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Sport: Mit dem Ticket an die Börse

Von heute an können Fans ihre Eintrittskarten für die Fußball-WM zurückgeben oder übertragen

Monatelang haben Verbraucherschützer und Fußballfans protestiert, heute öffnet die Ticketbörse der Fußball-WM 2006. „Wir kommen damit unseren Verpflichtungen nach“, sagte Horst R. Schmidt, der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, gestern in Berlin. Von heute an können Eintrittskarten übertragen oder verkauft werden. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Wie funktioniert die Ticketbörse?

Im Prinzip kann ab heute, 12 Uhr, jeder seine WM-Karten zurückgeben oder direkt an Verwandte übertragen. Insgesamt sind fast 2,7 Millionen der gut drei Millionen WM-Karten verkauft. Und Schmidt geht davon aus, dass „99 Prozent der Fans ihre Karten behalten wollen“. Um den nun entstehenden Schwarzmarkt einzudämmen, hat das OK einige Hürden für die Weitergabe errichtet. Wer sein Ticket übertragen will, muss dies schriftlich begründen.

Welche Gründe werden anerkannt?

Insgesamt sieben Gründe werden vom OK akzeptiert: 1. Übertragung innerhalb der Familie oder rechtlich anerkannter Lebensgemeinschaften; 2. Krankheit des Bestellers; 3. der Besteller erhält kein Visum für Deutschland; 4. Ausreiseverbot für den Besteller; 5. höhere Gewalt (politische Unruhen, Epidemien oder Naturkatastrophen im Land des Ticketbesitzers); 6. ein sonstiger Härtefall (den das OK nicht genauer definieren mag). Das OK akzeptiert die Übertragung des Tickets auch, wenn der Besteller stirbt oder es einen Todesfall in dessen Familie gibt.

Wie will das OK die Gründe überprüfen?

„Notfalls mit Stichproben“, hat OK-Vize Schmidt einmal gesagt. Gestern allerdings appellierte er „vor allem an die Fairness“ den anderen, erfolglosen Kartenbewerbern gegenüber. „Ich kann nicht ausschließen, dass geschummelt wird.“ Wenn das OK Betrug entdeckt, werden die Karten gesperrt. Das ist jetzt erst passiert: Aus dem Kontingent der Fifa-Karten hatte eine Person (Schmidt: „Der Fall spielt nicht in Deutschland“) Karten überteuert weiterverkauft.

Fallen Kosten für den Service an?

Ja. Weil das OK die Ticketbörse für 700 000 Euro eingerichtet hat, will es die Kosten an die neuen Kartenbesitzer weitergeben. Wenn ein Ticket übertragen wird, sind zehn Euro Gebühr fällig. Wird eine Karte unter der Rubrik „Resale“ (Weiterverkauf) ans OK zurückgegeben, fallen für den jetzigen Inhaber keine Kosten an – für den neuen schon. Frei gewordene Karten werden zu einem Preis angeboten, der 15 Prozent – jedoch höchstens 15 Euro – über dem derzeitigen Ticket-Nennwert liegt.

Wann ist die Ticketbörse geöffnet?

Heute um 12 Uhr wird das Portal auf der offiziellen Internetseite des Weltverbandes Fifa freigeschaltet, die Adresse im Netz lautet: www.fifaworldcup.com. Im dortigen „Ticketshop“ wird unter der neuen Rubrik „Customer Self-Service“ alles abgewickelt. Allerdings ist die Börse nur zwei Wochen lang geöffnet – bis zum 9. April.

Kann man seine WM–Karte auch noch später zurückgeben?

Ja. Das zweite Zeitfenster ist vom 1. Mai bis jeweils zwei Tage vor dem betreffenden WM-Spiel geöffnet. Die Tickets sind dann zwar schon mit dem Namen des jetzigen Inhabers bedruckt und per Einschreiben verschickt. Weil im Innern der Karte jedoch ein elektronischer Funkchip integriert ist, kann die WM–Karte einfach gesperrt werden. Die Karte ist somit nicht viel mehr wert als ein Blatt Papier. Der neue Besitzer bekommt auch neue WM-Karten. Untereinander sollten keine Tickets getauscht oder weiterverkauft werden. Die Polizei hat bereits Betrugsfälle in Höhe von fast 100 000 Euro festgestellt. Sie rät, „ausschließlich“ über die offizielle Internetseite zu bestellen. Unter der Internetadresse www.wm2006polizei-service.de haben die Ermittler einen Informationsbereich eingerichtet.

Wenn man sein Ticket zurückgegeben hat – erhält man sofort sein Geld zurück?

Nein. Das OK will erst einmal seine Karten verkaufen, erst dann werden die zurückgegebenen WM-Tickets angeboten. Und wenn diese dann einen neuen Besitzer finden, überweist das OK den ursprünglich gezahlten Ticketpreis. Notfalls also erst kurz vor dem WM-Finale am 9. Juli.

Werden auch noch Tickets im normalen Verkauf angeboten?

Ja. Nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, wird zuerst bedient“ läuft die vierte Verkaufsphase noch bis 15. April. Das Angebot wird durch immer wieder neu zur Verfügung stehende Ticket-Kontingente aktualisiert. Diese ergeben sich aus den endgültigen Stadionbauplänen, versäumten Ticket-Zahlungen sowie weiteren Rückläufern von beispielsweise WM-Sponsoren. Am 1. Mai beginnt die letzte Phase, die Karten werden dann in den zwölf WM-Städten verkauft.

André Görke

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