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Sport: Mit Nebenwirkungen

Herthas Rehmer wird für neun Spiele gesperrt – wegen Verstoßes gegen die Dopingbestimmungen

Als wäre die vergangene Saison für Hertha BSC nicht schon grauenvoll genug gewesen, hat der Fußballklub nun noch einen verspäteten Rückschlag hinnehmen müssen. Marko Rehmer ist vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für neun Meisterschaftsspiele gesperrt worden. Der Dopingtest nach dem Bundesliga-Spiel beim TSV 1860 München, der vorletzten Begegnung der Saison, hatte ihm die Substanz Betamethason (ein Kortison) nachgewiesen. Die Injektion dieser Substanz sei medizinisch notwendig gewesen, weil Rehmer zu jener Zeit an einer Prellung des Kiefergelenks litt und damit heftige Ohrenschmerzen verbunden waren, teilte Hertha BSC mit. Rehmer hätte jedoch die Einnahme vor dem Spiel melden müssen. Das hat er nicht getan.

Ziemlich hilflos versuchte Marko Rehmer gestern im Trainingslager seiner Mannschaft in Tirol, den Fall zu erklären. „Es war ein Fehler von mir, den Vereinsarzt nicht zu informieren“, sagte er. Denn Rehmer hatte seine Verletzung von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt behandeln lassen, der nicht mit Hertha BSC in Verbindung steht, und auch keinen Verantwortlichen des Vereins von dieser Behandlung informiert. Genau dieser Fehler könnte für Rehmer jedoch noch schwerere Folgen haben als die Spielsperre bis zum 26. Oktober. Der Verein wird nun über eine Bestrafung Rehmers beraten und sogar über arbeitsrechtliche Konsequenzen. Das bedeutet, dass auch eine Kündigung nicht auszuschließen ist. „Dazu möchte ich mich im Moment nicht äußern, weil so eine Entscheidung nicht emotional getroffen werden darf“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Seine Enttäuschung über Rehmers unprofessionelles Verhalten verbarg er jedoch nicht.

Rehmer hat das Urteil des DFB-Sportgerichts bereits akzeptiert, es ist damit rechtskräftig. Was ihm noch droht, will er wohl nicht wissen: „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“ Die Sperre ist der nächste Tiefpunkt für den 32 Jahre alten Abwehrspieler, der mit einer Verletzung nach der anderen zu kämpfen hat.

Ein Dopingvergehen ist Rehmers Verstoß gleichwohl nicht, sondern ein Verstoß gegen die Melde- und Mitteilungspflichten. Erst kürzlich hatte Roland Augustin, der Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), gesagt, er erwarte bei den Olympischen Spielen in Athen positive Dopingproben mit so genannten Glukokortikosteroiden, also beispielsweise kortisonhaltigen Salben, weil den Sportlern die Meldepflicht dieser Substanzen noch nicht bewusst sei. Ein solcher Fall liegt nun bei Rehmer vor.

Vor dem Berliner Abwehrspieler waren bereits elf Fußballer in den deutschen Ligen wegen Dopings oder Verstößen gegen die Meldepflicht von Medikamenten überführt worden, neun von ihnen wurden gesperrt. Zuletzt war Abwehrspieler Raymond Kalla vom Bundesligaklub VfL Bochum wegen seines Verstoßes gegen die Durchführungsbestimmungen für drei Spiele gesperrt worden. Als erster Doping-Fall in der Bundesliga gilt der frühere Bochumer Roland Wohlfarth. Er wurde vom Sportgericht des DFB 1995 mit einer achtwöchigen Sperre belegt, weil er der Einnahme eines Appetitzüglers mit dem auf der Doping-Liste stehenden Wirkstoff Recatol überführt worden war. Die höchste ausgesprochene Strafe wurde gegen einen Fußballer aus der Zweiten Liga verhängt. Thomas Ziemer vom 1. FC Nürnberg wurde 1999 für neun Monate gesperrt, weil bei ihm ein erhöhter Testosteronwert auf Grund der Einnahme eines anabolen Steroids festgestellt worden war.

Für Rehmers Fehler hat Hoeneß kein Verständnis. Der Verein missbillige sein Verhalten aufs Schärfste, Rehmer habe leichtsinnig und pflichtwidrig gehandelt. Die vergangene Saison, in der Hertha erst kurz vor Schluss dem Abstieg entkommen war, hat Hertha nun noch einmal eingeholt. Manager Dieter Hoeneß sagte gestern: „Diese Saison hat wirklich alles beinhaltet.“

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