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Sport: Molch-Affäre: Folgen einer Überschrift

Kennt man so Franz-Josef Wagner, den Chefredakteur der Berliner Boulevardzeitung "B. Z"?

Kennt man so Franz-Josef Wagner, den Chefredakteur der Berliner Boulevardzeitung "B. Z"? So zerknirscht, so kleinlaut, so reumütig? Eher nicht. Und doch, laut Werner Köster, seit acht Jahren Manager von Franziska van Almsick, hat er so gesprochen. Köster hat diese und mehr Sätze des als Hardliner bekannten Blattmachers in Sydney verbreitet. Die Molch-Affäre ist noch nicht beendet. Am Dienstag, einen Tag nach dem Ausscheiden der Schwimmerin im 200-Meter-Freistil-Rennen, hatte das Blatt auf der Titelseite neben einem Foto die Zeilen platziert: "Franzi van Speck. Als Molch gewinnt man kein Gold". Das war nicht gerade filigran formuliert, weswegen im Olympiabüro der "B. Z." bei den ansonsten weniger zartbesaiteten Journalisten prompt Tränen flossen, Rücktritte erwogen wurden und die Wut überschäumte.

Die Sportredaktion rühmt sich als einzige in der "B. Z." gegenüber Wagner einer gewissen Autonomie. Diese aber hört auf Seite eins auf. Noch am Montagabend hatte sich die Redaktion darum bemüht, die Schlagzeile zu verhindern. Vergeblich. Franz-Josef Wagner bestand auf seiner Version. Am nächsten Tag schickte er seinen Kollegen ein Fax, in dem er die alleinige Verantwortung übernahm und die Reporter vor Ort von Mitschuld freisprach. Damit sie sich mit diesem Schreiben wieder unter die Schwimmer trauen können.

Am Donnerstag dann konterte Werner Köster mit dem Gesprächsausschnitt und der triumphierenden Zeile: "Franzi ein Molch? 3000 Proteste gegen B. Z". Im Text berichtet Köster, das Blatt hätte in Berlin 3000 Lesermeldungen erhalten, allesamt mit empörtem Tenor. Laut Köster habe das Wagner derart erschreckt, dass er heftig zurückruderte: "Ich bin ein großer Fan von Franzi. Es war eine Schlagzeile aus enttäuschter Liebe." Im Gesprächsausschnitt nennt Wagner den Grund der Enttäuschung: "Und jetzt schwimmt die Frau, die ich liebe, wie eine Robbe."

Ach, wenn es doch so einfach wäre. Dann gäbe es keine Molch-Affäre, im Robben-Tempo hätte Franziska van Almsick Gold gewonnen.

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