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Gar nicht abgedroschen. Marie Hammarström (r.) erzielt kraftvoll das Siegtor für Schweden. Foto: dapd

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Sport: Mitreißend bis zum Jubelsturm

Im Spiel um Platz drei zeigt sich der Frauenfußball ganz männlich: Beim 2:1 der Schwedinnen gegen Frankreich gibt es hässliche Fouls, wütende Pfiffe und einen satten Schuss zum Sieg

Dritte Plätze taugen nur bedingt für den Briefkopf und noch weniger als Kompensation für ein verlorenes Halbfinale. Schweden und Frankreich aber beharkten sich am Samstag in Sinsheim mit einer Leidenschaft, dass sogar die abgedroschene Formulierung vom Kleinen Finale ihre Berechtigung hatte. 25 475 Zuschauer in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena feierten erst sich selbst und den Abschied von der Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Später pfiffen sie auch gegen die Französin Sonia Bompastor, die mit einem Foul eine Rote Karte für die Schwedin Josefine Oqvist provoziert hatte, selbst aber straffrei ausging. Folgerichtig fegte ein Jubelsturm durch das Stadion, als Marie Hammarström acht Minuten vor Schluss zum 2:1 (1:0)-Sieg für Schweden traf.

Frankreichs Trainer Bruno Bini sprach später angewidert von einem Publikum „wie beim Männerfußball, diese Pfiffe hat Sonia Bompastor nicht verdient“. Sein schwedischer Kollege Thomas Dennerby entgegnete, er habe die fragliche Szene Mitte der zweiten Halbzeit nicht gesehen, „und wenn ich so ehrlich sein darf: Es ist mir völlig egal!“

Wie schon im Halbfinale gegen die USA waren die Französinnen über weite Strecken die bessere Mannschaft. Aus ihrer Sicht war schon ein wenig tragisch, dass die beste Frau auf dem Platz zwar ihr Geld in Frankreich verdient, aber für Schweden spielt. Lotta Schelin vom Champions-League-Sieger Olympique Lyon war an fast allen guten Szenen ihrer Mannschaft beteiligt und schoss auch das erste Tor. Nach schönem Pass von Sara Larsson spitzelte sie den Ball an Torfrau Berangere Sapowicz vorbei zum 1:0.

Es war dies nach 29 Minuten auch für die Französinnen ein einschneidender Augenblick. Berangere Sapowicz hatte sich beim Versuch eines akrobatischen Rettungssprunges am rechten Knöchel verletzt und räumte ihren Platz im Tor für Celine Deville. Auch Louisa Necib musste direkt nach dem schwedischen Tor den Rasen verlassen. Die französische Künstlerin war bei einem Zweikampf mit Annica Svensson zusammengeprallt und hatte sich dabei das rechte Knie verdreht.

Die Französinnen steckten diese doppelte Schwächung bemerkenswert souverän weg. Erst trat Elise Bussaglia aus der Distanz den Ball an den rechten Pfosten, und dann war es die für Louisa Necib eingewechselte Elodie Thomis, die das stete französische Aufbegehren kurz nach der Pause mit Ausgleich belohnte. Nach schönem Zuspiel von Gaetane Thiney zirkelte sie den Ball vom Kreidestrich des Strafraums ins linke untere Eck. Das war das Signal für eine mitreißende zweite Halbzeit. Erst traf Josefine Oqvist den Pfosten, dann scheiterte Elodie Thomis zweimal aus bester Position.

Was folgte, war die hässlichste Szene dieser WM. Im Fallen foulte Sonia Bompastor gegen Josefine Oqvist, und die trat zurück. Die Schiedsrichterin hatte nur die Tätlichkeit der Schwedin gesehen und stellte sie vom Platz. „Uns hat diese Rote Karte nur noch mehr motiviert“, sagte die Schwedin Sara Larsson. Die Zuschauer schlugen sich sofort auf die Seite der Schwedinnen. Bompastor wurde fortan bei jeder Ballberührung ausgepfiffen, was Bruno Bini zu seinem Vergleich mit dem Männerfußballpublikum inspirierte.

Auch das schwedische Siegtor entsprach nicht gerade der landläufigen Vorstellung vom Frauenfußball. Aus dem Gewühl drosch die eingewechselte Marie Hammarström den Ball vom linken Strafraumeck mit dem linken Fuß in den linken oberen Torwinkel. Ein wunderschönes Tor, das Kraft und Präzision in sich vereinigte, jedoch einen Makel trug: Es fiel nach einer zu Unrecht gegebenen Ecke.

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