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Nichts als Ballbesitz. Pep Guardiolas Fußball sorgt für Langeweile in der Liga.

© Reuters

Nach dem 0:0 von Eintracht Frankfurt: Pep Guardiola soll den FC Bayern München verlassen!

Der FC Bayern spielt längst in seiner eigenen Fabelliga und jagt Uralt-Rekorde, die niemand kennt. Vielleicht wäre es eine Befreiung für jeden Gegner, wenn der spanische Trainer den Klub nach der Saison verließe. Ein Kommentar.

Als 95 Minuten überstanden waren, brandete Jubel in der Frankfurter Arena auf, die Eintracht-Spieler reckten die Fäuste in die Luft. Sie hatten mitnichten einen Titel, geschweige denn ein Spiel gewonnen. Aber sie hatten dem übermächtigen FC Bayern die ersten Punkte der Saison abgetrotzt und dessen elften Sieg in Folge verhindert. Da muss man ein 0:0 zuhause fast wie etwas feiern, das man sich auf den Briefkopf schreiben kann.

„Es ist nur ein Punkt, aber es ist der größte eine Punkt, den ich je gewonnen habe“, sagte der starke Frankfurter Torwart Lukas Hradecky danach. „Wir mussten dieses extrem langweilige Spiel spielen, aber das Ergebnis ist der Lohn dafür.“ Gefühlt seien es „anderthalb Punkte“.

Tatsächlich ist und bleibt es nur ein Punkt, der gegen Bayern fast schon eine Sensation ist. Das spricht Bände über die Lage der Liga und ist eigentlich traurig. „In den Jubel mischt sich auch ein bisschen Bedauern“, sagte deshalb der Frankfurter Vorstandschef Heribert Bruchhagen, der seit Jahren die Chancengleichheit in der Bundesliga vermisst.

Die Frankfurter Fans feierten jeden Eckball euphorisch

Knapp 74 Prozent Ballbesitz hatten die Bayern am Ende wieder einmal, aber sie fanden diesmal keine Lücke. Armin Veh sagte vor der Saison, eigentlich würden nur Pep Guardiola und er Ballbesitzfußball spielen lassen. Am Freitagabend zog der Frankfurter Trainer seine Männer vor dem eigenen Strafraum zusammen und schulte seinen Stürmer Haris Seferovic praktisch zum Linksverteidiger um. „Ich dachte, defensiver als defensiv geht nicht“, sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm. „Aber wir sind heute eines Besseren belehrt worden.“ Was er nicht sagte: Die Münchner zwingen ihre Konkurrenten erst, immer defensiver zu werden.

Will man den Frankfurter einen Vorwurf machen, wenn vorher sogar vermeintliche Konkurrenten wie Dortmund und Wolfsburg gegen Bayern 1:5 untergegangen sind? Vermutlich ist Verhindern noch die einzige Art von Fußball, die auf Punktgewinne gegen die Münchner hoffen lässt - aber nur, wenn die dazu mal einen schlechten Tag erwischen. Es ist schade um jede Mannschaft, die diese Blaupause anwenden muss. Aber es werden wohl nur noch mehr. Die Münchner spielen längst in ihrer eigenen Fabelliga und müssen als Ziele Uralt-Rekorde rauskramen, die vorher keiner kannte, wie den Elf-Siege-Start von Tottenham Hotspur 1960/61, auch wenn der nun verpasst wurde.

Aber was soll’s, Meister wird Bayern am Ende trotzdem, auch wenn sie nicht 34 Spiele gewinnen werden. Spannender wird die Liga durch das 0:0 nicht. Eigentlich nur deprimierender, wenn sich Gegner später dafür feiern, dass sie gegen München ein paar Mal die Mittellinie überquert haben. Die Frankfurter Fans feierten jeden Eckball euphorisch. Das ist wenigstens Galgenhumor. Aber Spaß machen solche Spiele in Wirklichkeit niemandem, weder beiden Teams noch deren Fans noch neutralen Zuschauern. Auch früher waren Partien gegen den Rekordmeister selten Spiele auf Augenhöhe, aber zumindest auf dem Gefälle Bauchnabel-Auge und nicht Zehenspitze-Auge.

Vielleicht wäre es eine Befreiung für die Bundesliga, wenn Guardiola sie nach der Saison verließe. Das wäre keine Garantie auf ausgeglichenere Spiele, dafür haben die Bayern zu viel hochklassiges Kickerkapital beisammen, aber zumindest eine Hoffnung. Wenn diese Art von Fußball, von beiden Mannschaften, endlich Geschichte ist, dann wäre das wirklich ein Grund, die Fäuste in den Himmel zu recken.

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