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Sport: Mit neuer Berufsmaxime

Mario Basler ­ ein Star kämpft um den StammplatzVON KLAUS ROCCA BERLIN.Sein Dank galt dem Zeugwart.

Mario Basler ­ ein Star kämpft um den StammplatzVON KLAUS ROCCA BERLIN.Sein Dank galt dem Zeugwart.Der hatte offenbar vergessen, die Schnürsenkel in seine "Töppen" zu binden, so daß Mario Basler erst einmal zur Untätigkeit verdammt war.Was heißt: verdammt? Das habe ihm, so Basler, mindestens zehn Minuten Training erspart.Basler, an die Journalisten gewandt: "Und Ihr wißt ja: Ich bin konditionell so schwach." Da klang ein wenig Koketterie mit. Natürlich wissen sie alle, die Journalisten, daß Mario Basler raucht, reichlich sogar.Und daß er der erste ist, der auf dem Platz Atemschwierigkeiten hat.Folgerichtig wurde er von Berti Vogts oft später eingesetzt, dem Lungenvolumen Rechnung tragend.Basler nahm es nicht krumm, "weil ich eben nur für 60 oder 70 Minuten Puste hatte." Die Betonung liegt auf "hatte".Denn Basler will nun, da er das große Ziel Frankreich vor Augen hat, nichts mehr wissen von körperlichen Defiziten.Selbst in der Vergangenheit nicht."Bei Werder Bremen habe ich drei Jahre lang fast immer über 90 Minuten gespielt." Und in Belfast zuletzt habe er schließlich auch die gesamte Spielzeit auf dem Platz gestanden.Er vergaß nur zu sagen, daß er da reichlich orientierungslos herumstand. Nun aber will er es allen zeigen, die an ihm zweifeln.Er, der in England einen so unrühmlichen Abgang hatte, will in Frankreich unbedingt dabeisein, wenn es um die Weltmeisterschaft geht."Der Bundestrainer wird an mir nicht vorbeikommen", glaubt er zu wissen.Bislang hätten Verletzungen seine Nationalmannschafts-Karriere stark beeinträchtigt, auch hätten seine Leistungen oft "nicht so gestimmt." Aber das werde nun alles ganz anders. Auch das Verhältnis zu den Mitspielern.So zu Andreas Möller.Mit dem lag Basler zuletzt im Clinch, weil Möller seinem Mittelfeld-Kollegen Führungsqualitäten abgesprochen und ihn nur als "Außenläufer" bezeichnet hatte.Von Mißverständnissen sprachen gestern beide.Die seien in einem Gespräch mit Vogts ausgeräumt worden.Als Zeichen dafür, daß das Kriegsbeil begraben wurde, kündigte Vogts an, der zur Pressekonferenz später erwartete Basler werde sich neben Möller setzen.Nur ­ neben dem gab es gar keine Sitzgelegenheit.Und so setzte sich Basler dann auch ans entgegengesetzte Ende der Stuhlreihe.Ein Schelm, wer Böses dabei dachte.Damit der Gedanke erst gar nicht aufkam, beeilte sich Basler zu sagen, er habe die Entschuldigung Möllers angenommen, für ihn sei die Sache erledigt. Vielleicht hatte er auch schon vergessen, daß Möller vor Monaten einmal gesagt hatte: "Der Basler ist eh doof." Doch da hatte Basler nur geerntet, was er zuvor in einem Interview, dessen Hauptpassagen er später abstritt, obwohl sie auf Band festgehalten worden waren, gesät hatte.Einige Spieler hätten es gar nicht verdient, aufgestellt zu werden.Und der Bundestrainer übersehe ihn geflissentlich.So schafft man sich Feinde.Er mußte dafür büßen.Nicht so wie Stefan Effenberg, aber doch durch Mißachtung. Nun bietet sich Basler also die Chance, bei Vogts hinsichtlich eines Stammplatzes Pluspunkte zu sammeln.In jener Stadt, der er vor Jahren den Rücken kehrte, um dann zur Fußballgröße aufzusteigen.Vielleicht beflügelt es ihn, daß sein Intimfeind Möller am Sonnabend nicht dabei ist.Vielleicht hilft es ihm auch, daß er bei Berlins Fußballanhängern noch immer einen Stein im Brett hat.Am meisten könnte er sich selbst helfen.Durch seine neue Berufsmaxime: "Es ist das Größte, in der Nationalmannschaft zu spielen." Das haben wir früher so nicht von ihm gehört.

KLAUS ROCCA

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