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Sport: Mit dem Instinkt des Stürmers

Klaus Allofs und Dieter Hoeneß haben eine unterschiedliche Bilanz bei der Verpflichtung von Angreifern

Berlin - Zusammen bringen es die beiden ehemaligen Stürmer auf 304 Bundesligatore. Dieter Hoeneß (52 Jahre) und Klaus Allofs (48) wurden mit der Nationalmannschaft 1986 Vizeweltmeister, mit ihren Vereinen Bayern München und Werder Bremen errangen sie als Spieler mehrere Meistertitel und Pokaltriumphe. Man könnte meinen, dass es ihnen gelingen sollte, in ihren jetzigen Funktionen als Manager bei Hertha BSC und Sportdirektor in Bremen erstklassige Stürmer zu verpflichten. Doch während der Bremer Sturm der erfolgreichste der Liga ist (31 Tore), zählt Herthas Sturm (neun Tore) zu den schwächsten. Wegen der bescheidenen Erfolge ihrer Angreifer suchen die Berliner mit Hochdruck für die kommende Saison einen neuen Stürmer. Aber: „Die halbe Welt sucht einen guten Stürmer“, sagt Hoeneß, „und unser Budget ist nicht unendlich groß“.

In Bremen kennen sie solche Sorgen nicht. Der Meister, der vor Saisonbeginn schon den Weggang des Torschützenkönigs Ailton zu Schalke zu verkraften hatte, konnte es sich in der Winterpause sogar leisten, Angelos Charisteas ziehen zu lassen. Der Stürmer, der Griechenland zum EM-Titel geköpft hatte, wechselte für fünf Millionen Euro zu Ajax Amsterdam.

Dafür holten die Bremer den Ägypter Mohamed Zidan, der in Dänemark, beim FC Midtjylland, mit elf Toren in 17 Spielen auf Platz vier der Torjägerliste stand. Dass der 23-Jährige in Bremen selten spielt und erst zwei Tore schoss, liegt an der Qualität der restlichen Stürmer. Ivan Klasnic, 2001 ablösefrei vom FC St. Pauli gekommen, hat in dieser Saison zehn Tore erzielt, Miroslav Klose (für fünf Millionen Euro aus Kaiserslautern verpflichtet) 13 und Nelson Valdez immerhin sechs Tore. „Ich habe einen Riesenrespekt vor dem, was in Bremen geleistet wurde“, sagt Herthas Manager Hoeneß, „ich weiß aber noch, welchen langen Anlauf Ailton gebraucht hat. Den wollten die Bremer schon mit der Schubkarre irgendwohin bringen. Diese Geduld gibt es in Berlin nun mal nicht.“ Bremen sei tatsächlich ein etwas ruhigerer Standort, findet Klaus Allofs. „Wir werden hier von außen nicht gezwungen, gegen unsere Überzeugung zu handeln.“

Derweil muss Herthas Manager sich von den Fans schwere Vorwürfe gefallen lassen: Warum ist der ehemalige Topstürmer Hoeneß nicht in der Lage, einen guten Stürmer zu verpflichten? „Stimmt so ja nicht“, sagt Hoeneß. Er habe Giovane Elber und Fredi Bobic nach Stuttgart geholt. Das ist zehn Jahre her; seit 1997 ist er für Herthas Transfers verantwortlich. „Richtig ist, dass es uns noch nicht gelungen ist, einen Nachfolger für Michael Preetz zu verpflichten“, sagt Hoeneß und sieht in der Person Preetz einen Teilgrund. Der habe über Jahre „vorne alles zugedeckt“, es sei schwer gewesen für die anderen Stürmer, an ihm vorbeizukommen.

Zum Beispiel für Alex Alves. „Gerade auf ihn habe ich gesetzt“, sagt Hoeneß. Sportlich brachte der Brasilianer alle Veranlagungen mit, aber er war nicht integrierbar. Der 7,6 Millionen Euro teure Einkauf endete als Flop. Wie viele andere auch – Lakies, Reiss, Aracic, Olic, Zilic, Ludvigsen, Nedzipi, Pinto, Luizao, Reina, Bobic und Wichniarek.

Für Klaus Allofs liegt in der eigenen Vergangenheit als Stürmer ein Vorteil: „Wenn man wie der Dieter Hoeneß oder ich auf hohem Niveau gespielt hat, erkennt man schnell: Steckt da was dahinter, oder ist das nur eine Phase, in der er Glück hat? Ich behaupte: Ein Stürmer kann nicht blenden.“ Allerdings bestehe auch die latente Gefahr, „etwas in einem Stürmer zu suchen, das vielleicht gerade nicht zur aktuellen Mannschaft passt“.

Die Verbindlichkeiten von knapp 20 Millionen Euro lassen den Berlinern keinen großen Spielraum. Bobic wird Hertha im Sommer verlassen, Wichniarek womöglich auch. Gesucht wird ein Typ wie Jan Koller. Der Dortmunder ist ein Mittelstürmer, der variabel anspielbar ist, den Ball sichern kann, sehr kopfballstark und dazu treffsicher ist. „Aber den gibt es nur einmal, und der steht noch unter Vertrag“, sagt Hoeneß. Neben Koller und Roque Santa Cruz vom FC Bayern wird neuerdings Alexander Frei gehandelt. Der Schweizer von Stade Rennes führt Frankreichs Torschützenliste an. Irrtümer aber kann sich Hertha nicht mehr leisten.

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