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Sport: Multiple Befreiung

Hertha BSC gewinnt 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach – und besiegt die eigene Heimschwäche

Berlin - Das Hertha-Mitglied mit der Nummer 2000 hätte beinahe schon in der 51. Minute seinen zweiten Scorerpunkt verbuchen können. Im eigenen Strafraum hatte der gebürtige Berliner Christian Ziege den Ball an das Knie von Marcelinho geschossen, von dort flog er nur ganz knapp am Tor der Mönchengladbacher Borussia vorbei. Kurz vor der Pause hatte Hertha BSC Zieges Vorarbeit besser genutzt. Da gewann der Kapitän der Gladbacher ein Kopfballduell , der Ball landete bei Giuseppe Reina, und der vollendete den Spielzug zum 1:0. Dass der Berliner Fußball-Bundesligist nicht lange um den zweiten Heimsieg dieser Saison zittern musste, hatte er wiederum Ziege zu verdanken: In der 54. Minute kam der – diesmal im Strafraum des Gegners – völlig frei zum Kopfball, doch Torhüter Christian Fiedler wischte den Ball noch aus dem Torwinkel, und mit dem anschließenden Konter erzielte Nando Rafael das 2:0 für Hertha. „Was danach abgelaufen ist, kann ich selber nicht erklären“, sagte Ziege. Am Ende verlor seine Mannschaft 0:6.

„Es war ein hartes Stück Arbeit, bis wir die Gladbacher so weit hatten“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. Nach einem derart deutlichen Ergebnis, Herthas höchstem Sieg seit dem 6:0 gegen 1860 München vor anderthalb Jahren, hört sich das ein wenig seltsam an; aber selbst den Berlinern war das Resultat ein bisschen zu hoch vorgekommen. „Am Ende war fast jeder Schuss ein Treffer“, sagte Yildiray Bastürk, der das 4:0 und das 5:0 für Hertha erzielt hatte.

Bis zu Rafaels Tor zum 2:0 hatte wenig darauf hingewiesen, dass Hertha seine Heimschwäche derart überzeugend besiegen würde. „In der ersten Halbzeit haben wir uns schwer getan“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Vor dem 1:0 hatte Hertha nur ein einziges Mal auf das Tor des Gegners geschossen. Die Gladbacher wehrten sich taktisch geschickt, gewannen deutlich mehr Zweikämpfe (57 zu 43 Prozent) und hielten die Berliner auf diese Weise weit weg von ihrem Tor. Die besseren Chancen hatten in der ersten Halbzeit die Borussen, zum einen durch einen Freistoß des erst 19 Jahre alten Bundesliga- Debütanten Marcell Jansen, zum anderen durch Per Kluge, dessen Schuss Fiedler parieren konnte. „Christian Fiedler musste hart arbeiten, um die Null zu halten“, sagte Götz.

Erst die Hilfe der Gladbacher brachte die Berliner in die richtige Spur. Später leisteten die freundlichen Gäste dann so gut wie keine Gegenwehr mehr. Vor dem 1:0 spielte der unsichere Torhüter Kampa den Ball den Berlinern in die Füße, dann verlängerte Ziege die Flanke von Gilberto auf Reina. „Ich habe siebeneinhalb Monate auf diesen Moment gewartet“, sagte der Stürmer, der zum ersten Mal seit seinem Kreuzbandriss von Beginn an spielen durfte und sein erstes Saisontor erzielte. Manager Hoeneß sprach nach dem Spiel gleich mehrfach von einer Befreiung – für die Mannschaft insgesamt, für Bastürk, der seine ersten Tore für Hertha geschossen hatte, und eigentlich hätte er auch die Befreiung des Publikums erwähnen können: „Es war sehr wichtig, dass unsere Fans endlich mal belohnt worden sind.“

Hoeneß freute sich auch, „dass es sehr viele verschiedene Torschützen gab“. Nach Reina und Rafael traf Alexander Madlung zum 3:0. Marcelinho, vor einer Woche beim 3:2 in Wolfsburg noch Herthas einziger Torschütze, traf nur mit einem Elfmeter zum 6:0, nachdem Jansen Thorben Marx gefoult hatte. Der Brasilianer wartete, bis Kampa sich in die linke Ecke gelegt hatte, dann lupfte er den Ball wie der Tscheche Panenka im EM-Finale 1976 in die leere Mitte des Tores. Es war die letzte Demütigung für einen ohnehin schon gedemütigten Gegner.

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