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Sport: Münchner Linie

Drei Fanklubs wollen den FC Bayern verklagen

Von André Görke und

Mathias Klappenbach

Berlin. Die Schickeria macht Krawall und begeht Straftaten. Sagt Bayern München. Das ist Rufmord. Antwortet die Schickeria und droht mit einem Anwalt. Die Schickeria, das ist in diesem Fall einer der größten Fanklubs des FC Bayern, die „Schickeria München“. Die Fans wollen ihren Verein nun wegen Verleumdung verklagen.

Was ist passiert? Am Donnerstag erhielten die Mitglieder der Bayern-Fanklubs „Schickeria“, „Red Sharks“ und „Club Nr. 12“ Post aus der Säbener Straße. Dort sitzt der FC Bayern. In dem Brief an etwa 200 Mitglieder der Fanklubs teilte der Verein mit, dass diese „auf Grund gewisser Vorkommnisse“ ab sofort keine Jahreskarten mehr erhalten, zudem wurden die Fanklubs aus dem offiziellen Verzeichnis gestrichen. Nach einer Pressemitteilung des FC Bayern sind diese 200 Fans verantwortlich für „mehrfache Sachbeschädigung“ und „massive Drohungen“, unter anderem gegen „Verantwortliche des FC Bayern“. Die Maßnahmen seien „in Übereinstimmung mit der Münchner Polizei“ geschehen, heißt es weiter.

Bei der Landesinformationsstelle für Sporteinsätze der Polizei reagiert man irritiert, schließlich sei es „ungewöhnlich, dass der FC Bayern für die Polizei spricht“. Bei der Pressestelle der Münchner Polizei wird man deutlicher: „Das ist eine reine Entscheidung des FC Bayern – nicht unsere“, aber „wir waren informiert und begrüßen prinzipiell ein striktes Vorgehen gegen Krawallmacher“.

Nach Ansicht des Vereins hätten die Mitglieder der Fanklubs bei einem Bundesligaspiel auf Schalke den Mannschaftsbus „beschädigt“. Beim Fanprojekt München, einer Sozialeinrichtung der Kommunen, spricht man lediglich „von einem Fan“. Thomas Emmes, einer der Mitarbeiter des Fanprojekts, sagt: „Die Vorwürfe sind alle paradox. Diese Fans geben ihr letztes Geld für den Klub aus, die reisen nach Tokio und Belgrad, arbeiten Tage an Stadionchoreografien. Was hätten die denn davon, gegen so einen Bus zu treten?“

Gegen diese „Verleumdung“ wollen die „Red Sharks“ jetzt einen Anwalt einschalten. „Es ist grausam zu sehen, wie die Leute des Vorstands ihre Macht nutzen, um Lügen zu verbreiten“, heißt es in einer Erklärung der „Sharks“. Gestern nun hat auch der „Club No.12“ mit einem Anwalt gedroht. Dieser Fanklub hat fast 800 Mitglieder. Bayerns Fanbeauftragter Raimond Aumann sagt: „Jedem steht eine Klage frei. Die Frage ist nur, wer sie gewinnt.“

Bei der Polizei wird versichert, dass diese Fans „keine Nazigruppierungen“ sind, auch „keine Hooligans“, wie Emmes vom Münchner Fanprojekt betont. Der Klub und die Polizei werfen den Fans jedoch Krawall vor – und zwar im Rahmen der Meisterschaftsfeier, als ein Polizist durch eine Flasche verletzt wurde. „Die Ermittlungen laufen noch“, heißt es bei der Polizei.

Als die Bayern die Meisterschaft feiern wollten, wurde der Autokorso durch die Stadt durch eine Sitzblockade „behindert“. Thomas Emmes vom Fanprojekt sagt, bei dieser „Sitzblockade“ handele es sich um eine Art Fan-Tanz. Da habe „ein Verkehrspolizist übereifrig gehandelt“ und sei auf den „Mann mit dem Mikrofon“ losgegangen. Die Polizei sieht das anders. Sie schritt „energisch“ ein, gemäß ihrer „Münchner Linie“. „Knüppeleinsatz“, sagt Emmes. Er würde sich gern mit dem Vorstand des FC Bayern an einen Tisch setzen und vermitteln. Vielleicht eine Chance, die Wahrheit herauszufinden.

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