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Einer ist nicht zu bremsen. Dirk Nowitzki macht den entscheidenden Korb. Foto: dpa

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Sport: Mit links

Trotz Verletzung führt Dirk Nowitzki Dallas im NBA-Finale zum sensationellen 95:93-Erfolg über Miami

Berlin - Mit einer Mischung aus Verwunderung und Freude schaute Steve Nash aufs Spielfeld. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er kam glauben konnte, was er da sah. Drei Sekunden waren zwischen den Miami Heat und den Dallas Mavericks noch zu spielen, als Nowitzki seinen Gegenspieler Chris Bosh wie einen Trainingspartner stehen ließ und den Ball mit der linken Hand in den Korb legte. Mit jener Hand, deren Mittelfinger wegen eines Sehnenrisses aus dem ersten Spiel getaped worden war. Doch Nowitzki spürte die Schmerzen nicht, er war nach seinem Treffer zum 95:93 für Dallas voller Adrenalin. Steve Nash applaudierte seinem alten Freund für diese Energieleistung von der Tribüne und vielleicht ärgerte sich der Kanadier auch, dass er die Mavericks 2004 verlassen hatte und in diesem historischen Moment nicht zusammen mit Nowitzki auf dem Feld stand.

Steve Nash spielt inzwischen für die Phoenix Suns und wahrscheinlich wird der 37-Jährige dem Titel in der nordamerikanischen Basketballliga NBA nicht mehr so nah kommen wie Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks nach ihrem 95:93-Erfolg bei den Miami Heat. Dallas konnte damit in der Serie zum 1:1 ausgleichen. Das erste Spiel hatten die Heat noch souverän mit 92:84 gewonnen und auch im zweiten Spiel sah es lange Zeit danach aus, als würde Miami die Halle als Sieger verlassen. Ein 13:0-Run zu Beginn das vierten Viertels hatte die Gastgeber auf 88:73 davonziehen lassen, Dallas schien geschlagen. Doch just in diesem Moment beging Miami einen folgenschweren Fehler. Aufreizend lässig feierten Miamis Dwyane Wade und LeBron James ihre scheinbar sichere Führung genau vor der Bank der Mavericks. „Das Feiern hat uns geärgert und motiviert“, verriet Dallas-Center Tyson Chandler später. Vor allem Dirk Nowitzki spielte auf einmal wie ausgewechselt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Deutsche nur 15 Punkte erzielt und es schien, als würde der verletzte linke Finger Nowitzki doch beeinträchtigen.

Punkt um Punkt kämpften sich die Mavericks nun heran und Miami wurde sichtlich nervöser. „Am Schluss wars einfach jetzt oder nie. Du kannst nicht mehr warten, wenn du mit 15 Punkten zurück liegst. Dann musst du Vollgas geben“, sagte Nowitzki. Dwyane Wade, der am Ende mit 36 Punkten Topscorer der Partie war und LeBron James schoben sich die Verantwortung gegenseitig zu und verloren dabei komplett ihren Rhythmus. Beim Stand vom 86:90 aus Sicht von Dallas übernahm Nowitzki dann endgültig das Spiel. Nach einem Korbleger traf der 32-Jährige per Dreier zur ersten Führung seines Teams in der zweiten Halbzeit. Am Ende erzielte Nowitzki alle neun der letzten Mavericks-Punkte und führte seine Mannschaft zum so wichtigen Auswärtssieg. Die nächsten drei Spiele finden nun in Dallas statt. Gewinnen die Mavericks ihre Heimauftritte, sind sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte Meister.

Davon wollte Nowitzki jedoch noch nichts wissen und warnte vor zu viel Euphorie: „Du kannst nicht hier einen emotionalen Sieg holen und dann nach Hause gehen und gleich wieder das ganze Momentum herschenken. Von daher müssen wir unser bestes Spiel in der dritten Partie zeigen.“

Das Momentum, wie Nowitzki es nennt, liegt nach der grandiosen Aufholjagd nun auf Seiten der Mavericks. Seit 1997 hatte kein Team im Finale einen 15-Punkte-Rückstand wettmachen können. Wie schon gegen die LA Lakers oder Oklahoma konnte Dallas ein Spiel trotz großem Rückstand noch gewinnen und geht mental gestärkt in die kommenden Heimspiele. Die Art und Weise wie Dallas das Spiel in Miami drehte, weckte Erinnerungen an die Finalserie zwischen beiden Teams aus dem Jahr 2006. Damals gewann Dallas die ersten zwei Spiele und führte im dritten sechs Minuten vor Schluss bereits mit 13 Punkten, ehe die Heat das Spiel zu ihren Gunsten entschieden. Miami gewann anschließend auch die folgenden drei Spiele und wurde zum ersten Mal Meister. (mit dpa)

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