zum Hauptinhalt

Motorsport: Formel-1-Teams kippen neue Weltmeister-Regel

Eine Woche vor dem Start der neuen Saison ist in der Formel 1 fast alles neu, von den Reifen bis zum Heckflügel. Eines aber überdauert offenbar auch den größten Umbruch in der Geschichte der Motorsportserie: die ausgeprägte Streitkultur.

Berlin - Eine Woche vor dem Start der neuen Saison ist in der Formel 1 fast alles neu, von den Reifen bis zum Heckflügel. Eines aber überdauert offenbar auch den größten Umbruch in der Geschichte der Motorsportserie: die ausgeprägte Streitkultur. Den neuesten Anlass für einen Zoff bot die Regelung zur Ermittlung des Weltmeisters. Auf Druck der Teamvereinigung Fota und nach Kritik der Fahrer musste der Automobil-Weltverband Fia den schon beschlossen geglaubten neuen Modus am Freitag wieder zurücknehmen. Statt der Anzahl der Siege entscheiden in diesem Jahr also wie gehabt die WM-Punkte über den Champion.

In einem Statement hatte die Fota zuvor die Rechtmäßigkeit der Fia-Entscheidung vom Dienstag infrage gestellt und in dessen ureigenem Regelwerk gleich zwei Passagen zum Beleg angeführt, nach denen kurzfristige Änderungen der Zustimmung aller Teams bedürfen. Davon jedoch konnte bei dem Modus keine Rede sein – nicht nur Norbert Haug fand wenig Gefallen daran. „Wenn einer viermal gewinnt und 13-mal ausfällt, könnte er trotzdem den schlagen, der 17-mal Zweiter wird“, rechnete der Mercedes-Motorsportchef der dpa vor. „Das will nicht mal der, der so den Titel holen würde.“

Tatsächlich erschien das von Formel-1- Chef Bernie Ecclestone und Fia-Präsident Max Mosley forcierte System wenig durchdacht. Intelligentes Fahren und Zuverlässigkeit wären massiv abgewertet worden und die eigentlich verbotene Stallorder fast unvermeidlich gewesen. Auch Harakiri-Aktionen wäre Vorschub geleistet worden – von der hohen Wahrscheinlichkeit einer frühen WM-Entscheidung einmal ganz abgesehen.

Dass die Fota dies nun erst einmal verhindert hat, wollte sie nicht als Triumph in einem Machtduell mit der Fia verstanden wissen. Haug: „Der Fota geht es nicht um Macht, sondern um das beste Produkt.“ Dennoch sind politische Hintergründe nicht auszuschließen. Zumindest Ecclestone und Mosley war es offenbar so wichtig, der erstarkten Fota Entschlossenheit und Einigkeit zu demonstrieren, dass sie darüber das Reglement und auch den recht ungünstigen Zeitpunkt vergaßen.

Da die starken Herren der Formel 1 wiederum den Vorschlag der Teams für ein neues Wertungssystems (12 Punkte für den Sieger, 9, 7, 5, 4, 3, 2 und 1 für die weiteren Platzierten) ablehnten, greift nun zum Saisonstart in Melbourne die alte Regelung (10-8-6-5-4-3-2-1). Ab 2010 könnte die Fia ihren Sieger-Modus dann auch ohne die Zustimmung der Rennställe einführen. Bis dahin aber wird es sicher noch den einen oder anderen Streit geben. Christian Hönicke/Karin Sturm

Zur Startseite