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Rund 150 000 Fans kamen zum „Super-Sebring-Wochenende“.

© Jürgen Tap

Motorsport: Das einmalige Super-Sebring-Wochenende

Zu den zwei Langstreckenrennen kamen 150 000 Fans nach Florida. Sebring ist die älteste US-Rennstrecke und wegen der "Bumps" berüchtigt.

Von Sabine Beikler

Dass John bei 26 Grad seinen Wikingerhelm und eine Fellkutte trägt, gehört zur Folklore. Der Mittvierziger liebt Rock’n’Roll, spielt in einer wilden „Southern Metal Band“ namens Kegasaurus Wrecks und fährt jedes Jahr mit seinen Kumpels von West Palm Beach ins 170 Kilometer entfernte Sebring in Florida zum Rennen. „Ich bin seit 1993 hier und habe kein einziges Rennen ausgelassen“, erzählt John stolz. Hier hat er alles, was er für ein Party-Wochenende braucht: „Bier, Barbecue, Babes und Motorsport.“ Wie John und seine Freunde kamen rund 150 000 Fans mit riesigen Motorhomes, Campern oder Zelten zum „Super-Sebring-Wochenende“ mit gleich zwei Langstreckenrennen.

Auf der ältesten Rennstrecke der USA wurden am Freitag Ortszeit das 1000-Meilen-Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC (World Endurance Championship) und am Sonnabend das Zwölf-Stunden-Rennen der amerikanischen IMSA SportsCar Championship ausgetragen. Nach seinem Rückzug aus der Formel 1 legte der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso in Sebring einen spektakulären „Auftritt“ hin.

Furios startete Alonso das WEC-Qualifying mit einer sagenhaften Rundenzeit von 1:40,124 Minuten, die 3,7 Sekunden schneller ist als der bestehende Streckenrekord von Marcel Fässler im Audi R18 e-tron quattro aus dem Jahr 2013. Nach gut acht Stunden und 253 Runden holte Toyota den Doppelsieg mit den beiden einzigen Hybrid-Boliden in der LMP1-Klasse. Fernando Alonso, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima siegten mit der Startnummer 8 vor ihren Teamkollegen Mike Conway, Kamui Kobayashi und Jose Maria Lopez mit der Nummer 7.

Nach zwölf Stunden siegte in der GT-Klasse der Porsche 911 mit Nick Tandy, Patrick Pilet und Fred Makowiecki vor dem Ford- und dem Corvette-Team.
Nach zwölf Stunden siegte in der GT-Klasse der Porsche 911 mit Nick Tandy, Patrick Pilet und Fred Makowiecki vor dem Ford- und dem Corvette-Team.

© Jürgen Tap

Die Prototypen trafen auf 20 GT-Autos. Das Porsche-GT-Team Richard Lietz und Gianmaria Bruni mit der Startnummer 91 siegte vor dem BMW Team MTEK mit der Startnummer 81 und den Fahrern Martin Tomczyk, Nick Catsburg und Alexander Sims. Der Berliner Ford-Pilot Stefan Mücke kam mit seinen Teamkollegen Olivier Pla und Billy Johnson auf den elften Platz in der GT-Klasse.

Der Regen wurde bis zum Start des IMSA-Laufs am Sonnabendvormittag immer stärker. Das hinderte die Fans nicht, auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens weiter zu feiern.  Im „Hank and Sheilas big freaking tent“ tranken Gäste bei lauter Musik Schnaps und Bier. Und die älteren Herren, die seit Jahren als die „Sebring cows“ im Kuhkostüm mit hängendem Euter in der Leistengegend bekannt sind, freuten sich über jeden Plausch. Auch auf anderen US-Rennstrecken ist die Fankultur der motorsportbegeisterten Amerikaner ausgeprägt, aber in Sebring kommt sie noch derber und deftiger zum Vorschein.

Das erste Rennen fand 1950 statt

Der Ort Sebring hat einen besonderen Stellenwert in der Rennsportgeschichte. Das erste Rennen fand 1950 statt. Seitdem gab es Tragödien und harte Kämpfe um die vorderen Plätze. 1970 zum Beispiel gewann Mario Andretti mit Ferrari 22 Sekunden vor Steve McQueen und Peter Revson im Porsche das Rennen. Und wegen der Ölkrise wurde das Rennen 1974 abgesagt. Trotzdem trafen sich einige 1000 Fans auf dem Gelände und feierten erstmal Party. In Sebring startete Audi 1999 beim Zwölf-Stunden-Rennen überhaupt das erste Rennen im Motorsport als Werksteam.

Bei Starkregen startete am Samstagvormittag das Zwölf-Stunden-Rennen der IMSA. 41 Minuten lang mussten die Fahrer der 38 Boliden hinter dem Safety Car bleiben, bis das Rennen freigegeben wurde. Mehrfach wechselten sich Porsche, Ford und Corvette an der Spitze ab. Nach zwölf Stunden siegte in der GT-Klasse der Porsche 911 mit Nick Tandy, Patrick Pilet und Fred Makowiecki vor dem Ford- und dem Corvette-Team. Bei den Prototypen gab es für Cadillac einen Dreifachsieg.

Der Regen wurde am Sonnabendvormittag immer stärker. Das hinderte die Fans nicht, auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens weiter zu feiern.
Der Regen wurde am Sonnabendvormittag immer stärker. Das hinderte die Fans nicht, auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens weiter zu feiern.

© Jürgen Tap

Das Super-Sebring-Wochenende stellte die Teams der Hersteller vor enorme Herausforderungen. Bei Porsche zum Beispiel traten die GT-Teams mit vier Werksautos in den zwei Rennen an. „Das Sebring-Wochenende bedeutet für Porsche Motorsport eine riesige Anstrengung. Wir mussten unsere Mannschaft aus der WEC inklusive der Autos und des gesamten Materials über den Atlantik transportieren. Das allein ist logistisch bereits eine Herausforderung“, sagte Fritz Enzinger, Leiter Motorsport.

Und eine Herausforderung für die Piloten ist der 6,02 Kilometer lange Kurs ebenfalls. 3,8 Kilometer sind aus Asphalt, 1,9 Kilometer aus Beton. Die Aufschrift „Respect the bumps“ kann man an der Strecke auf Bannern und Aufklebern lesen. Porsche-Fahrer Kevin Estre mag die Holperstrecke trotzdem. „Sie ist sehr anspruchsvoll. Eine Old School Strecke. Wenn du Fehler machst, bist Du in der Mauer oder im Gras und hast Dein Auto kaputt gemacht. Und das will keiner.“

Die Reise nach Sebring erfolgte auf Einladung von Porsche.

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