übrigens der unwichtigste Wettbewerb in England, aber ein gewöhnliches Spiel wird es, ganz abgesehen von Ballacks Comeback, bestimmt nicht werden. Da die Reds und Blues nicht gut miteinander können, ist meist ein gehöriger Schuss Hass mit von der Partie. Auf Ballack könnte die eine oder andere fiese Grätsche zukommen. Diesen Härtetest muss er bestehen.

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