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Sport: Michael Johnson: Programmierfehler behoben

Michael Johnson kommt - und das ist die erste gute Nachricht für das Istaf seit dem 1. September.

Michael Johnson kommt - und das ist die erste gute Nachricht für das Istaf seit dem 1. September. Das war der Tag der Veranstaltung im vergangenen Jahr. Nach dem Abschied von Meeting-Direktor Rudi Thiel folgte erst ein personelles Theater und dann ein bedrohlicher Tiefschlag, ausgelöst durch den K.o. von Marketingpartner ISL. Doch gestern rückte die sportliche Seite des Istaf, das am 31. August im Olympiastadion stattfinden wird, zum ersten Mal in diesem Jahr in den Vordergrund. Dafür benötigte es freilich eines Kalibers wie Michael Johnson.

"Ich freue mich, dass ich im letzten Jahr meiner Karriere noch einmal beim Istaf starten werde", verkündete der fünffache Olympiasieger, neunfache Weltmeister und Weltrekordler über 200 m (19,32 Sekunden) sowie 400 m (43,18) gestern bei einer Pressekonferenz in Berlin. Der 33-jährige US-Amerikaner stellte seine Abschiedstournee vor, die in Zusammenarbeit mit seinem Sportsponsor Nike unter dem Titel "Golden Victory Lap" bereits begonnen hat. Johnson startet dabei nur noch in Staffeln. Das Istaf, zugleich Finale der Golden League, wird seine letzte Station in Europa sein. Danach folgen lediglich noch die Goodwill Games in Brisbane und ein Meeting in Yokohama.

Das Istaf hat nun gleich in mehrfacher Hinsicht Glück gehabt. Denn nach einem auch zuschauerträchtigen Johnson-Start sah es zunächst nicht aus. Nachdem Rudi Thiel bereits im vergangenen Jahr mit Johnson eine Abmachung für seinen diesjährigen Start getroffen hatte, stellte die neue Istaf-Führung um Geschäftsführer Jürgen Demmel Anfang März ihr Programm vor - ohne Johnson-Disziplin. Während der Athlet in den USA bald darauf eine Pressekonferenz gab und seine Teilnahme in Berlin ankündigte, waren neben den feststehenden Golden-League-Wettbewerben nur der Stabhochsprung und der Weitsprung der Frauen für das Istaf vorgesehen. Inzwischen wurde das Programm noch einmal überarbeitet und der Frauen-Weitsprung gestrichen. "Für Michael Johnson nehmen wir eine 4 x 200-m-Staffel ins Programm. Das ist attraktiv und kommt unserem Budget entgegen", sagte der neue Meeting-Direktor Stéphane Franke. Schon vor der ISL-Pleite war der Etat des Istaf um sechs Prozent auf 3,9 Millionen DM reduziert worden, inzwischen ist er um weitere 300 000 DM geschrumpft. Unter diesen Voraussetzungen wäre Michael Johnsons "Golden Victory Lap" in Berlin kaum zu finanzieren gewesen. Doch da Nike auch Sponsor des Istaf ist, ist es Johnson möglich, noch einmal über die marode Laufbahn des Olympiastadions zu rennen. "Wir sind Partner von Johnson und vom Istaf, und wir helfen", erklärte Frank Lebert. Und der Promotion-Manager von Nike fügte hinzu: "Natürlich freuen wir uns, wenn wir einen Michael Johnson hier in Berlin präsentieren können. Deutschland ist für Nike ein wichtiger Markt." Und damit nichts schief geht beim letzten Rennen in Europa, wird sich der Sportsponsor auch um die weitere Staffelbesetzung des Johnson-Quartetts bemühen. Die selten gelaufene Distanz, die nicht zum Meisterschaftsprogramm gehört, könnte sogar für Bestzeiten gut sein. Der Weltrekord einer US-Staffel steht bei 1:18,68 Minuten und ist sieben Jahre alt. Und obwohl Michael Johnson seine Karriere locker ausklingen lässt, ist die Form des Weltrekordlers offenbar nicht schlecht. Bei seinem letzten Start in den USA, den Penn Relays in Philadelphia Ende April, sprintete der Mann aus Dallas im Rahmen einer 4 x 400-m-Staffel eine Einzelzeit von 44,2 Sekunden. Ein Start bei der US-Qualifikation für die WM in Edmonton im August, wo er seine zehnte Goldmedaille gewinnen könnte, war jedoch für Johnson nie ein Thema: "Im US-Verband gab es interne Überlegungen, mich trotzdem für die Staffel zu nominieren. Die Funktionäre haben sich dagegen entschieden. Aber ich bin deswegen nicht enttäuscht, denn ich hatte schon in Sydney gesagt, dass ich nicht mehr bei einer WM starten werde", erklärte Michael Johnson, bevor er gestern nach der Pressekonferenz bei Niketown seine Füße noch in eine Gipsmasse stellte. Die "goldenen Füße" sollen in dem Kaufhaus ausgestellt werden - Michael Johnson hinterlässt Spuren.

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