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Sport: Mit Tempo gegen den Knacks

Nach der Blamage in Peking sind die deutschen Handballerinnen im EM-Halbfinale gegen Spanien Favorit

Berlin - Das passende Präsent wäre es. Klaus Steinbach, der ehemalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), wird am Sonntag 55 Jahre alt, und natürlich möchte Tochter Laura ihm zu Ehren einen Titel gewinnen. „Das wäre ein tolles Geschenk“, sagt die 23-jährige Rückraumspielerin von Bayer Leverkusen. Vor dem großen Wurf aber muss die deutsche Handball-Nationalmannschaft heute zunächst in Skopje das Halbfinale der EM gegen Außenseiter Spanien erfolgreich bestreiten (14 Uhr, live im DSF). Bundestrainer Armin Emrich will daher über ein Finale gegen Olympiasieger Norwegen oder Weltmeister Russland am Sonntag noch nicht sprechen. „Ich habe großen Respekt vor Spanien“, sagt Emrich.

Dennoch erscheint die Hürde machbar. Im Gegensatz zu den deutschen Profis Grit Jurack, Steffi Mehlbek, Anja Althaus, Nina Wörz und Nadine Krause, die allesamt in der starken dänischen Liga ihr Geld verdienen, verfügt das spanische Ensemble kaum über herausragende Individualistinnen. Aus Sicht des Gegners ist die Bilanz gar erschreckend: In den bisherigen Duellen siegte Deutschland 17 Mal, einmal trennte man sich remis. Deutschland, in Mazedonien bislang ungeschlagen, ist hoher Favorit.

Sollten die deutschen Handballerinnen das erste EM-Gold der Geschichte gewinnen, wäre die große Schmach von Peking getilgt, als die Deutschen als letzte ihrer Vorrundengruppe ausschieden. „Wir haben uns gesagt: Jetzt erst recht! Natürlich wollen wir diesen olympischen Knacks vergessen machen“, sagt Kreisläuferin Althaus. „Jetzt wollen wir endlich das, was wir verdienen. Vielleicht auch eine höhere Medaille als die bronzene.“

Den Optimismus nährt das neue Tempospiel der Mannschaft – eine Konsequenz aus dem olympischen Trauma. „Wir haben festgestellt, dass uns im Vergleich zu den besten Mannschaften der Welt die einfachen Tore aus den Tempogegenstößen fehlen“, sagt Althaus.

Aber auch Althaus weiß, dass am Wochenende nicht allein überlegene Konzepte entscheiden, sondern die mentale Härte. Schließlich kennzeichnen den Frauenhandball teilweise unerklärliche Leistungsschwankungen. Andererseits verfügen die deutschen Handballerinnen über einen großen Vorteil: Anders als alle anderen Favoriten haben sie nach Olympia keinen Umbruch eingeleitet und sind eingespielt. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Laura Steinbach am Sonntag ihrem Vater tatsächlich das passende Präsent beschert. Erik Eggers

Erik EggersD

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