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Komm, ich nehm dich in die Arme: Dortmunds Nuri Sahin lässt sich von Trainer Jürgen Klopp bis nach Dortmund tragen.

© dpa

München - Dortmund 1:3: Dortmunds Meisterstück

Borussia Dortmund ist nach dem 3:1 beim FC Bayern der Titel fast nicht mehr zu nehmen. Die Münchner liegen bereits 16 Punkte zurück und müssen sogar um den Champions-League-Platz bangen.

Im Nachhinein war Jürgen Klopp seinem Spieler Nuri Sahin dankbar, für das Tor sowieso, aber auch für die zerstörte Brille. Sahin war nach dem Abpfiff mit Karacho auf die Jubeltraube gesprungen und hatte dabei dem Trainer die nach dessen Worten „eigentlich unkaputtbare“ Sehhilfe von der Nase geschlagen. Mit dem Ersatzmodell und Pflaster im Gesicht „sehe ich besser aus“, stellte Klopp fest. Aber in diesem Moment hätte der Trainer von Borussia Dortmund sich wahrscheinlich auch mit der Brille von Erich Honecker schön gefunden. So viele Glückshormone strömten durch seinen Körper nach diesem triumphalen 3:1 (2:1)-Sieg beim FC Bayern München am Samstagabend. 16 Punkte Vorsprung haben die Dortmunder nun auf den Rekordmeister und stehen zumindest für einen Abend 13 Zähler vor dem Tabellenzweiten Bayer Leverkusen, der an diesem Sonntag in Bremen antritt. „Dieser Sieg macht uns wahnsinnig stolz“, sagte Sahin.

Man selbst wisse ja, wie viel Respekt man vor dem FC Bayern haben müsse, hatte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp vor der Partie gesagt. Er sei nicht sicher, ob das umgekehrt auch so sei. Die Aussage war als Replik zu verstehen auf die Ankündigung der Bayern, das heiß ersehnte Duell mit „zwei Toren Vorsprung“ (Uli Hoeneß) oder „gern auch höher“ (Karl-Heinz Rummenigge) zu gewinnen. Gleichwohl hatte Klopp als Programm ausgegeben, zum Erfolg könne auch in München nur „der mutige Weg“ führen.

Was er damit meinte, zeigten seine Spieler von der ersten Minute an. Die Münchner Offensivwirbler bekamen fast nie den Raum, ihren Zauber zu entfalten, weil sie gegen eine supermobile Einsatzgruppe spielten, die dank ihrer perfekten Abstimmung überall binnen Sekunden eine Überzahl herzustellen weiß. Daraus resultieren automatisch immer wieder Ballgewinne, die die Gäste sofort nutzen, um das Spiel blitzartig in die andere Richtung zu lenken. Nach einem Doppelschnitzer von Holger Badstuber und Bastian Schweinsteiger schnappte sich Kevin Großkreutz den Ball, zog zwei Gegenspieler auf sich und brachte dennoch einen Pass auf Lucas Barrios zuwege. Der Paraguayer schob aus kurzer Distanz zum Führungstreffer ein.

Doch davon ließen sich die Bayern nicht erschrecken – noch nicht. Sie hielten nach Kräften dagegen. Und als eine Ecke von Franck Ribéry in den Strafraum segelte, stahl sich Luiz Gustavo frei und traf per Volleyschuss zum Ausgleich. Dieser Ha-da-seht-Ihr-mal-Effekt währte indes nur drei Minuten.

Nach einem Fehlpass von Mario Gomez nahm Barrios den Ball von der Mittellinie aus mit. Drei, vier Bayern setzten ihm nach, schafften es auch mit Müh und Not, Dortmunds Stürmer am Torschuss zu hindern. In all der Unordnung konnten sie allerdings nicht mehr verhindern, dass der Ball zu Nuri Sahin gelangte, der den Ball aus gut 20 Metern zum 1:2 ins Tor schlenzte. „Wir haben uns heute individuelle Fehler erlaubt, die man sich gegen diese Mannschaft nicht leisten darf“, tadelte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger.

Die Partie wogte nach diesen aufregenden ersten 20 Minuten weiter hin und her. Einen Gassenpass von Thomas Müller verwertete Angreifer Mario Gomez zum Torerfolg. Nur hatten die Unparteiischen den Angreifer im Abseits gesehen, eine so knappe wie auch richtige Entscheidung.

Louis van Gaal schickte nach der Pause Breno anstelle des indisponierten Holger Badstuber ins Spiel. Die Dortmunder ließen es nun etwas gemächlicher angehen, die Bayern standen dem hilflos gegenüber – trotz ihrer Offensivabteilung, die Klopp für eine der besten im Klubfußball weltweit hält. Um dem entgegenzuwirken, brachte van Gaal Toni Kroos für Gustavo. Doch auch das half nicht, im Gegenteil. Direkt danach wehrte erst Münchens Torhüter Thomas Kraft mühevoll einen Distanzschuss von Götze ab. Die anschließende Ecke nutzte Hummels per Kopf zum 3:1. Fortan füllte ein zehntausendköpfiger Chor die Arena aus, besonders beliebt war das Triumphlied: „Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia!“

Der Widerstand der Bayernspieler war nun gebrochen. Nur drei Tage nach den Hochgefühlen in Mailand bereiteten sie ihren großspurigen Vorgesetzten wieder einmal verdammt schlechte Laune. „Wir wissen die Situation richtig einzuschätzen“, knurrte Vorstandschef Rummenigge. Sein Sportdirektor Christian Nerlinger sekundierte: „Ich gehe davon aus, dass Leverkusen morgen gewinnt.“ Dann hätten die Bayern schon sechs Punkte Rückstand auf das Mindeste aller Ziele, Rang zwei. „Wir sind in einer gefährlichen Situation“, ergänzte Christian Nerlinger. „Man darf das nicht unterschätzen.“

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