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Michael Preetz und Markus Babbel hoffen, dass Herthas Mannschaft bald wieder Antworten auf dem Platz gibt.

© Matthias Kern

Mitgliederversammlung: Bauchschmerzen bei Hertha

Nach der Niederlage vom Wochenende ist die Stimmung bei Herthas Mitgliedern nicht gerade ausgelassen. Dazu kommt die durchaus bedenkliche wirtschaftliche Lage - doch der Klub will sich nicht von seinem Weg abbringen lassen.

In einem Monat wird es im ICC zum alljährlichen, großen Silvesterball vermutlich etwas ausgelassener zugehen als am Dienstagabend. Traditionell begann die Mitgliederversammlung von Hertha BSC mit dem Aufmarsch der Profimannschaft. Doch der Beifall der 940 anwesenden Vereinsmitglieder fiel vergleichsweise gedämpft aus. Bekanntermaßen haben jene Herrschaften das vergangene Heimspiel verloren, weshalb es mit der Stimmung nicht gerade zum Besten steht. Oder wie es Manager Michael Preetz später sagte: "Der Eindruck des letzten Spiels liegt uns allen noch im Magen."

Gleich zu Beginn ergriff deshalb Markus Babbel das Saalmikrofon. Der Trainer von Herthas BSC warf ein paar entschlossene Sätzchen ins Auditorium. Er denke, die Klubmitglieder werden "einen gewissen Weg" erkannt haben, nur sei der Aufstieg nun mal kein Selbstläufer. Zuletzt habe man nicht so gespielt wie gewünscht, doch die Mannschaft werde eine Antwort geben. "Die Antwort wird relativ bald kommen", sagte Babbel: "Da haben Sie mein Wort."

Sonst steht es allem Anschein nach bestens um Hertha. Vor allem wirtschaftlich gibt es keinerlei Probleme. Nicht anders lassen sich die Ausführungen Ingo Schillers deuten. Der Finanzgeschäftsführer der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA hatte den Schuldenstand als nicht besorgniserregend umschrieben. Angesichts einer noch einmal deutlich gestiegenen Schuldenlast auf nun fast 38 Millionen Euro, unter denen das mittellose Fußballunternehmen Hertha BSC ächzt, eine mindestens gewagte Sicht. Dass Hertha schon seit Jahr und Tag unter enormen wirtschaftlichen Engpässen leidet, macht die Sache allerdings objektiv nicht weniger bedenklich. Diese Bedenken teilt Schiller nicht. Wohl ganz nach dem Motto: Man muss nur lange und tief genug verschuldet sein, um die Last nicht mehr ganz zu spüren.

Faktisch aber hat Hertha auch das vergangene Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2010 endete, mit einem hohen Millionenverlust abgeschlossen. Dieses Mal beträgt der Fehlbetrag rund sechs Millionen Euro. Dieser Geschäftsabschluss passt, von ein, zwei Ausnahmen abgesehen, damit in die Reihe derer der vergangenen zehn Jahre. Einnahmen in Höhe von 79,5 Millionen standen im Geschäftszeitraum Aufwendungen von 85,4 Millionen Euro gegenüber. "Wir haben keinen Cash-Verlust erlitten", sagte Schiller. Der Fehlbetrag resultiere aus den Wintertransfers 2009/2010 und Abschreibungen auf Spielerwerte, die durch den Abstieg entstanden seien.

Mit dem Mittwoch will Hertha mit der Planung der kommenden Saison beginnen. "Wir werden für beide Ligen planen und ich bin überzeugt, dass wir für beide Ligen die Lizenz erhalten werden", sagte Schiller. Im März muss Hertha die Unterlagen bei der Deutschen Fußball-Liga einreichen. Auf die Frage, ob Hertha sich eine zweite Spielzeit in der Zweiten Liga leisten könne, antwortete der Geschäftsführer: "Auf jeden Fall, allerdings bei einer deutlichen Reduzierung des Etats." Die laufende Zweitligasaison ist Hertha mit einem rekordverdächtigen Etat von knapp 40 Millionen Euro angegangen, was einen "entsprechenden Kraftaufwand" bedeute.

Damit dieser nicht umsonst gewesen sein soll, hat Michael Preetz in seiner Funktion als Geschäftsführer noch einmal an die Profimannschaft appelliert. Er hat sie an ihren Auftrag erinnert, am Ende auf einem Aufstiegsplatz zu stehen. Preetz rief in den Saal: "Wir müssen zurück auf den richtigen Weg!"

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