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Sport: Multilingualer Abstiegskampf

Gladbach hat den Kader kräftig umgebaut – das scheint sich auszuzahlen

Mönchengladbach - Nach dem Spiel setzte die große Sprachverwirrung ein. Der Deutsche Oliver Neuville informierte den US-Amerikaner Kasey Keller im Vorübergehen auf Spanisch, wo er nachher hin müsse, ehe Keller, der neue Torhüter von Borussia Mönchengladbach, weiter auf Englisch redete. Neben ihm berichteten die beiden Belgier Wesley Sonck und Bernd Thijs in ihrer Heimatsprache über ihr erstes Spiel in der Fußball-Bundesliga. Borussia Mönchengladbach ist zurzeit ein multilinguales Gebilde ohne einheitliche Arbeitssprache.

Kein anderer Bundesligist hat seinen Kader in der Winterpause derart umfassend renoviert wie die Gladbacher. Sechs neue Spieler hat der holländische Trainer Dick Advocaat in der Winterpause verpflichten lassen: drei Belgier, einen Amerikaner, einen Australier und einen Deutscher. Vier sind gegangen. Seit seinem Amtsantritt im November hat sich Advocaat nachhaltig für die Anwerbung neues Personals eingesetzt, und diese Linie scheint sich auszuzahlen. „ Keller hat zwei Riesenparaden gemacht, Moore das Tor“, sagte Stürmer Neuville. 1:0 gewannen die Gladbacher zum Start der Rückrunde gegen Arminina Bielefeld. „Das gibt Vertrauen“, sagte der Trainer.

Von der Mannschaft, die das letzte Spiel der Hinrunde bestritten hatte, standen gegen Bielefeld nur noch fünf Spieler auf dem Feld. Dafür hatte Advocaat vier der sechs Neuen in die Anfangself aufgenommen: Torhüter Keller, Craig Moore als Abwehrchef, Bernd Thijs auf die neuralgische Position im defensiven Mittelfeld und Jörg Böhme auf die linke Seite. Anfangs ist der radikale Umbau des Kaders noch auf eine gewisse Skepsis gestoßen, inzwischen aber macht sich in Mönchengladbach immer größere Zuversicht breit. „Die Erwartungen waren sehr hoch“, sagte Advocaat.

Tatsächlich scheinen die neuen Spieler besser zu sein als die, die dem Trainer bisher zur Verfügung standen. „Im Sommer hättest du solche Spieler gar nicht bekommen“, sagte Advocaat. Trotzdem ist das finanzielle Risiko für den Verein überschaubar. Die Borussen werden das Geschäftsjahr wohl erneut mit einem Gewinn abschließen. Drei der sechs Spieler kamen ablösefrei, allein für Wesley Sonck wird eine nennenswerte Ablöse fällig, und das auch nur, wenn die Gladbacher in der Bundesliga bleiben.

Die Veränderungen in der Mannschaft sind nicht nur quantitativer, sondern vor allem qualitativer Art. „Das Team war insgesamt zu lieb“, sagte Advocaat. „Ich wollte ein anderes Temperament in die Mannschaft bringen.“ Man kann dem Trainer nicht einmal vorwerfen, dass er alte Strukturen zerschlagen hat, eine funktionierende Hierarchie zum Beispiel. Die gab es vorher gar nicht. „Wir hatten zu viele Leute auf dem gleichen Leistungsstand“, sagte Advocaat.

Der trainer fordert weiterhin von seiner Mannschaft besseren Fußball ein. Und doch sahen sich die Alt-Borussen nach dem Spiel vor allem mit der Frage nach den positiven Veränderungen konfrontiert. „Es ist“ nicht meine Aufgabe, Vergleiche zu ziehen“, sagte Verteidiger Jeff Strasser. Vermutlich wusste er, dass sie nicht allzu schmeichelhaft ausfallen würden.

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