zum Hauptinhalt

Sport: Mit List und Pfiffigkeit

Tränen wurden ihm nicht nachgeweint. Allenfalls bekam er noch ein paar der branchen-üblichen Höflichkeitsfloskeln mit auf den Weg.

Von Karsten Doneck, dpa

Tränen wurden ihm nicht nachgeweint. Allenfalls bekam er noch ein paar der branchen-üblichen Höflichkeitsfloskeln mit auf den Weg. Er habe "keineswegs schlechte Arbeit geleistet", man trenne sich "im gegenseitigen Einvernehmen". Was Kaweh Niroomand, dem Manager des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg, nach drei Jahren gemeinsamer Arbeit zur Trennung von Trainer Brian Watson einfiel, klang nicht so, als ob da ein schwerwiegender Verlust zu beklagen sei. Erst recht nicht dann, wenn Niroomand auch noch anfing, den neu bestellten Trainer zu loben. Mirko Culic, der Nachfolger Watsons, stehe "für einen etwas anderen Volleyball, einen mit List und mehr Pfiffigkeit". Das hörte sich dann geradewegs so an, als hätten die Charlottenburger unter Brian Watson zuvor nur so eine Art "Beamten-Volleyball" gespielt.

Bekanntlich begegnet man sich im Leben ja immer zweimal - und in der Volleyball-Szene wohl noch häufiger. Es muss für Brian Watson, den auf der Trainerbank so stillen, fast emotionslosen Kanadier, eine kleine Genugtuung gewesen sein, dass er im ersten Saisonspiel ausgerechnet den SCC mit 3:1 bezwang. Die Leistungsstärke zwischen beiden Klubs hat sich inzwischen auf das erwartete Maß eingependelt: Die Bundesliga-Normalrunde beendeten die Charlottenburger als Dritter, Watsons Dachauer hingegen als Sechster. Was wiederum zu der Konstellation führt, dass im Play-off-Viertelfinale der SCC wieder mit dem ASV Dachau die Kräfte messen muss. Heute beginnt die Serie "Best of three" in Dachau.

Wer aus dieser Begegnung als Sieger hervorgeht, darüber gibt es keine Zweifel, zumindest nicht beim SCC. "Wir wollen ins Endspiel, da müssen wir diese Hürde nehmen", verkündet Günther Trotz, Geschäftsführer bei den Charlottenburger Volleyballern, ehrgeizige Ziele. Dass nun Brian Watson, ihr ehemaliger Trainer, auf der Gegenseite steht, gilt da nur als Randerscheinung mit nicht eben hohem Motivationsgrad.

Vielmehr richtet der SCC ja auch sein Augenmerk auf die Weiterverpflichtung des eigenen Trainers. Mirko Culic hat schließlich im Frühjahr 2001 nur einen Einjahresvertrag bekommen. Man wollte sich erst einmal ein bisschen beschnuppern. Der Schnupperkurs ist abgeschlossen, der SCC will den Vertrag verlängern. Das Problem: Culics Ehefrau hat einen sehr lukrativen Job in Belgrad, und "die Trennung von ihr belastet Mirko", wie Manager Niroomand bemerkt hat. Dennoch ist er überzeugt: "Wir finden eine Lösung."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false