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Sport: Mit Bodyguards und der Nation im Rücken: Die Türkei fiebert mit Galatasaray

Ein Staatsbesuch ist nichts dagegen. Als die Spieler des Türkischen Fußballmeisters Galatasaray Istanbul gestern am Flughafen eintrafen, um nach Großbritannien zu reisen, wurden sie gefeiert wie die Helden.

Ein Staatsbesuch ist nichts dagegen. Als die Spieler des Türkischen Fußballmeisters Galatasaray Istanbul gestern am Flughafen eintrafen, um nach Großbritannien zu reisen, wurden sie gefeiert wie die Helden. Es war, als hätten sie das heute stattfindende Uefa-Cup-Rückspiel bei Leeds United und auch das Finale schon gewonnen. Fahnenschwingende Fans empfingen die Mannschaft, und alle Fernsehsender waren live dabei.

Das an Hysterie grenzende Interesse der Türken am Spiel in Leeds liegt nur zum Teil daran, dass Galatasaray die erste Mannschaft des Landes in einem Uefa-Cup-Halbfinale ist. Es geht um viel mehr: Nach dem Tod von zwei britischen Fans beim Hinspiel in Istanbul vor zwei Wochen und der Entscheidung der Uefa, aus Sicherheitsgründen keine türkischen Fans beim Rückspiel zuzulassen, ist das Spiel aus türkischer Sicht zu einer Art Schicksalsschlacht geworden.

Schon seit Tagen gibt es in der Türkei kaum ein anderes Thema mehr, selbst die Suche nach einem neuen Staatspräsidenten rückt in den Hintergrund. Die türkischen Medien informieren Hörer, Zuschauer und Leser über alle erdenklichen Details, die mit dem Spiel in Leeds zusammenhängen, selbst über den Lebenslauf der britischen Masseurin, die der türkischen Elf in ihrem Hotel in Nordengland zur Verfügung steht.

Die Fußball-Manie der Türken macht vor nichts halt. Zentralbankchef Gazi Ercel sah sich genötigt, Gerüchte zu dementieren, wonach türkische Geldscheine in Gelb und Rot gedruckt werden sollen, den Vereinsfarben von Galatasaray. Die islamische Geistlichkeit gab den türkischen Spielern den Segen Allahs mit auf den Weg. "Wir beten für Galatasaray", sagte Mehmet Nuri Yilmaz, der Vorsitzende der staatlichen Religionsbehörde.

Die Furcht vor Ausschreitungen britischer Fans in Leeds bestimmte die Vorbereitungen der Türken auf das Spiel. So trafen sie ihre eigenen Sicherheitsvorkehrungen: Ein gutes Dutzend durchtrainierter Nahkampf-Experten wurden zum Schutz der Galatasaray-Spieler abgestellt. Die harten Jungs der Polizei treten in der Öffentlichkeit nur mit abgedunkelten Sonnenbrillen auf; zugleich verbreitete sich die Kunde, dass die Bodyguards schon US-Präsident Bill Clinton bei dessen Türkei-Besuch schützten - und auf der Gefängnisinsel Imrali den gefangenen PKK-Chef Abdullah Öcalan bewachten.

Zur spannungsgeladenen Atmosphäre vor dem Spiel gehört auch das Gefühl vieler Türken, dass ihnen von den Briten übel mitgespielt werden soll. Empört meldete "Hürriyet", das achtjährige englische Mädchen Kate, das in Leeds die türkische Mannschaft als "Friedensbote" aufs Spielfeld begleiten sollte, habe abgesagt: Ihr Eltern fürchteten sich vor Racheakten englischer Hooligans.Chronologie im Internet unter www.meinberlin.de/Galatasaray.de

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