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Robert Andrich (rechts) kehrt nach abgesessener Sperre am Sonntag gegen Schalke wieder zurück. 

© Odd Andersen/AFP

Mittelfeldspieler Robert Andrich ist zurück: Der 1. FC Union braucht Kämpfer für die Sensation

Der 1. FC Union kann im Spiel gegen Schalke wieder auf Robert Andrich setzen. Wegen seiner Kämpferqualitäten ist der Mittelfeldspieler so wichtig für das Team.

Schon beim ersten Zweikampf gab es ein Raunen unter den wenigen Anwesenden im leeren Stadion An der Alten Försterei. Wenig später wurde aus dem Raunen ein Schreien, als Robert Andrich sich ins nächste Duell warf und für seinen ungestümen Einsatz die Gelb-Rote-Karte sah. 50 Minuten musste der 1. FC Union danach in Unterzahl überstehen, um ein 1:1 gegen Mainz 05 mitzunehmen.

Anderthalb Wochen nach seinem Fehltritt kehrt Andrich an diesem Sonntag gegen Schalke 04 (15.30 Uhr/Sky) wohl wieder in die Mannschaft zurück. Nach seiner abgesessenen Sperre erwartet aber keiner von dem Mittelfeldspieler, dass er nun etwas vorsichtiger in die Zweikämpfe geht.

Andrich war zuletzt gesperrt, er muss jetzt cleverer spielen

„Ich bin mir sicher, dass er ungehemmt auftreten wird. Das hat er in allen anderen Spielen auch gezeigt,“ sagt Trainer Urs Fischer. Dabei muss Andrich am Sonntag doch wieder aufpassen. Weil er in dieser Saison schon neun Gelbe Karten gesammelt hat, droht ihm bei seiner Rückkehr gegen Schalke schon wieder eine Sperre. „Er muss auch versuchen, dazuzulernen. Es hilft uns nicht, wenn wir Spieler nicht auf dem Platz haben, weil sie gesperrt sind“, mahnte Fischer. Es gelte auch, daran zu arbeiten, „sich in gewissen Situationen cleverer zu verhalten“.

Insofern steht Andrich gerade etwas sinnbildlich für ein Problem des 1. FC Union im Abstiegskampf. An Einsatz und Kampfgeist hat es an der Alten Försterei ja selten gefehlt. Jetzt ist von dem in der Bundesliga unerfahrenen Team aber genau diese Cleverness gefragt.

Seit sechs Spielen sind die Köpenicker inzwischen ohne Sieg, seit dem Bundesliga-Neustart haben sie nur einen von zwölf möglichen Punkten geholt. Nur den seit Januar sieglosen Gästen aus Gelsenkirchen geht es gerade schlechter in der Formtabelle. Zusammengerechnet haben die beiden Kontrahenten in den letzten vier Spielen drei Tore geschossen und 21 kassiert. Ein fußballerischer Leckerbissen wird es am Sonntag wohl nicht.

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„Es wird kein einfaches Spiel. Es geht um Kleinigkeiten, die du für dich entscheiden musst, um dir Mut für die nächste Aktion zu geben. Das hat in erster Linie damit zu tun, Duelle für dich zu entscheiden“, sagte Fischer am Freitag. Ein paar Tage zuvor hatte es Außenstürmer Marius Bülter etwas plumper formuliert: „Es wird ein ekliges Spiel.“

Umso wichtiger ist es, dass Andrich nun wieder verfügbar ist. Denn gerade wenn es darum geht, eklige Duelle für Union zu entscheiden, ist auf den 25-Jährigen aus Potsdam normalerweise Verlass. Genau wie Bülter hat sich der zentrale Mittelfeldspieler in seiner ersten Saison bei Union etwas überraschend als wichtiger Eckpfeiler des Teams etabliert. Nur in den zwei Spielen gegen Borussia Mönchengladbach hat er nicht von Anfang an gespielt, weil er in beiden Fällen gesperrt war.

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Für einen Spieler wie ihn sind Sperren ein Berufsrisiko. Andererseits gibt es, wie er selbst oft betont hat, auch andere Facetten zu seinem Spiel als die reine Physis. „Ich versuche der Mannschaft einfach mit meiner Art und Weise zu helfen. Ich kann auch Fußball spielen und spielerische Akzente setzen“, sagte Andrich noch im Januar.

Auch diese Stärken braucht Union in den letzten fünf Partien. Dass die Ergebnisse zuletzt so ernüchternd ausfielen, liegt auch daran, dass der Aufsteiger spielerisch nicht zaubern konnte wie in manch einem Spiel zuvor in dieser Saison. In der Liga resultierten die letzten fünf Tore alle aus Standardsituationen, im Februar traf Union zum letzten Mal aus dem Spiel heraus.

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In jedem Spiel seitdem, auch bei den heftigen Niederlagen gegen Gladbach und Hertha, hat die Mannschaft zumindest über weite Strecken gekämpft. In bestimmten Momenten hat aber das Quäntchen Cleverness oder die Konzentration gefehlt. So verlor Union nach einer ordentlichen ersten Halbzeit innerhalb von einer Minute das Derby und kassierte gegen Mönchengladbach gerade in seiner wohl stärksten Phase das entscheidende dritte Tor. Und Andrich setzte seine Mannschaft gegen Mainz unnötig unter Druck mit seinem Platzverweis.

Von solchen einzelnen Spielsituationen wird es auch gegen Schalke abhängen, sagt Fischer: „Es werden Aktionen im Spiel entscheidend sein: Gewinnst Du einen Zweikampf oder verlierst Du einen Zweikampf. Alle Aktionen, die dir Selbstvertrauen geben, können dir helfen. Es liegt auch an uns, dieses Selbstvertrauen beim Gegner nicht aufkommen zu lassen.“

Der Klassenerhalt wäre nach wie vor nichts weniger als eine „Sensation“, betont der Schweizer. „Das haben wir von Anfang an gesagt. Wir wussten von Beginn an, wo wir hingehören. Die Jungs haben es alle im Kopf, diese Sensation zu schaffen.“ Robert Andrich zweifellos auch. Und seinen Kampfgeist braucht Union, um diese Sensation zu schaffen.

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