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Der Streit am Gudiberg. Am Olympiakonzept in Garmisch-Partenkirchen entzünden sich die größten Meinungsverschiedenheiten.

© dpa

München 2018: Grün ohne Grüne

Nach dem Nein der Grünen zu München 2018: Die Olympiabewerber setzen weiterhin auf Ökologie.

Berlin - Gut möglich, dass deutsche Sportfunktionäre den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) jetzt die Geschichte der Grünen erklären müssen. Dass es Fundis und Realos gibt und die Fundis bei Parteitagen gerne die Zeit kurz vor Mitternacht für Trotzreaktionen gegen ihre Parteiführung nutzen. „Man weiß ja aus Erfahrung, was bei dieser Partei zu später Stunde noch alles passieren kann“, sagt Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Beim Parteitag in Freiburg war es ein überraschendes Nein zur Münchner Bewerbung um Winterspiele 2018, und dieses Nein wird sicher auch die Mitglieder des IOC interessieren. Denn warum stimmen gerade die Grünen dagegen, obwohl sich doch die Münchner Bewerber international als olympische Umweltengel preisen?

Die unerwartete Niederlage ändert jedoch nichts an der Strategie der Münchner. Nachhaltigkeit ist ihr großer Trumpf, glauben sie. „Für die Olympiabewerbung selbst wird der Parteitagsbeschluss keine große Rolle spielen“, sagt Bach und zählt die ökologischen Vorzüge der Bewerbung auf: Es würde insgesamt nur eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes versiegelt, das Umweltprogramm sei mit mehr als 100 Millionen Euro im Bewerbungsetat veranschlagt und die olympischen Dörfer seien nach einem Energie-Plus-Konzept gestaltet, sie erzeugten mehr Energie, als sie verbrauchten. „München muss im erschwinglichen Wohnungsraum etwas tun“, sagt Bach, auch das spreche für Olympische Spiele und auch deshalb verstehe er die Grünen nicht.

Die Parteivorsitzende Claudia Roth hatte sich bisher im Kuratorium der Bewerbung engagiert, sie muss sich jetzt dem Willen der Basis beugen und zurückziehen. Der sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Winfried Hermann, ist weiter vom Konzept überzeugt (siehe Interview rechts). Und die Münchner Stadtratsfraktion der Grünen hatte sich ebenfalls für Olympia ausgesprochen. Hermann hatte auch vor dem Parteitag überlegt, den DOSB-Generaldirektor Michael Vesper in Freiburg reden zu lassen. Vesper ist Gründungsmitglied der Grünen. Doch die Idee wurde verworfen, und auch Bach sagt: „Ich glaube nicht, dass das hilfreich gewesen wäre.“

Der DOSB-Präsident hofft, dass die Mitglieder des IOC auch weiterhin auf die Evaluierungskommission hören, die Münchens Umweltkonzept am besten bewertet hatte. Auch das zweite Argument der Olympiagegner, die möglicherweise explodierenden Kosten, hält Thomas Bach für nicht stichhaltig. Unvorhergesehene Budgetsteigerungen kämen meistens durch Infrastrukturmaßnahmen. „Aber wir brauchen keine neue Eisenbahnlinie, keine neue Straße.“ Dafür würde der Zuschuss des IOC sicher größer sein als bisher eingeplant. Aus Fernsehverträgen könnten den Münchnern 440 Millionen, aus dem Sponsorenprogramm 200 Millionen US-Dollar zufließen.

Wenn München den Zuschlag am 6. Juli in Durban nicht erhält und stattdessen Südkorea mit Pyeongchang die Spiele ausrichten darf oder Frankreich mit Annecy, wird der deutsche Sport nicht gleich von den Winter in den Sommer wechseln. Eine Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2020 hält Bach für „absolut chancenlos“. Denn bis 2013 könne der DOSB keine Bewerbung auf einem Niveau ausarbeiten, wie es von den Deutschen erwartet werde. Und außerdem sei die Konkurrenz zu stark: „Südafrika, die USA, dazu die europäischen Platzhirsche Paris und Madrid, möglicherweise Rom.“ Ob München bei einer Niederlage noch einmal ins Rennen geht? „Das müssten wir nach einer Analyse entscheiden.“

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