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Mit Erfolg defensiver: Ende des High-Life-Eishockeys der Eisbären

Die sonst so offensiven Berliner Eisbären setzen auf die Abwehr – und haben Erfolg. Zum Beispiel beim 3:0-Sieg über die Iserlohn Roosters.

Von Katrin Schulze

Berlin - Da flog die Tür. Jeff Friesen stapfte zur Strafbank, nahm unter regem Gebrauch seines Schimpfwörterrepertoires Platz und schmiss den Verschluss des engen Raums mit einer Wucht in die Verankerung, die er sonst eigentlich nur in seine Schüsse zu legen vermag. Was den kanadischen Angreifer der Eisbären am Freitagabend zu dieser Einlage veranlasste, war sein heftiger Check ins Gesicht eines Gegenspielers, für den er vom Schiedsrichter eine zehnminütige Bedenkzeit in der Strafecke aufgebrummt bekam. Friesens rüde Aktion blieb einer von wenigen Aufregern in einer sonst eher unspektakulären Partie gegen die Iserlohn Roosters. Zwar gewann der deutsche Eishockeymeister souverän 3:0, ein glanzvoller Sieg aber sieht anders aus. Trotzdem ordnete Stürmer Sven Felski das Spiel danach in die Kategorie „perfekt“ ein.

In gewisser Weise hatte Felski Recht. Nicht die Tatsache, dass die Eisbären mal wieder ein Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga erfolgreich bestreiten konnten, wirkt so makellos. Vielmehr ist es die Art und Weise, wie die Berliner siegen. Kontrolliert und geduldig dominieren sie, um irgendwann einen gegnerischen Fehler auszunutzen. „Wir haben die Ruhe bewahrt – auch als es nach dem ersten Drittel noch 0:0 stand“, sagte Felski. Nach unserem Tor haben wir uns nicht mehr aus dem Konzept bringen lassen.“ Die neue Beherrschung der Eisbären? Es scheint so.

Seitdem die Berliner den Frankfurt Lions zu Hause 2:6 unterlagen, haben sie eine ungewohnt defensive Strategie verfolgt. Mit Erfolg: Nur ein Gegentor haben sie in den drei Begegnungen nach dem Debakel einstecken müssen – das ist untypisch für die sonst so offensivstarken Eisbären. Auch heute bei den Augsburger Panthern (14.30 Uhr, live auf Sky) wird sich daran vermutlich nichts ändern. Denn die Zeiten des Berliner High-Life- Eishockeys, in denen der Sport zuweilen mehr zelebriert denn gespielt wurde, scheinen vorübergehend vorbei. Ohne Rücksicht auf potenzielle Nebenwirkungen ging es früher zuweilen nach vorne. Egal, wenn es am Ende 5:4 oder 7:6 stand, solange die Eisbären siegten.

Für die Zuschauer war das spannend, einen Trainer allerdings konnte diese Spielkultur zum Ausrasten bringen. Gerade einen wie Don Jackson, predigt der ehemalige Weltklasseverteidiger doch immer wieder den Wert guter Abwehrarbeit. „Die wichtigste Position ist der Torwart, danach kommt die Verteidigung und erst zum Schluss der Sturm“, sagt Jackson. Entsprechend agierte sein Team gegen die Roosters, die am Freitag das erste Mal in dieser Saison keinen Treffer erzielten. Es war ein Sieg des Berliner Systems.

Zum Schluss sollte auch Jeff Friesen noch mal seinen Auftritt bekommen. Nachdem er seine Strafe abgesessen hatte, bekam er drei Sekunden vor der Schlusssirene einen technischen Treffer zugesprochen, weil er nach Behinderung beim Torschuss ins leere Gehäuse der Iserlohner gerutscht war. Eine Rarität. Ganz so unspektakulär wollten die Eisbären den Abend wohl doch nicht beenden.

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