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Michael Rensing: Warten auf die Zeit nach Kahn

Während die Altersgenossen Neuer und Adler bei der Konkurrenz gefeiert werden, heißt Michael Rensings größtes Problem Oliver Kahn. Gegen Mailand hat der ewige Kronprinz nun die Chance, sich auf internationaler Bühne zu präsentieren.

Mailand - Fußball-Deutschland staunt seit Wochen über die jungen Torhüter Manuel Neuer und René Adler - und in München versteht deren Altersgenosse Michael Rensing die Welt nicht mehr. Bis vor kurzem galt der 22 Jahre alte Kronprinz von Oliver Kahn noch als der Torwart der Zukunft in Deutschland. Doch seit Schalke mit dem 21-jährigen Neuer in der Bundesliga auf Meisterkurs ist und Bayer Leverkusen mit dem knapp ein Jahr älteren Adler wieder in den Uefa-Cup drängt, steht der einst hoch gelobte Rensing im Abseits.

Das sorgt für Frust bei dem Münchner, wie er vor seinem zweiten Champions-League-Spiel beim AC Mailand auch zugab. Denn noch vor kurzem war er in der U 21-Nationalmannschaft die Nummer eins vor Adler, inzwischen ist Neuer dort sein hochgelobter Nachfolger. "Wenn man sieht, dass diejenigen, die zu meiner Zeit entweder noch gar nicht dabei waren bei der U 21 oder hinter mir gespielt haben, jetzt schon in der Bundesliga spielen, will man natürlich auch spielen", erklärt Rensing in Bezug auf Neuer und Adler. "Aber die Situation bei Bayern ist eine andere. Mit der muss ich leben", fügte er hinzu.

Kahn: Kein Abgang über Nacht

Rensings Problem heißt Oliver Kahn. Der bald 38 Jahre alte ehemalige Welttorhüter und Bayern-Kapitän braucht bei Trainer Ottmar Hitzfeld nicht zu befürchten, dass ihm Ähnliches wiederfährt wie dem im Winter zum Hamburger SV geflüchteten Frank Rost bei Schalke oder dem langjährigen Stammkeeper Jörg Butt in Leverkusen. Die beiden Ex-Nationaltorhüter waren von den Senkrechtstartern Neuer bzw. Adler quasi über Nacht als Stammkeeper abgelöst worden. Doch Rensing sagt selbst: "Bayern München ist nicht Leverkusen oder Schalke."

Am Status quo wird sich wohl bis zum 30. Juni 2008 nichts ändern, wie Hitzfeld in Mailand verkündete: "Auch nächste Saison wird Oliver Kahn die Nummer eins sein." Die Torhüter-Planung des Vereins bleibt bestehen, wie Manager Uli Hoeneß bestätigte: "Es ist vorgesehen, dass Oliver Kahn seinen Vertrag bis 2008 erfüllt." Danach soll Rensing zur Nummer eins aufsteigen, sagte Hoeneß: "So sieht es im Moment aus."

Einsilbig nach Neuer-Paraden

Rensing nennt seine Situation "nicht befriedigend". Am letzten Samstag äußerte sich sogar Hoeneß nach Bayerns 2:0-Sieg gegen Schalke schwer beeindruckt über die Klasseleistung von Neuer. "Hut ab vor dem Jungen." Rensing, der Neuers Taten von der Bayern-Bank aus beobachten musste, reagierte einsilbig: "Da möchte ich eigentlich nicht drauf eingehen. Sicherlich, er hat gut mitgespielt und ein paar Bälle gehalten - aber Schalke hat das Spiel verloren."

Rensing, der als 16-Jähriger von seinem Heimatclub TuS Lingen im Emsland zum Rekordmeister wechselte, wird die Kahn-Blockade wohl noch eine Saison aushalten müssen. Einen Vereinswechsel hat er praktisch ausgeschlossen. "Wegen einem Jahr? Da würde ich mir vielleicht hinterher die Frage stellen, war das vernünftig? Bayern München lässt sich nicht so schnell mit einem anderen Verein vergleichen. Bayern ist das Nonplusultra", sagte der Youngster, der seinen Vertrag in München erst vor einem Jahr langfristig bis 2010 verlängert hatte.

Lässt Hitzfeld rotieren?

Rensings Wunsch, "vielleicht schon in der kommenden Saison regelmäßiger zu spielen", scheint aber Gehör bei Hitzfeld zu finden. "Es ist angedacht, nach englischen Wochen mal zu rotieren", kündigte der Trainer für die kommende Saison an. Ausgerechnet an der Stätte des größten Champions-League-Triumphes von Kahn, dem Endspielort von 2001, wollte Rensing im Viertelfinal-Hinspiel gegen den AC Milan entschlossen die seltene Chance ergreifen, auf großer Bühne Werbung in eigener Sache zu machen und damit zugleich im Wettstreit mit Neuer und Adler zu punkten. Bayerns Nummer zwei setzt auf seine Zeit nach Kahn: "Ich werde versuchen, weiter an mir zu arbeiten. Damit ich dann, wenn ich im Tor stehen werde, noch besser bin als jetzt." (Von Klaus Bergmann, dpa)

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