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Einer gegen alle.

© REUTERS

Sport: Mit deutscher Gründlichkeit

Die Niederlande schlagen die Slowakei vor allem dank Arjen Robben 2:1 – und stellen dabei ihre effiziente und nüchterne Spielkultur unter Beweis

Nur Maarten Stekelenburg blieb ganz hinten. Der niederländische Pragmatiker zwischen den Pfosten ging ein paar Schritte zurück hinter die Torlinie, um an einer Trinkflasche seinen Durst zu stillen. Anlass, sich auch noch an der nächsten Gratulationscour zu beteiligen, sah der Torhüter nicht, denn das erledigten bereits nach 18 Minuten all seine Vorderleute. Im Mittelpunkt der Jubelarie wieder einmal: Arjen Robben. Dessen früher Volltreffer erwies sich beim 2:1 (1:0) gegen die Slowakei in einem eher unspektakulären Achtelfinale vor 61 962 Zuschauern in Durban als der Wegweiser dieses Nachmittags.

Robbens Jugendfreund Wesley Sneijder ließ in der 84. Minute nach feiner Vorarbeit von Dirk Kuyt schließlich noch das zweite Tor folgen. Damit haben sich die Niederländer mit deutscher Gründlichkeit das Viertelfinale am Freitag in Port Elizabeth verdient: Abermals erledigte die niederländische Nationalmannschaft die Pflichtaufgabe mit aller Nüchternheit. Dass die Slowaken quasi mit dem Schlusspfiff durch einen von Robert Vittek verwandelten Elfmeter noch auf 1:2 herankamen, störte an diesem Eindruck nur wenig.

2:0, 1:0, 2:1 und nunmehr 2:1 – die in Südafrika offenbarte Effizienz ihrer Siegesserie nimmt beängstigende Ausmaße an. Neben den beiden Torschützen war der lange nicht geprüfte Ajax-Tormann Stekelenburg bis zum von ihm verursachten Elfmeter der Matchwinner. Er wehrte die Schüsse von Miroslav Stoch und Robert Vittek in der 67. Minute ab – und verhinderte so den zwischenzeitlich drohenden Ausgleich.

Nun haben diese Niederländer natürlich mehr vor. „Mein Traumfinale ist Niederlande gegen Deutschland“, hatte Arjen Robben schon vor dem Spiel verraten, „aber da müssen wir gewinnen. Sonst kann ich nicht zu den Bayern zurückgehen und muss mir einen neuen Verein suchen.“ Sein nächstes Ausrufezeichen im Nationaltrikot setzte der 26-Jährige in so altbekannter Manier nach 18 Minuten, dass man sich schon fragen mochte, ob slowakische Abwehrspieler sich bislang allem Anschauungsunterricht widersetzt haben.

Denn abermals startete der Linksfuß von rechts, schlug einen flotten Haken, um sodann mit Jan Durica (Hannover 96) und Radoslav Zabavnik (FSV Mainz 05) ausgerechnet zwei Bundesliga-Kollegen zu Fahnenstangen zu degradieren. Der slowakische Schlussmann Jan Mucha vermochte dem Flachschuss auch nur machtlos hinterherzustarren. Dabei stand der Torschütze etwas überraschend in der Startelf, da er eingedenk seines erst 23 Tage zurückliegenden Muskelfaserrisses zuvor gesagt hatte: „Ich muss ehrlich sein – ich bin im Kopf noch nicht vollkommen frei. Das letzte bisschen Sorge muss ich noch loswerden.“ Aber der Bayern-Star und Bondscoach Bert van Marwijk warfen die finalen Bedenken vor dem ersten K.-o.-Spiel einfach über die Haufen, weshalb Rafael van der Vaart auf der Bank saß.

Es war jedoch ein Trugschluss zu glauben, die Hereinnahme des später wegen eines Handspiel mit Gelb belasteten Flügelflitzers würde grundsätzlich das Auftreten verändern: Der Sturm-und-Drang-Stil ist längst vom Zweckfußball abgelöst worden – außer Robbens Tor sprangen kaum anrechenbare Chancen heraus. Erst Robben auf seine unverwechselbare Art zwang Mucha wieder zum Eingreifen, der auch gegen den Hamburger Joris Mathijsen glänzend hielt – nach Robben-Vorlage. Wenn es also gefährlich wurde, hatte die beifallumtost nach 70 Minuten ausgewechselte niederländische Nummer elf ihren Fuß im Spiel – ob das allerdings ausreicht, um gegen die ganz großen Namen bis zum Endspiel in Johannesburg zu bestehen, muss sich erst noch zeigen.

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