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Wegen des Bombenanschlags in Boston prüfen die Berliner Veranstalter ihr Sicherheitskonzept grundlegend.

© dpa

Nach Bombenanschlag auf Boston-Marathon: Berliner Veranstalter: Der Laufsport bietet leider eine große Bühne für ein Attentat

Wie die Veranstalter des Berlin-Marathons auf den Anschlag von Boston reagieren. Und was sie zu Sicherheitsvorkehrungen in Berlin sagen.

Ein Bombenanschlag erschüttert den ganzen Sport. Es gab schon andere Attentate im Sport, etwa die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 in München und den Anschlag bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, aber ein Bombenanschlag so unmittelbar im sportlichen Geschehen wie jetzt in Boston ist ein Novum.

Eine Erklärung gibt es noch nicht, aber mit den Konsequenzen befasst sich der Sport schon jetzt, vor allem die Veranstalter anderer Marathon-Läufe, einem notorisch schwer zu schützenden Großereignis, das sich auf ganze Städte ausweitet. "Nach meiner Interpretation war es kein Anschlag auf den Laufsport, sondern der Laufsport hat eher leider eine große Bühne für ein solches Attentat geboten", sagt Mark Milde, der Renndirektor des Berlin-Marathons, der am 29. September wieder stattfindet.

Jürgen Lock, der Geschäftsführer des Berlin-Marathons hielt sich am Montag in Boston bis eine halbe Stunde vor der Explosion noch im Zielraum auf. Er kündigte eine genaue Überprüfung des Berliner Sicherheitskonzepts an: "Wir stehen in ständigem Austausch mit den anderen Organisatoren und werden alles für die Sicherheit tun", sagte Lock dem Fernsehsender "Sky Sport". Man müsse jetzt alles genau hinterfragen. "Aber 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht."

Auf Twitter drücken die Veranstalter des Berlin-Marathons ihr Mitgefühl mit den Opfern von Boston aus: "Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen, den Opfern, Verletzten, Angehörigen und unseren Veranstalter-Kollegen #PrayersforBoston", schreiben sie dort, auf Deutsch und Englisch.

Der Berlin-Marathon war von einer Terrorgefahr bisher weitgehend verschont. "Unsere sichtbarste Sicherheitsmaßnahme ist, dass wir seit den Anschlägen vom 11. September 2001 die komplette Strecke von Autos freiräumen", sagt Mark Milde. Seither dürfen keine Autos mehr am Streckenrand parken, sonst werden sie umgesetzt. Die Gefahr einer Autobombe soll so verringert werden.

Am nächsten Wochenende findet ein weiterer großer City-Marathon statt, in London. Die Veranstalter dort haben bereits verlauten lassen, dass der Lauf auf jeden Fall stattfindet. Aber auch sie kündigen noch eine Prüfung ihrer Sicherheitsvorkehrungen an. "Wenn eine Stadt gut auf mögliche Gefahren beim Marathon vorbereitet ist, dann London", sagt Milde. Ob sich die Läufer davon jedoch beruhigen lassen, kann auch er noch nicht sagen. "Wir hatten beim New-York-Marathon 2001 eine kleinen Rückgang bei den Teilnehmerzahlen, das war aber nur kurzfristig", sagt Milde.

Der Boston-Marathon gehört wie die Marathons in Berlin, London, Chicago und New York zu den World Marathon Majors. Mit seiner Historie seit 1897 ist er nicht nur der älteste Stadtmarathon, der Boston-Marathon schrieb auch noch anderweitig Geschichte - eine Geschichte, die sich mit Kathrine Switzer verbindet, die auch diesmal wieder in Boston war. Mit ihren Initialen K.V. Switzer ergatterte sie 1966 eine Startnummer, obwohl Frauen beim Boston-Marathon nicht zugelassen waren. Als der Rennleiter sie auf der Strecke entdeckte, wollte er sie von der Straße schubsen, doch mitlaufende Freunde kamen ihr zu Hilfe. So lief Kathrine Switzer als erste Frau offiziell einen Marathon zu Ende und wurde zur Botschafterin fürs Frauenlaufen.

Am Montag, bei der jüngsten Auflage des Boston-Marathons, hielt sie sich fürs Fernsehen im Zielraum auf. "Aber ich habe das Gebiet kurz vor der Explosion verlassen. Es ist ein trauriger, trauriger Tag", teilte die inzwischen 66-Jährige mit. (Weitere Reaktionen hier.)

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