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Sport: Mit 17 muss man nicht träumen

Er war mit 16 Jahren der jüngste Torschütze der englischen Premier League, jetzt wird Wayne Rooney auch der jüngste englische Nationalspieler

Es ist die Zeit der Youngster im englischen Fußball. Liverpools Michael Owen ist gerade einmal 23 Jahre alt und gehört schon nicht mehr dazu – er ist zu alt. Die so genannten „Young Guns", die gefeiert werden, weil sie in der Premier League immer neue Rekorde brechen, sind nicht einmal volljährig. Mit 16 Jahren und 357 Tagen avancierte James Milner in dieser Saison zum jüngsten Torschützen aller Zeiten in der höchsten englischen Spielklasse. Doch das Talent von Leeds United ist nicht der spektakulärste Neuling der Spielzeit. Das ist Wayne Rooney.

Am heutigen Mittwoch soll der Stürmer des FC Everton im Länderspiel gegen Australien zum Einsatz kommen. Damit wäre er der jüngste Nationalspieler der englischen Fußballgeschichte. 17 Jahre und 111 Tage ist der Stürmer heute alt, 17 Jahre und 252 Tage war der bislang jüngste, James Prinsep, als er 1879 zum Einsatz kam. Michael Owen war mit 18 Jahren und 59 Tagen immerhin der jüngste englische Nationalspieler des 20. Jahrhunderts.

„Ich war froh, als ich von meinem Trainer beim FC Everton die Nachricht von der Nominierung erhielt – aber ich dachte, es sei die Mannschaft der unter 21-Jährigen", erzählte Wayne Rooney auf der Internetseite seines Klubs. „Ich konnte es nicht glauben." Englands schwedischer Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson sagte der BBC: „Wayne ist erst 17 Jahre alt, aber Pelé war 17, als er 1958 in Schweden Weltmeister wurde, und er schoss damals zwei Tore. Wayne Rooney ist ein besonderes Talent, also sollten wir ihn in einem Freundschaftsspiel testen." Wayne Rooney erregte im Herbst Aufsehen, als er mit einem 25-Meter-Schuss kurz vor Schluss zum 2:1-Sieg von Everton gegen Arsenal traf. 30 Spiele hatten die Londoner in der Premier League nicht verloren – bis Wayne Rooney kam. Der war damals, im Oktober, genau 16 Jahre und 360 Tage alt und bis zum Treffer von Milner der jüngste Torschütze der Liga.

Wiederum eingewechselt, erzielte Rooney zwei Wochen später auch das Tor zum 1:0-Sieg seiner Elf in Leeds. Zuvor hatte das Boulevardblatt „Daily Mirror" den Spieler seinen Lesern vorgestellt: „Erst 16 Jahre, hat er brutale Kraft und beängstigende Schnelligkeit. Der Junge besitzt Nerven aus Stahl und fürchtet niemanden - es ist Wayne Rooney, er ist ein Phänomen."

Rooney kommt aus der Nachwuchsschule des FC Everton. Als er seine Tore gegen Arsenal und Leeds schoss, verdiente er bei dem Liverpooler Klub wöchentlich 70 Pfund (gut 100 Euro). Inzwischen soll es mehr als das Hundertfache sein. Denn Wayne Rooney unterschrieb kürzlich seinen ersten Profivertrag, der ihn dreieinhalb Jahre an den FC Everton bindet.

Zuvor hatte Evertons Trainer David Moyes angeblich angekündigt, er würde sein Amt sofort niederlegen, sollten die Verantwortlichen des finanziell eher schwächer gestellten Klubs auf die Idee kommen, Rooney zu verkaufen. „Gebt uns etwas Zeit, ihn zu entwickeln, dann sollte England seinen nächsten großen Star bekommen", sagte Moyes am Tag der Vertragsunterzeichnung. Der Schotte hat sich den behutsamen Aufbau Rooneys zur persönlichen Aufgabe gemacht. Er schirmt seinen Jungstar nicht nur vor den Medien ab, er setzt ihn oft auch nur als Ersatzspieler ein, um ihn nicht zu verheizen.

Für Arsenals Trainer Arsène Wenger „ist er das größte Talent, das ich bisher in Großbritannien gesehen habe". Wenger selbst hatte vor einigen Jahren ein Talent zu Arsenal gelotst, das ähnlich gefeiert wurde wie Wayne Rooney heute: Jermaine Pennant war 16 Jahre alt, als er zu den Londonern kam. Binnen zwei Jahren hatte er bei Arsenal bereits über drei Millionen Euro verdient. Auf den Sportseiten der Boulevardzeitungen hatte Pennant, der mit weißen Schuhen und Tattoos auf beiden Armen für Aufmerksamkeit sorgt, einen Stammplatz, bei Arsenal hat er ihn jedoch bis heute nicht.

Mit Pennant ist es so: Er ist ein berühmter Fußballer, aber er spielt nie Fußball. Man darf gespannt sein, wie lange sich der 19-Jährige in dieser Position auf dem Markt halten kann. Zumal der Hunger der britischen Presse und der Fußball-Industrie nach immer neuen, immer jüngeren Stars längst nicht gestillt ist. Spieler wie Michael Chopra (Newcastle), Shane Sherriff (Leeds) oder Luke Shields (Manchester United) gelten als Jungstars, und diese Drei haben heute schon eines gemeinsam: Die Marketingagentur SFX Sports, die auch Michael Owen und David Beckham vertritt, hat sie bereits unter Vertrag genommen.

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