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Sport: Mit harter Arbeit hat der HSV für ein neues Hoch im Norden gesorgt - jetzt will er nach ganz oben

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"... von der Elbe bis zur Isar. Immer wieder HSV." Die Fans in und um Hamburg herum feiern seit Monaten das neue Hoch im Norden. Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß hatte schon kurz nach dem Saisonstart erkannt: "Der Hamburger SV hat die große Chance, aufzuschließen. Da ist ganze Arbeit geleistet worden." Und Günter Netzer, der den HSV als Manager 1982 zum vorerst letzten Meistertitel geführt hatte, malt die Hamburger Zukunft in für ihn ungewöhnlich schwärmerischen Tönen aus: "Der HSV kann dann wieder in einem Atemzug mit den Bayern, mit Dortmund, Leverkusen und Hertha BSC genannt werden. Diese Mannschaften werden in Zukunft den deutschen Fußball prägen."

Zuviel des Lobes? Am Sonntag, nach dem Spitzenspiel im Volksparkstadion gegen den FC Bayern München, wird es eine erste Antwort darauf geben. Der HSV brennt darauf, dem Brachenführer zu zeigen, wie sehr er dessen Vorsprung schon verringert hat. Nur einer will nichts wissen von neuen Verhältnissen an der Tabellenspitze: Frank Pagelsdorf. "Ich hatte nach unserer guten Vorbereitung doch gedacht, dass wir schon weiter seien", grummelt der Hamburger Trainer. Zweckpessimismus oder Sinn für Realität?

Doch auch wenn der FC Bayern am Sonntag als Sieger in die Heimat fliegen sollte - die Bundeslioga registriert mit einer Mischung aus Bewunderung und Irritation, dass der Hamburger SV seine lange währende Talfahrt nicht nur gebremst hat, sondern einen fast schon kontinuierlichen Aufschwung in die Wege geleitet hat. Das Erfolgsgeheimnis ist simpel. Es gibt kein Wunder von der Elbe, es wurde gearbeitet. Und es gab den glücklichen Umstand, dass Vermarkter Ufa 25 Millionen Mark als Soforthilfe zur Verfügung und damit den eigentlich maroden HSV wieder auf die Beine stellte.

Die Fakten sprechen für sich: Das neue Stadion sucht, wenn es denn im Sommer überdacht ist, in Deutschland seinesgleichen. Zur Jahreswende wurde das neue Jugendinternat auf dem Vereinsgelände in Ochsenzoll eingeweiht. Der Vorstand arbeiten unspektakulär, erfolgreich und mit viel Sachverstand: Der hauptamtlichen Vorsitzenden Werner Hackmann deinte Hamburg früher als Innensenator. Der eine Stellvertreter, Holger Hieronymus, war Nationalspieler, der andere, Joachim Hilke, kommt vom Vermarkter Ufa. Auch in den oft zerstrittenen Aufsichtsrat ist Ruhe eingekehrt. Der kürzlich als zwölftes Ratsmitglied verpflichtete ehemalige Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt formulierte die Maxime eines Traditionsverein auf dem Weg zu neuen Höhen: "Erfolg ist der beste Weg zu neuem Erfolg."

Keiner weiß das besser als Trainer Frank Pagelsdorf. Der arbeitet seit dem Sommer 1997 beim HSV und hätte in den beiden folgenden Jahren zweimal beinahe den Hamburger Winter verpasst, mal wieder der Abstieg gedroht hatte. Heute gilt er als Vater des Hamburger Erfolges. Seine Vorliebe für Gummibären und Schokolade erklären den stattlichen Bauchumfang. Pagelsdorf aber hat nicht nur eine Nase für Süßigkeiten, sondern auch ein Gespür für Talente und den Umgang mit gestandene Profis. Seine Spieler schätzen ihn, weil er trotz der jüngsten Erfolge Mensch geblieben ist. Frank Pagelsdorf ist Kumpel auf Traingsplatz und respektierte Autorität in einer Person.

Vor zweieinhalb Jahren hatte Pagelsdorf vom Hamburger Idol Uwe Seeler erhalten, eine völlig neue Mannschaft aufzubauen. Seeler ist längst weg von der Kommandobrücke, aber sein Auftrag wurde erfüllt. Bis auf Harald Spörl, der schon 1987 nach Hamburg kam, hat kein Profi aus der alten Zeit, der schlechten, alten Zeit überlebt. Des Trainers Radikalkur wurde nicht nur nach sportlichen Gesichtspunkten durchgeführt, die Neuen (Mahdavikia, Präger, Kovac, Hahemian) mussten auch menschlich ins Hamburger Team passen.

Zur Zeit passt alles. Torwart Hans-Jörg Butt stellt unwidersprochen fest: "Bei uns gibt es keinen Stinkstiefel." Dank Frank Pagelsdorf hat der HSV nun eine intrigenfreie und intakte Gemeinschaft, für die nur eines wichtig ist: Erfolg.

Herbert Stoffer

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