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Sport: Mit Bleistift und vier Helikoptern „France 2“ überträgt die Tour in alle Welt

Höflich ist er und charmant. Seine Lesebrille sitzt auf der Nasenspitze, seine kurzen Haare sind akkurat nach oben gestylt.

Höflich ist er und charmant. Seine Lesebrille sitzt auf der Nasenspitze, seine kurzen Haare sind akkurat nach oben gestylt. Gérard Holtz moderiert den „Vélo Club“, das Magazin zur Tour de France, das jeden Tag nach der Etappe beim Fernsehsender „France 2“ gesendet wird. Er lächelt meist freundlich. Nur nicht nach der ersten beiden Etappen im Hochgebirge. Sein Gesicht ist entsetzt. „Was ist bloß mit Jan Ullrich passiert?“, fragt Holtz, und die Regie spielt die Bilder ein, wie sich der Tour-Gewinner von 1997 den Tourmalet hochquält. „Dieses Gesicht macht Angst, es ist schrecklich“, sagt Holtz. Doch der „Vélo-Club“ muss weitergehen. Die Tour geht schließlich immer weiter – vor allem in den französischen Medien.

Im Land, durch das das härteste Radrennen der Welt rollt, berichtet das Fernsehen rund um die Uhr vom Sport. Neben den Live-Übertragungen, die natürlich besonders die heimischen Fahrer würdigen, gibt es noch Reportagen aus Mannschaftsbussen und unzählige Interviews zur Etappe. Exklusivität bestimmt die Übertragung bei „France 2“. Das französische Fernsehen besitzt die Rechte an der Übertragung und strahlt die Bilder in 170 Länder aus.

Star der Sendung in Frankreich ist Laurent Jalabert. Seit dem vergangenen Jahr kommentiert der ehemalige Profi die Tour im Fernsehen. Er sitzt auf dem Motorrad und ist mit seinen ehemaligen Kollegen immer auf Augenhöhe. „Laurent Jalabert ist für uns ein wichtiger Berater und Kommentator geworden“, sagt Jean-Maurice Ooghe, Regisseur der Direkt-Übertragung bei „France2“. „Der Fahrer ist nicht nur sachkundig, sondern er hat auch eine angenehme Stimme und ein Gespür für die wichtige Information.“ Die Kommentatoren heißen Christoph Josse, Jean-Paul Ollivier und Bernard Thevenet. Sie sind nicht ganz so verliebt in ihre französischen Landschaften wie manch deutscher Kommentator. Der Höhepunkt aller Übertragungen ist jedoch der Karikaturist Bernard Chenez. Er ist ständiger Begleiter der Tour und zeichnet mit seinem Bleistift zu jeder aktuellen Situation eine passende Karikatur, die spontan eingeblendet wird.

Nach der Etappe geht die Übertragung weiter. Christoph Josse steht direkt neben der Bühne, auf der die Tagessieger ihre Trophäen und Trikots bekommen, und fängt alle wichtigen Leute zum Interview ab. 110 Stunden überträgt das französische Fernsehen insgesamt, davon 80 Stunden live. Rund 30 Kameras sind im Einsatz, sieben Motorräder schlängeln sich zwischen den Fahrern. Vier Helikopter umkreisen den Tross.

In der Redaktion von „Francetélévision“ arbeiten 17 Redakteure nur für die Tour. Außerdem bietet „France 2“ auch im Internet rund um die Uhr aktuelle Informationen an. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann gegen Gebühren Jalabert noch eine Frage per SMS schicken. Der Ex-Profi hat aber wahrscheinlich wenig Zeit zum Antworten, denn direkt nach der Etappe muss er zum Kollegen Holtz in den „Vélo Club“ sprinten, der ihn immer wieder um Analysen und Antworten bittet – vor allem, wenn ein Favorit wie Ullrich eingebrochen ist.

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