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Sport: Mit Wut und Eifer zum 0:0

Nach dem Debakel von Mailand spielt der FC Bayern München in Wolfsburg trotz großen Engagements nur unentschieden

Michael Ballack tat das, was im Fußball gern unter der Rubrik „Rustikales Einsteigen“ vermerkt wird. Tom van der Leegte war der Leidtragende, er wälzte sich an der Außenlinie am Boden, und deshalb sah sich Schiedsrichter Manuel Gräfe genötigt, in der Anfangsphase schon mal vorsorglich ein paar ermahnende Worte an Ballack zu richten. Keine Frage: Bei Ballack und dem FC Bayern München stimmte im Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg die kämpferische Einstellung, aber die Leistungskurve des Deutschen Meisters zeigt nach seinen beiden Niederlagen gegen den Hamburger SV daheim (1:2) und beim AC Mailand (1:4) noch längst nicht wieder aufwärts. Wut, Eifer und der ganze Wiedergutmachungswille der Münchner reichten gerade mal, um gegen in der Offensive äußerst harmlose Wolfsburger ein 0:0 herauszuholen.

Aber bei den Bayern scheint momentan ohnehin Genügsamkeit angesagt zu sein. „Nach schweren Champions-League-Spielen ist es nie leicht, wieder zurückzufinden in die Bundesliga. Deswegen bin ich mit dem Ergebnis zufrieden“, stellte Manager Uli Hoeneß fest. Die Münchner waren 90 Minuten lang drückend überlegen. Allerdings: Die dicht gestaffelte Abwehr der Wolfsburger geriet kaum mal ernsthaft in Verlegenheit. In Strafraumnähe befiel die Münchner eine wenig meisterliche Einfallslosigkeit. Es verwunderte schon ein wenig, als Bayerns Philipp Lahm sich nachher damit brüstete: „Wir haben uns viele Torchancen erarbeitet, aber kein Tor gemacht.“ Nun, Lahm ist Abwehrspieler, für ihn war vielleicht schon von der räumlichen Distanz her das klägliche Bemühen der Kollegen im Sturm schwer einzuschätzen.

„Wir brauchen mal wieder Stürmertore“, forderte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach dem Auftritt in der mit 30 000 Zuschauern erstmals in dieser Saison ausverkauften Volkswagen-Arena. Felix Magath, der Trainer, leistete sich auch beim VfL wieder den Luxus, einen Topstürmer wie Roy Makaay auf der Ersatzbank Platz nehmen zu lassen. Vorne mühten sich Claudio Pizarro und Paolo Guerrero ab, gefährlich für das VfL-Tor wurde aber meist nur einer, der hinter den Angreifern seinen Platz hatte: Michael Ballack. Der Nationalmannschafts-Kapitän war sichtlich bemüht, die harte Kritiken an ihm nach den letzten Spielen vergessen zu machen. Ein Tor gelang aber auch ihm nicht. „Er hat Pech gehabt“, befand Karl-Heinz Rummenigge.

Dass die leidigen Gerüchte um einen möglichen Wechsel von Ballack zum FC Chelsea negative Auswirkungen auf das Leistungsvermögen der Bayern haben, glaubt im Verein keiner so recht. Außerdem ist zumindest Rummenigge die Diskussionen langsam leid. „Es kann in dieser Angelegenheit doch noch gar keine Klarheit geben, da in England Verträge nicht vor dem 31. Mai unterschrieben werden dürfen“, sagte er. Dass er selbst schon wegen Ballack mit den Engländern verhandelt habe, dem wiederspricht Rummenigge. „Ich habe mit keinem Engländer gesprochen.“

Die Sorgen der Bayern kann der VfL Wolfsburg nicht teilen, dort freute man sich sehr über den Punkt. Freilich tat die Mannschaft auch erschreckend wenig, um zu gewinnen. Klaus Augenthaler, der Trainer, selbst jahrelang Bayern-Profi, stellte fest: „Wir haben taktisch sehr gut gespielt, wenig zugelassen und das Mittelfeld sehr eng gemacht.“ Bayerns Torwart Oliver Kahn war in der ersten Halbzeit noch am meisten durch die Schneemassen gefährdet, die hinter seinem Tor vom Stadiondach herabfielen. Die defensive Haltung des VfL trug erheblich zu einem wenig unterhaltsamen Fußball-Nachmittag bei. Selbst Schiedsrichter Gräfe muss bei der Partie die Lust am Zuschauen vergangen sein. Er pfiff bereits nach acht Sekunden Nachspielzeit ab.

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