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Sport: „Mit Michael kann man nicht reden“

Formel-1-Pilot Juan Pablo Montoya und sein Vater haben ein schwieriges Verhältnis zu den Schumachers

Montreal. Die Kolumbianer lieben ihn. Auf Plakatwänden wirbt Juan Pablo Montoya für Milch, in einer Seifenoper ist der Formel-1-Pilot sogar das Vorbild für eine Hauptfigur. Dabei können die meisten kolumbianischen Formel-1-Fans die Rennen gar nicht sehen: Sie laufen nur im Pay-TV. Umso faszinierter hängen alle an den Radio-Übertragungen. Und die Radio-Sender lassen sich einiges einfallen, um ihren Landsleuten den Kampf ihres Helden gegen die internationale Formel-1-Welt nahe zu bringen: Bei Montoyas Sieg vor knapp zwei Wochen in Monaco befragten sie live deutsche Journalisten, ob es denn ein Problem für den Motorenlieferanten BMW sei, wenn jetzt Juan Pablo und nicht Ralf Schumacher gewinne.

Die Frage besitzt einen Hintergrund. Das Verhältnis von Juan Pablo Montoya zu Deutschen und Deutschsprachigen ist – zumindest wenn man seinem Vater Pablo glauben darf – ein bisschen schwierig. „Er hat ja in seiner Formel-3000-Zeit schon einmal ein Jahr lang in Österreich gelebt und sich da nicht besonders wohl gefühlt“, sagt Pablo Montoya. „Mit Ralf Schumacher gab es am Anfang überhaupt keine Kommunikation – jetzt reden die beiden wenigstens halbwegs normal miteinander.“

Zum Ferrari-Piloten Michael Schumacher allerdings ist der Kontakt noch schlechter. „Mit dem kann man nicht reden“, sagt Montoya senior. „Ich glaube, wenn Enzo Ferrari noch leben würde, wäre einer wie Schumacher nie bei Ferrari gefahren.“ Und seinen Sohn würden die Italiener doch viel mehr lieben.

Pablo Montoya, ein Architekt, ist öfters bei den Rennen dabei, die Montoya-Familie hat ihre kolumbianische Heimat schon seit langem aus Sicherheitsgründen verlassen und wohnt jetzt in Miami. Und der Papa hofft, dass er in Zukunft vielleicht einmal zwei seiner Söhne in der Formel 1 begleiten kann. Denn der Jüngste, Federico Montoya, ist schon jetzt „wie ein Wahnsinniger“ im Go-Kart unterwegs. Das bestätigt auch sein älterer Bruder Juan Pablo.

Zunächst einmal aber ist er das Idol in seiner Heimat, in der er sich auch um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert. Seine Frau Connie ist derzeit dabei, eine größere Hilfsorganisation auf die Beine zu stellen. Dass er der Richtige für so etwas ist, auch mehr erreichen könnte, als nur Geld zu spenden, zeigt sich schon jetzt. „Montoya: ein Beispiel gegen Gewalt“, steht auf einer Mauer im Hof von Juan-Pablos ehemaligen Schule in San Tarsicio. Als Mahnung gegen Drogenkartelle und Bürgerkriegstote. „Ich bin auch stolz darauf, dass ich ein bisschen dazu beitragen kann, dass den Leuten im Ausland, gerade in Europa, beim Thema Kolumbien nicht mehr nur Gewalt, Drogen und Guerilla einfällt“, sagt Juan Pablo Montoya.

Je mehr Erfolg er hat, desto eher wird seine Stimme gehört. Aber natürlich will er auch für sich siegen. „Ich habe so lange auf meinen zweiten Sieg nach Monza 2001 warten müssen, da kommt man logischerweise ein bisschen ins Grübeln.“ So lange soll und darf es nicht mehr dauern – am liebsten würde er jetzt gleich in Montreal auf seinen Monaco-Sieg noch einen draufsetzten. „Dann könnte ich vielleicht wirklich noch ein Wörtchen um die diesjährige WM mitreden.“ Zuversichtlich ist er schon: „Ich rechne mir gute Chancen aus, die Strecke hat unserem Auto immer gut gelegen.“

Am Mittwoch tauschte er kurz sein Auto mit der amerikanischen Nascar-Legende Jeff Gordon und fuhr einen Nascar-Chevrolet Monte Carlo. „Mit so einem Auto kann man viel spektakulärer und wilder fahren“, sagte Montoya. Trotzdem muss er am Sonntag wieder in eines jener ruhigen und unspektakulären Formel-1-Autos steigen.

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