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So geht’s! Ivan Lendl soll Andy Murray das Siegen lehren.

© dpa

Mit Humor und Geduld: Lendl und Murray - ein starkes Duo

Andy Murray wartet immer noch auf seinen ersten Grand-Slam-Titel. Jetzt hofft er mit Hilfe von Tennislegende Ivan Lendl auf die Wende in seiner Karriere. Sein neuer Coach überrascht dabei so manchen.

Jim Courier schüttelte so ungläubig den Kopf, als hätte er niemals etwas Unsinnigeres gehört. Der ehemalige Champion führte in der Rod-Laver-Arena das Interview mit Andy Murray nach dessen 6:3, 6:3 und 6:1-Sieg über den Japaner Kei Nishikori im Viertelfinale der Australian Open. Und Courier hatte Murray gefragt, was er und sein neuer Coach Ivan Lendl denn gemeinsam hätten. „Wir haben den gleichen Sinn für Humor“, sagte der Schotte. Nicht nur Courier erstaunte die Antwort, wohl auch die meisten, die die Karriere des gebürtigen Tschechen über zwei Jahrzehnte hinweg verfolgt hatten. Denn das Bild, das Lendl seinerzeit abgab, war das des harten, verbissenen Arbeiters, der eher wie Ivan, der Schreckliche wirkte, und nicht wie ein amüsanter Zeitgenosse.

Doch seitdem der Weltranglistenvierte Lendl zum Saisonbeginn verpflichtete, wird dieses Fehlurteil immer offensichtlicher. Denn vielmehr verfügt der Altmeister über einen sehr trockenen Humor, wie ihn auch Murray pflegt. Als ein TV-Sender zum Turnierbeginn eine feststehende Kamera direkt in der Box des Schotten anbrachte, warf Lendl kurzerhand ein Handtuch über das Objektiv. „Es war ziemlich heiß da draußen. Ich habe mich nur um die Ausrüstung gesorgt“, sagte er. Lendl will nicht im Fokus stehen, betont er stets, „es geht hier um Andy, nicht um mich“.

Es schien jedoch zunächst fraglich, ob die Verbindung tatsächlich ideal sei. Den 51-Jährigen trennen 27 Jahre von Murray, der Lendls Matches nur aus dem Internet kennt. Seitdem dieser 1994 seine Karriere beendete, hat er sich aufs Golfspielen verlegt und die sportlichen Karrieren seiner fünf Töchter gefördert. Das Tennis veränderte sich während seiner Abwesenheit rapide. Erst vor zwei Jahren kehrte Lendl auf die Seniorentour zurück, doch um mit Murray auf dem Trainingsplatz Bälle zu schlagen, reicht es nicht mehr. Sein lädiertes Knie verhindert es. Aber der Schotte hat ohnehin ein ganzes Team um sich aufgebaut, mit einem Fitnesscoach, Physiotherapeuten und Hitting-Partner. Und deshalb braucht er Lendl für etwas, das niemand sonst ausfüllen könnte: Er weiß, wie sich Murray fühlt.

Lendl gewann als einziger Spieler der Open Era einen Grand-Slam-Titel, nachdem er die ersten vier Finals verloren hatte. Bei Murray sind es bereits drei. „Ich verstehe, wie sich Andy fühlt“, sagte Lendl, doch er nimmt Murray in Schutz: „Zwei Endspiele hat er gegen Federer verloren, den besten, der je gespielt hat.“ Für den gewünschten Grand-Slam-Titel arbeiten Murray und Lendl akribisch. Stundenlang studiert Lendl Videomaterial der Gegner, ein Taktikfuchs ist er stets gewesen, aber nicht überall der Schnellste. „Manche lernen schneller als andere“, sagt Lendl, „ich zählte auch zu den langsamen.“

Das Training verlegte Lendl weg vom hektischen Treiben des Melbourne Parks ins ruhige Kooyong, und er schaffte, was keinem Trainer vor ihm gelang: Lendl gewöhnte Murray seine verbalen Ausbrüche auf dem Platz ab: kein Geschrei, keine Beschimpfungen, keine Grimassen mehr. Vor allem aber ist es das Vertrauen, das Murray von Lendl spürt: „Wenn ich nicht glauben würde, dass Andy es schafft, wäre ich nicht hier.“ In Melbourne ist Murray auf einem guten Weg, zum dritten Mal hintereinander das Finale zu erreichen und dem ersehnten Ziel wieder einen Schritt näher zu sein. Doch wartet im Halbfinale erneut der starke Novak Djokovic auf ihn, gegen den er vor einem Jahr im Endspiel noch chancenlos war.

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