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Sport: Mit offenen Augen

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die für Athleten in ihrer Sportart besondere Bedeutung haben. Heute: das Auge beim Schießen.

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die für Athleten in ihrer Sportart besondere Bedeutung haben. Heute: das Auge beim Schießen.

Ein Auge zugekniffen, mit dem anderen das Ziel im Visier und dann abdrücken – so etwa sieht der Laie das Schießen. „Das ist auf dem Rummelplatz so“, sagt Bundestrainer Peter Kraneis, „bei uns kneift niemand ein Auge zu.“ Ein Sportschütze hat prinzipiell beide Augen geöffnet. Eins ist zwar mit einer Klappe verdeckt, die lichtdurchlässig ist, aber es bleibt dennoch geöffnet. Kraneis erklärt das so: „Damit bleibt das räumliche Sehen erhalten, denn der Schütze muss während der Visierung mit dem freien Auge weiterhin auf Licht, Wind und andere Einflüsse reagieren können.“

Die Belastung für das unbedeckte Auge ist hoch. Im Normalfall zielt ein Rechtshänder mit dem rechten Auge und ein Linkshänder mit dem linken. Pistolenschütze Daniel Barner aus Berlin gehört zu den Ausnahmen, als Rechtshänder zielt er mit dem linken Auge. Die Sehfähigkeit seines rechten Auges lag wegen eines Irisschadens nur bei 30 Prozent, nunmehr besteht bei ihm im Wettkampf die Gefahr der Kopfverdrehung. Damit sind hohe Ringzahlen kaum zu erzielen.

Trotz des zweiäugigen Schießens bleibt die Belastung des freien Visier-Auges überaus groß. Kraneis sagt, dass „einem Augenarzt die Pupillenvergrößerung sofort auffallen wird, weil der Unterschied zwischen rechtem und linken Auge deutlich ist“. Bei 25 000 Schüssen, die etwa Olympiasieger Ralf Schumann im Jahr abfeuert, ist auch der Ermüdungsgrad sehr hoch. „Das kann zu Fehlern führen, die das Auge überhaupt nicht mehr wahrnimmt“, sagt der Bundestrainer.

Sein Ausnahmeathlet Schumann, der in Athen zum dritten Mal Olympiagold holte, beugte dem im vergangenen Winter mit einer Art Physiotherapie für das Auge vor. Er vertraute sich einem Schweizer Optiker an, der spezielle Übungen entwickelt hatte. Die Übungen bestehen etwa aus der Fokussierung auf bestimmte Punkte in kurzer Zeit, der Veränderung der Augenstellungen und der Konzentrationslehre – das hat Schumann auf dem Weg zu Olympiagold geholfen. „Alles ist ja auch eine Frage der Psychologie“, gibt Schumann zu. Und Kraneis ergänzt: „Wer sich mit derlei mentalen Dingen auseinander setzt, der beschäftigt sich nicht mit den Ergebnissen.“ Die Ärzte bescheinigen ihm nach über 20 Wettkampfjahren immer noch eine Sehstärke von mehr als 120 Prozent. heit

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