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Jerome Boateng konnte den Platzverweis nicht nachvollziehen.

© dpa

Mit Anlauf aus dem Achtelfinale: Bayern ärgert sich über Boatengs Rote Karte

Für den Gruppensieg in der Champions League reichte den Bayern die zweite Garnitur. Einziger Wermutstropfen war die Rote Karte für Boateng. Trainer Heynckes bezeichnete die Aktion seines Verteidigers nun als „wüst“ und den Platzverweis als „berechtigt“

Als Kapitän nimmt sich Philipp Lahm nach Spielen eigentlich immer etwas Zeit für die Journalisten, er ist ein sehr geduldiger Gesprächspartner. Nicht so am Mittwochabend. Zwar hatte er gegen Bate Borissow nicht einmal gespielt, Trainer Jupp Heynckes schonte seinen Rechtsverteidiger. Die Bayern hatten 4:1 gewonnen, sie waren Gruppensieger, und doch war Philipp Lahm diesmal genervt. „Ich will nichts sagen dazu“, raunzte der Kapitän. Was er meinte, war die völlig unnötige Rote Karte seines Verteidigerkollegen Jerome Boateng, die den Bayern insgesamt etwas die Laune verdorben hatte nach dem letzten Gruppenspieltag der Champions League – ihnen gehen nun langsam die Alternativen auf der Position des Innenverteidigers aus.

Es war eine dröge Partie gewesen in der ersten Halbzeit. Borissow versteckte sich in der eigenen Hälfte, die Bayern trafen mit ihrer ersten Chance zum 1:0. Es war alles auf einen langweiligen Sieg ausgerichtet, da riss Boateng kurz nach dem Seitenwechsel Zuschauer und Mitspieler aus dem Halbschlaf: Ein weiter Pass aus dem Strafraum der Weißrussen segelte an die Mittellinie, Boateng nahm Anlauf und rauschte Gegenspieler Artem Kontsevoi von der Seite in die Beine, dass man Angst um die Gesundheit des Weißrussen haben musste.

Während bei Sportdirektor Matthias Sammer wohl der Beschützerinstinkt für den Spieler durchbrach und er die rote Karte als eine zu harte Entscheidung einstufte, bezeichnete Heynckes die Aktion seines Verteidigers als „wüst“ und den Platzverweis als „berechtigt“. Er habe mit Boateng in der Kabine kurz sprechen wollen, aber der Verteidiger habe nur schuldbewusst genickt. Natürlich wusste auch Boateng, wie sinnlos diese Grätsche gewesen war. An der Mittellinie, wo keine Gefahr drohte, in einem Spiel, in dem vom Gegner kaum Gefahr ausging. Und Boateng weiß sicherlich auch, dass er den Bayern damit durchaus Probleme bereitet hat für die Achtelfinalspiele.

Jupp Heynckes hatte nicht umsonst ein paar Männer geschont und gelbbelastete Spieler wie den in jedem Zweikampf vorsichtigen Bastian Schweinsteiger offensichtlich Zurückhaltung auferlegt. Im Achtelfinale warten schließlich Gegner wie Real Madrid oder AC Mailand. Und dann lässt Boateng alle Vernunft fahren und verschafft sich eine Sperre von mindestens zwei Spielen.

Jupp Heynckes wechselte sofort Dante ein, der sich schon einmal für das Achtelfinale mit Daniel van Buyten einspielen konnte. Der 34-Jährige macht aber auch nicht mehr den frischesten Eindruck, weshalb der wortkarge Lahm im Vorbeigehen über die Schulter doch noch etwas mitzuteilen hatte: Javier Martinez und und Anatoly Timoschtschuk könnten auch in der Innenverteidigung spielen, rief der Kapitän.

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