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Sport: Mutig, unerschrocken, aber leider auch erfolglos gegen die Dortmunder

Was so ein Essen unter Männern alles bewirken kann. In Ulm heißt das auf gut schwäbisch "Kabinenfescht".

Was so ein Essen unter Männern alles bewirken kann. In Ulm heißt das auf gut schwäbisch "Kabinenfescht". Da hocken die Kerle mit den jungen Gesichtern dann auf den harten Bänken neben Bergen von Trikots und Hosen, stopfen Nudeln in sich rein und verdauen manch spitze Bemerkung, die sie sich gegenseitig an den Kopf werfen. Vor ein paar Tagen saßen die Ulmer wieder da und redeten sich Erstligafrust von der Seele. Mehr kämpfen wollten sie, richtig Einsatz zeigen und endlich, ohne die Hosen voll zu haben, in der Bundesliga mitspielen.

Nicht, dass wir erzählen wollen, die kleinen Ulmer hätten gegen die großen Dortmunder gewonnen. Das haben sie nicht. Aber fast, und das ist bei den 50 Millionen, die die Westfalen für neue Spieler ausgegeben haben, gegen die zwei Milliönchen des Aufsteigers aus Ulm trotz der 0:1-Niederlage eine recht bemerkenswerte Sache. Und so komisch das klingen mag, obwohl sie in der ersten Hälfte vom Dortmunder Paradesturm schwindelig gespielt wurden, die wackeren Nudelesser von der Donau machten ihr bisher bestes Bundesligaspiel.

Kaufen können sie sich nicht viel, weil es für Mut und Unerschrockenheit keine Punkte gibt. Auch nicht davon, dass die Dortmunder mächtig Glück hatten im zweiten Durchgang, als Dragan Trkulja an den Pfosten schoss und aus fünf Metern an Lehmann scheiterte. Aber Trainer Martin Andermatt konnte feststellen, "dass Dortmund an seine Grenze gehen" musste. "Wir waren respektlos, das ist der richtige Weg. Die Mannschaft lebt." Und Spielmacher Janusz Gora gab stellvertretend die neue Ulmer Devise aus: "Wir müssen probieren, weiter ohne Angst zu spielen."

In der ersten Hälfte bekamen die Ulmer reichlich Anschauungsunterricht, wie man mit drei Angreifern eine Viererabwehrkette zerpflückt. Als Fredi Bobic mit seinem ersten Saisontor das 1:0 in der elften Minute erzielte, da bekam Manager Erich Steer feuchte Hände. Es roch wieder nach einem solch fatalen 1:4 wie bei 1860 München. "Vielleicht wollten wir zu perfekt spielen und haben dann doch zu naiv gespielt", analysierte Bobic als einziger Dortmunder mit kritischem Unterton. Jürgen Kohlers Einschätzung grenzte dagegen ein wenig an Schönfärberei: "Ach was Arbeitssieg. Wir haben ganz hervorragend gespielt." 45 Minuten lang mag das mit Einschränkung gestimmt haben. Dann, gestand Trainer Michael Skibbe, "haben wir den Faden verloren."

So tadellos die Vorstellung vor der Pause aussah, so lausig fielen die Darbietungen danach aus. Keine einzige Chance hatten sie mehr. Wir erinnern uns: 50 gegen zwei Millionen. Zunächst aber ging Skibbes Konzept auf. Was Torwart Jens Lehmann eine "schlaue Aufstellung" des Trainers nannte, bescherte dem verhinderten Spielmacher Andreas Möller zunächst wieder einen Platz auf der Bank. Von dort aus konnte er sehen, wer den schwersten Job zu verrichten hatte: Schiedsrichter Torsten Koop. "Beide haben sehr viel provoziert", gestand der nach vielen ruppigen Szenen, an deren Höhepunkt sich Jens Lehmann "nach einem Schlag ins Gesicht von Trkulja" (Lehmann) eine Spur zu theatralisch sogar die Funktionsfähigkeit seines Kiefergelenks untersuchen ließ. Es war vor allem Koops Besonnenheit zu verdanken, dass er neben dem Platzverweis für den Brasilianer Evanilson (gelb-rot) mit sieben weiteren Strafen der Farbe gelb auskam.

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