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Es könnte so schön sein. Der Olympiakandidat München hat Werbung in eigener Sache bitter nötig.

© dpa

München: Schöne Bilder für Olympia

Mit dem Parallelslalom auf dem Olympiaberg inszeniert sich München als Wintersportstadt. Nun wollen die Planer die Proteste in Garmisch-Partenkirchen in den Griff bekommen.

Bei einer weißen Baseballkappe mit einem blauen M auf der Stirn hört Christian Udes Einsatz für die Münchner Olympiabewerbung auf. Zwar warf sich der Münchner Oberbürgermeister (SPD) am Sonntag nach einer Pressekonferenz im Münchner Olympiastadion bereitwillig in den weißen Anorak, der ebenfalls das Logo der Münchner Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Winterspiele 2018 trägt. Als aber ein Begleiter jene Baseballkappe zückte, rührte sich in Ude offenbar ästhetischer oder generationsbedingter Widerstand. Lachend sagte er: „Nie werde ich so eine Mütze tragen.“

Doch Münchens Oberbürgermeister macht in diesen Tagen ohnehin sehr viel, um nach 1972 auch der zweiten olympischen Bewerbung seiner Stadt zum Erfolg zu verhelfen. Am Samstag gab er im weißen Anorak am Rande des Neujahrsspringens in Garmisch-Partenkirchen zahlreiche Interviews, am Sonntag machte er das Gleiche noch mal beim Parallelslalom am Münchner Olympiaberg. Beide Veranstaltungen dienten der Bewerbungsgesellschaft als Werbefläche für München 2018. „Natürlich kann man damit gute Punkte sammeln“, sagte Katarina Witt, die Kuratoriumsvorsitzende der Bewerbungsgesellschaft. „Die IOC-Mitglieder, die über die Olympia-Vergabe entscheiden, stammen aus den Fachverbänden und schauen sehr aufmerksam, wie die Wettbewerbe organisiert werden und wie die Begeisterung vor Ort ist.“ Auch Bernhard Schwank, der Vorsitzende der Geschäftsführung von München 2018.

Die Münchner haben beide Veranstaltungen intensiv genutzt, um möglichst viele Bilder für den Bewerbungsfilm zu drehen, mit dem am 6. Juli die IOC-Mitglieder von München überzeugt werden sollen. Mit den Bildern vom Parallelslalom vor 25 000 Zuschauern waren die Werber sehr glücklich, ab dem Halbfinale inszenierte sogar leichter Schneefall München als ideale Wintersportstadt. „Ich habe Monate hinter mir, in denen eine namhafte bayrische Partei gesagt hat, es sei unverantwortlich, Wintersport in Bayern zu propagieren, weil es heutzutage keinen Schnee mehr gibt“, sagte Christian Ude, „das wird hier durch das schneebedeckte Olympiadach und die Langläufer im Olympiapark eindrucksvoll widerlegt.“

"Ga" und "Pa", die Maskottchen der Ski-WM, die im Februar in Garmisch stattfindet.
"Ga" und "Pa", die Maskottchen der Ski-WM, die im Februar in Garmisch stattfindet.

© dapd

Unglücklicher waren die Bilder vom Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen. Der Wettbewerb musste wegen chaotischer Windbedingungen nach einem Durchgang abgebrochen werden. Ein Problem für Münchens Bewerbung? „Es ist normal im Wintersport, dass es schneit oder der Wind weht“, sagt Schwank, „wenn man die Begeisterung der Zuschauer in den Unterbrechungen gesehen hat, war’s eine gute Veranstaltung.“

Für München könnte alles so vorteilhaft sein im Wettbewerb gegen Annecy (Frankreich) und Pyeongchang (Südkorea) – wenn nicht die 59 widerspenstigen Grundstücksbesitzer aus Garmisch-Partenkirchen wären. Vor Weihnachten schrieben sie einen Brief ans Internationale Olympische Komitee, in dem sie von Winterspielen in München und Garmisch-Partenkirchen abraten. Am Sonntag erhielten sie Gegenwind aus München. Der ehemalige Anwalt Christian Ude sagte, er sei vor Gericht gezogen, wenn er gute Chancen auf einen Sieg gesehen habe. „Es ist immer eine Freude einen Prozess zu gewinnen“, sagte er. Wenn man kaum Chancen habe, sollte man einen Vergleich schließen, und wenn man keine Chancen hat, muss man ein öffentliches Spektakel machen, um die Gegenseite zu beeindrucken. „In Garmisch-Partenkirchen erlebe ich fast ausschließlich die dritte Stufe“, sagte Ude.

Zudem wehrte er sich gegen die Berichterstattung, in Garmisch-Partenkirchen würde es einen Bauernaufstand geben. So habe ihm der Präsident des bayerischen Bauernverbandes zu Neujahr die Grüße des Garmischer-Partenkirchener Ortsverbandes überbracht. „Ich habe ihn gefragt: Willst du mich auf den Arm nehmen“, nein, habe der Präsident gesagt, „die Bauern, die wirklich der Landwirtschaft in Garmisch nachgehen, sind selbstverständlich für die Stärkung der Region und für Olympische Spiele im Werdenfelser Land“. Ein großer Teil der 59 Olympiagegner seien gar keine aktiven Landwirte. Lediglich fünf der anwaltschaftlich organisierten Gegner seien tatsächlich von den Planungen für Olympia 2018 betroffen, berichtet Alfons Hörmann. Der Präsident des Deutschen Skiverbandes und Mitglied der Bewerbungsgesellschaft ist optimistisch, dass die Garmischer Olympia nicht im Weg stehen werden.

Wie es gehen kann, zeigt sich bei den Vorbereitungen für die alpine Ski-WM im Februar in Garmisch-Partenkirchen. Dort sperrt sich ein Grundstücksbesitzer im Zielbereich der Kandahar-Abfahrt gegen die Nutzung seines Grundstücks. Derzeit sei man in Verhandlungen mit ihm, sagt Hörmann: „Wir verhandeln bis zur letzten Minute, im besten Fall lösen wir das im Einvernehmen, im schlechtesten Fall müssen wir die gesetzlichen vorhandenen Möglichkeiten nützen.“ Und da laufen bereits zwei Verfahren: eins, in dem geklärt wird, ob das Grundstück benötigt wird, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten – und ein Enteignungsverfahren. Gut vorstellbar, dass es bei den Planungen für die Winterspiele 2018 ähnlich laufen würde.

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