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Sport: Milde Gabe für die Virgin Islands

Vor ein paar Tagen erst standen sie wieder vor der Tür. Die Bobfahrer von den Virgin Islands.

Vor ein paar Tagen erst standen sie wieder vor der Tür. Die Bobfahrer von den Virgin Islands. Sie baten um Einlass, Schuhe und Textilien, um bei den Olympischen Spielen nicht gar so ärmlich auftreten zu müssen. Und ihr Ruf nach einer milden Gabe wurde prompt erhört. Die Wohltäter waren die Mitarbeiter von Adidas-Salomon, wie so oft.

Mehr zum Thema Fotostrecke: Bilder aus Salt Lake City Newsticker: Aktuelle Nachrichten von den XIX. Winterspielen sowie weitere Sportmeldungen Es hat schon eine gewisse Tradition, dass die Herzogenauracher und auch andere Ausrüster bei den Sportgroßereignissen die Exoten mit Material beglücken. Und so kommt es, dass auch die Letztplatzierten nicht selten mit Produkten prominenter Hersteller an den Start gehen. Stolz darauf sind die Firmen nicht, peinlich aber ist es ihnen auch nicht. 1998 in Nagano trug der langsamste Skilangläufer, Philip Boit aus Kenia, Nike-Kleidung. Und vor zwei Jahren in Sydney ist der Schwimmer Eric Moussambani aus Äquatorial Guinea trotz Adidas-Badehose fast ertrunken.

"Zerlumpt", wie Antje König formuliert, sollen die schlechtesten Olympia-Teilnehmer schließlich nicht vor die Kameras treten. Seit den Winterspielen 1980 in Lake Placid bearbeitet die Marketing-Frau aus dem Hause Adidas die Bittgänge der Athleten aus aller Welt. "Im Prinzip kann jeder kommen. Wo immer es geht, versuchen wir zu helfen", sagt König.

Bestimmte Produkte wie Bob- oder Skeletonschuhe produziert nur Adidas. Handgefertigt, und nur eine Handvoll. Derlei gibt es nicht im Sportgeschäft zu kaufen, schon gar nicht auf karibischen Inseln. Verdienen kann die Firma damit nichts, "aber es ist eine Investition in die Marke". Sagt PR-Manager Peter Csanadi, der vor allem von der "supercoolen Sportart Bob" schwärmt und schlussfolgert: "Dazu passen die drei Streifen." Auch auf der Internetseite sind die Öffentlichkeitsarbeiter kaum zu bremsen und sprechen vom "Geschoss im Eiskanal" und Schuhen "mit maximalem Grip". Das hört sich fast an wie in der Formel 1, doch genau dort ist Adidas - eine Grundsatzentscheidung - nicht vertreten. Beim Wintersport umso intensiver. Und nicht nur der generellen Verpflichtung gegenüber den Athleten wegen. Davon ist auch Unternehmenssprecher Jan Runau überzeugt. "Wir erzielen ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Unser Logo ist bei Olympia mit absoluter Sicherheit regelmäßig zu sehen", sagt Runau. "Bob, Rodeln, Skeleton - da gibt es nur Adidas." Viele Mitbewerber, auch Weltmarktführer Nike, halten sich aus dem Wintersport hingegen weitgehend heraus.

Wegen des fehlenden Wettbewerbs hält sich der finanzielle Aufwand in Grenzen und erreicht bei Adidas gerade einmal eine zweistellige Millionensumme in Euro für alle olympischen Aktivitäten in diesem Jahr. "Das Niveau ist gegenüber Nagano vor vier Jahren ungefähr gleich. Das ist das Angenehme beim Wintersport", freut sich Runau. Auf aufwändige Werbefeldzüge, wie es sie bei Sommerspielen oder Fußball-Weltmeisterschaften gibt, verzichtet Adidas. Vor allem mangels echter Prominenz. "Die ganz großen Stars gibt es im Wintersport nicht. Anni Friesinger ist zum Beispiel nur in Deutschland und Holland interessant, Sven Hannawald nur in Deutschland."

Erich Ahlers

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