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Sport: Mit dem Fahrrad aus Florenz Wie Ingo Schiller Effenbergs Verpflichtung erlebt hat

An den Sommer 1994 erinnere ich mich noch recht gut. Das war eine äußerst spannende Phase für Borussia Mönchengladbach.

An den Sommer 1994 erinnere ich mich noch recht gut. Das war eine äußerst spannende Phase für Borussia Mönchengladbach. Rolf Rüssmann, unser Manager, wollte damals Stefan Effenberg vom AC Florenz zurückholen, und es galt als Riesensensation, dass wir damals eine Verpflichtung in Erwägung gezogen haben. Anfangs haben die Leute sogar über uns gelacht. Wir haben damals ja nur eine Chance gehabt, weil Effenberg durch seine Stinkefinger-Aktion bei der Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten bei seinem Verein AC Florenz in Ungnade gefallen war. Aber auch so war lange nicht klar, ob uns der Coup gelingen würde.

Unser hartnäckigster Konkurrent hieß damals Werder Bremen. Otto Rehhagel wollte Effenberg unbedingt haben. Einmal stand sogar in der Zeitung, Effenberg sei sich mit Werder bereits einig. Aber Stefan hat sich dann doch für Mönchengladbach und seinen alten Verein Borussia entschieden. Notfalls würde er mit dem Fahrrad aus Florenz kommen, hat er damals gesagt. Zu seiner Vorstellung ist er tatsächlich auf einem Mountainbike aus dem Borussen-Fanshop vorgefahren – natürlich nur die letzten hundert Meter bis zu dem Hotel, in dem die Pressekonferenz stattfand. Das war eine Idee von Manager Rolf Rüssmann und mir gewesen.

Die Entscheidung, Stefan Effenberg nach Mönchengladbach zurückzuholen, war genau richtig. Stefan hatte großen Anteil an der Entwicklung von Borussia Mönchengladbach. Noch in derselben Saison ist die Mannschaft Pokalsieger geworden. Es gibt nur wenige Spieler, die einem Team derart den Stempel aufdrücken können wie Effenberg, manchmal leider auch in negativer Hinsicht, wenn er lustlos über den Platz lief. Trotzdem hat er damals eine enorme Wirkung entfaltet – auch unter Marketingaspekten. Sein Trikot war das, das sich am besten verkauft hat: sozusagen von null auf eins in den Charts.

Ingo Schiller ist Geschäftsführer bei Hertha BSC. Von 1992 bis 1998 war er bei Borussia Mönchengladbach tätig, zuletzt als Leiter der Marketingabteilung.

Ingo Schiller

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