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Sogar beim Gegner hat er einen Freund: Herthas Christoph Janker und Münchens Rob Friend.

© dpa

Nach dem 0:0 in München: So wertvoll ist Christoph Janker für Hertha

Ein Vorspiel mit Vergnügen: Christoph Janker steht beim 0:0-Unentschieden gegen den TSV 1860 München erstmals in dieser Saison im Kader und zeigt auf dem Platz, dass er für Hertha BSC noch sehr wichtig sein kann.

Als Christoph Janker die Münchner Arena Richtung Mannschaftsbus verließ, hielt er in seiner Hand ein angebissenes Stück Marmorkuchen. „Ich will das einfach noch ein bisschen genießen“, sagte der Verteidiger von Hertha BSC. Er meinte nicht den Kuchen, sondern die 90 Minuten zuvor.

Fast auf den Tag genau zehn Monate lag sein letzter Einsatz zurück. Als einziger Hertha-Profi stand er in dieser Saison wegen einer langwierigen Leistenverletzung kein einziges Mal im 18er-Kader für ein Spiel und ist dann gegen 1860 München sofort in die Startelf gerutscht. Gegen den Klub, bei dem seine Karriere einst begann, spielte der 28-Jährige, als wäre er nie weg gewesen. „Definitiv zufrieden“ sei er mit dem Auftritt und damit, dass seine Trainingsleistungen seit Jahresbeginn endlich honoriert wurden.

Lange durfte Janker aber weder Kuchen noch Comeback genießen, denn sofort kamen die Fragen, wie es nun mit ihm weitergehe. Er war ja nur ins Team gerutscht, weil die Achse aus Brooks, Niemeyer und Kluge ausgefallen war, und die kehrt bald zurück. Dazu läuft Jankers Vertrag am Saisonende aus. Da bleiben nur noch acht Spiele, um sich für eine weitere Anstellung zu empfehlen. Aber darf er sich auch zeigen? „Ich will einfach nur den nächsten Schritt machen und gesund bleiben“, sagte Janker, der große Teile seiner vier Jahre in Berlin bei Ärzten und Physiotherapeuten verbracht hat. „Ich bin niemand, der fordert, dass er jetzt immer spielen muss.“

Allein ist Janker in seiner Situation nicht. Beim müden 0:0 in München fanden sich auch Maik Franz, Alfredo Morales und Lewan Kobiaschwili im Team wieder. Die drei waren ebenfalls lange außer Reichweite der Mannschaft, und ihre Zukunft wirkte ungewiss. Morales, zur U 23 abkommandiert, schien mit 22 Jahren seine Lektion immer noch nicht gelernt zu haben, beim Vertragsende 2013 lag die Betonung auf Ende. Franz und Kobiaschwili fehlten monatelang. Als Jos Luhukay sie nach ihrer Rückkehr zunächst nicht berücksichtigte, schien das vielen wie ein Zeichen, dass der Trainer langfristig nicht mehr mit den Routiniers plane.

Nun spielten alle vier von Beginn an, Kobiaschwili gar zum dritten Mal in Folge, wobei er den unsichersten Eindruck hinterließ. „Sie haben gezeigt, dass sie voll zurück sind, obwohl sie keinen Rhythmus haben“, lobte Luhukay Janker und Franz. „Das sollte ihnen Antrieb geben für die nächsten beiden Monate.“ Denn Hertha wird sich nach dem nahenden Aufstieg nicht nur verstärken, sondern auch von Akteuren aus dem 27-Mann-Kader trennen. Jeder muss sich für seinen persönlichen Bundesligaaufstieg empfehlen. Wie Morales. „Alfredo hat es als Schalterspieler gut gemacht“, lobte Luhukay. Der Länderspiellehrgang im Januar mit den USA „hat ihm gut getan, jetzt ist er fester Bestandteil der Mannschaft“. Da will auch Janker hin. Als erschwingliche und im Team beliebte Ersatzspieler könnte beiden eine Vertragsverlängerung winken.

Bald kommen noch festere Bestandteile zurück. Die Länderspielpause kommt Hertha gelegen. „Die halbe Mannschaft ist am Husten, Rotzen und Keuchen“, verriet Franz und noch mehr: „Auch mir ging es vor dem Spiel nicht so gut, aber das habe ich dem Trainer natürlich nicht erzählt.“ Man muss sich ja empfehlen.

Nur einer konnte das trotz der Ausfälle nicht. Pierre-Michel Lasogga schnaubte nach 90 Minuten ohne Spieleinsatz zum Bus, da hätte auch kein Kuchen geholfen.

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