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Sport: Mit freundlicher Unterstützung

Durch das 2:1 gegen Alemannia Aachen setzt sich Hertha BSC in der Spitzengruppe der Bundesliga fest

Berlin - Marko Pantelic konnte nicht mehr, er blieb einfach im Strafraum von Alemannia Aachen liegen – doch Ersatz für den angeschlagenen Stürmer stand umgehend bereit. Ein Zuschauer mit Hertha-Schal in der Hand stürmte aufs Feld, eilte den Aachenern hinterher und störte höchst erfolgreich deren Spielaufbau. Schiedsrichter Günter Perl musste den Angriff von Amts wegen bereits tief im Mittelfeld unterbrechen. Es war der letzte Versuch des Aufsteigers, doch noch den Ausgleich zu erzielen. Über fehlende Hilfe von außen konnte sich der Berliner Fußball-Bundesligist gestern nicht beklagen. Herthas 2:1-Sieg war vor allem mit freundlicher Unterstützung von Alemannia Aachen zustande gekommen. „Die beiden Tore waren sicher vermeidbar“, sagte Aachens Trainer Michael Frontzeck.

Das 1:0 fiel fünf Minuten vor der Pause nach einer Ecke. Srdjan Lakic stand im Strafraum der Aachener völlig frei, sein Flugkopfball landete zwar nur am Pfosten, doch Marko Pantelic setzte nach und erzielte mit einem Abstauber seinen neunten Saisontreffer. Beim 2:1 nach einer Stunde zeigten sich die Aachener noch barmherziger. Sergio Pinto ließ sich hinter der Mittellinie in einen Zweikampf mit Malik Fathi verwickeln und versäumte es anschließend, seinem Gegenspieler zu folgen. Fathi schlich sich frei, konnte unbedrängt flanken, Aachens Torhüter Nicht verschätzte sich, und von der Stirn Ashkan Dejagahs tropfte der Ball ins leere Tor. Für den 20-Jährigen war es der erste Bundesligatreffer. Allzu kompliziert war es nicht für ihn. „Die Flanke war perfekt getimt“, sagte Fathi. Den Fehlgriff des Aachener Torhüters habe er einberechnet, was gar nicht so vermessen war, wie es sich anhörte: Nicht hatte sich bei hohen Flanken zuvor mehrmals als nicht-bundesligatauglich erwiesen.

Das 2:1 fiel in einer Phase, in der Aachen die zwingendere Mannschaft stellte. Vier Minuten zuvor hatte Sascha Rösler die beste Chance für den Aufsteiger vergeben, als Herthas Torhüter Christian Fiedler seinen Kopfball noch zur Ecke lenken konnte. Für Rösler war es das kleinere Unglück im Vergleich zu dem, was ihn zehn Minuten vor dem Ende ereilte. Der Aachener Stürmer brach sich nach einem Foul von Josip Simunic den Mittelfuß, Hertha hatte Glück, dass das Vergehen nicht mit einem Elfmeter geahndet wurde.

Manager Dieter Hoeneß klagte nach dem Spiel, dass Hertha sich das Leben wieder einmal schwer gemacht habe. Anstatt die Führung sicher in die Pause zu bringen, kassierte die Mannschaft noch vor der Halbzeit durch einen Fernschuss von Matthias Lehmann den Ausgleich. „Wir werden dann nachlässig“, sagte Hoeneß. „Andererseits kommen wir dann auch wieder zurück.“ Es hat fast ein bisschen den Anschein, als hätten die Berliner eine besondere Freude daran entwickelt, den Gegner erst noch ein bisschen zu quälen, ihn kurz vom Sieg träumen zu lassen, ehe sie dann doch noch einmal zuzuschlagen. Zuletzt gewannen sie viermal 2:1, dreimal gewährten sie dem Gegner den zwischenzeitlichen Ausgleich. Zufall oder Berechnung? „Wir waren die Mannschaft, die mehr Biss hatte“, sagte Malik Fathi.

Hertha hat sich festgebissen in der Liga, seit fünf Spielen ist die Mannschaft ungeschlagen, und „in zwei Wochen fragt keiner mehr, wie wir gegen Aachen gespielt haben“, sagte Verteidiger Dick van Burik. Es fragt ja auch keiner mehr, wie die Berliner gegen Gladbach und Nürnberg gewonnen und wie sie sich vor einer Woche den Sieg in Dortmund ermauert haben. Tatsache ist, dass Hertha den Platz in der Spitzengruppe gefestigt hat und dass dies in der ehemaligen Wackelliga inzwischen auch eine gewisse Aussagekraft besitzt. „Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagte Dieter Hoeneß. „Und im Moment gehören wir zum Weizen.“

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