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Sport: Mit zwei Beinen ins Halbfinale Tunesiens Hmam ist der Star der Handball-WM

Hammamet - Noch vor einem Monat beobachtete kein Trainer Wissem Hmam, kein Agent beabsichtigte, ihn unter Vertrag zu nehmen. Hmam spielte als Amateur im Trikot von Espérance des Tunis, vor 400 Zuschauern.

Hammamet - Noch vor einem Monat beobachtete kein Trainer Wissem Hmam, kein Agent beabsichtigte, ihn unter Vertrag zu nehmen. Hmam spielte als Amateur im Trikot von Espérance des Tunis, vor 400 Zuschauern. Dieser Tage spielt Hmam vor 12 000 Zuschauern in der stets ausverkauften Omnisports-Halle in Radès und wird wie seine gesamte tunesische Mannschaft bejubelt. Der Gastgeber ist das Überraschungsteam der Handball-Weltmeisterschaft.

Wissem Hmam, der neue Star, verdiente bislang rund 400 Dinar (etwa 250 Euro) im Monat. Das entspricht in Tunesien zwar einem durchschnittlichen Einkommen. Verglichen mit den Gehältern der europäischen Spitzenspieler, die sich im sechsstelligen Euro-Bereich bewegen, mutet es jedoch eher lächerlich an.

Das wird sich bald ändern. Nach der WM wird Hmam nicht nur gesellschaftlich aufsteigen. Der 23-Jährige hat bereits Anfragen aus Frankreich und Spanien. Denn zum sensationellen Abschneiden Tunesiens haben seine atemberaubenden Würfe entscheidend beigetragen. Wenn im tunesischen Rückraum nichts mehr geht, dann springt Hmam mit beiden Beinen ab, steigt hoch und schleudert den Ball mit ungeheurer Wucht Richtung Tor. Diese Treffer ließen eine Handball-Nation wie Dänemark verzweifeln, und Tunesien rang dem zweifachen Weltmeister Frankreich ein Unentschieden ab. Vor dem Turnier hatte dem Gastgeber kaum jemand eine Chance eingeräumt, überhaupt die Vorrunde zu überstehen. Gestern kämpfte Tunesien als einzige ungeschlagene Mannschaft des Turniers gegen Russland sogar um den Einzug in das Halbfinale.

Hmams Würfe haben auch das Interesse der einheimischen Bevölkerung an der ihr bislang fremden Sportart geweckt. Früher verfolgten die Tunesier Handballspiele mit gleichgültiger Gelassenheit, inzwischen feuern sie das Team euphorisch an. Das auflagenstarke Blatt „La Presse“ forderte gestern vor dem Spiel gegen Russland: „Tretet in die Geschichte ein!“ Am besten mit beiden Beinen.

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