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So sehen Sieger aus. Valentin Stocker (rechts) freut sich mit Genki Haraguchi über dessen frühes Tor gegen den FC Ingolstadt, das das Spiel entschieden hat.

© Imago/Kyodo News

Nach dem 1:0 gegen Ingolstadt: Ein Sieg für Herthas Moral

Herthas Erfolg gegen Ingolstadt war schmucklos – für das Pokalspiel bei Borussia Dortmund könnte er aber wertvoll sein.

Im Keller des Olympiastadions wischte sich Rune Jarstein immer wieder die Mähreste des Rasens aus dem Gesicht. Mit ein paar guten Paraden hatte der Torhüter von Hertha BSC in der Schlussphase ein paar wilde Schüsse des FC Ingolstadt entschärft und nach der frühen Führung durch Genki Haraguchi den ersten Sieg für die Berliner in diesem Jahr festgehalten. „Wir haben nicht viel Fußball gespielt, nach zwanzig Minuten war es ein bisschen wie Krieg. Wir mussten heute die drei Punkte holen“, sagte der Norweger.

Man mag sich nicht ausmalen, was losgewesen wäre, wenn dieses umkämpfte Spiel einen anderen Dreh bekommen hätte. Die beiden Jahresauftaktniederlagen haben Spuren hinterlassen, anders ist die fußballerische Armut von Hertha nicht zu erklären – trotz idealem Beginn mit einer Führung nach 60 Sekunden. Dass es mit dem Spielgrund nicht zum Besten stand, ist weder neu in dieser Jahreszeit, noch fand der Gegner andere Platzverhältnisse vor. Und so entwickelte sich ein arg krautiges Spiel, das Herthas Manager Michael Preetz hinterher in die Kategorie „Arbeitssieg“ verbucht wissen wollte, „aber einer, der uns guttut“. Auch daran lässt sich ableiten, wie wichtig dieses Erfolgserlebnis für die Mannschaft war.

Auch deswegen fahren die Berliner nun etwas selbstbewusster in den Westen der Republik, wo am Mittwochabend das Pokalspiel bei Borussia Dortmund und Samstag drauf das Punktspiel in Gelsenkirchen auf sie wartet. Moral und Mentalität sind intakt und wurden belohnt mit dem ersten Sieg in diesem Jahr, das Fußballerische wird kommen, es wird kommen müssen. „Das Spiel in Dortmund wird ein komplett anderes, es ist ein Topspiel“, sagte Salomon Kalou, der Haraguchis Treffer sehr gut vorbereitet hatte.

„Man muss so ein Spiel, in dem nicht viel geht, auch mal dreckig gewinnen“, sagte Maximilian Mittelstädt. Der 19-Jährige hatte den grippeerkrankten Marvin Plattenhardt auf der linken Verteidigerposition gut vertreten: „Wir haben gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollten.“

Trainer Dardai sah das Spiel positiver als neutrale Beobachter

Siege tun immer gut, und wenn man sie nicht spielerisch herbeiführen kann, dann eben über Tugenden wie Laufbereitschaft, Einsatzwillen und Widerstandsfähigkeit. Diese Parameter stimmen bei den Berlinern mehr denn andere. Und sie sind nicht weniger wertvoll. Auch deswegen gehen die Berliner nicht chancenlos in das Pokalspiel gegen Dortmund, „das denkbar schwerste Los, das wir hätten bekommen können“, wie Preetz sagte. Und da es im Pokal nur ums Weiterkommen gehe, wolle Hertha das eine Tore mehr erzielen als der Gegner, für Preetz „ein ambitioniertes Vorhaben“, wie er sagte, „aber es ist nicht unmöglich“. Denn auch die Dortmunder würden „so glücklich nicht sein, gegen uns spielen zu müssen“.

Gerade gegen Dortmund haben sich die Berliner oft als wehrhaft erwiesen, das Pokalhalbfinale im vorigen Frühjahr in Berlin mal ausgeklammert. „Damals ging es um den Finaleinzug, „für uns war das Spiel zu viel und die Dortmunder zu schnell, jetzt hat nur der BVB als Gastgeber etwas zu verlieren“, sagte Pal Dardai. Überhaupt wird Herthas Trainer in der Spielvorbereitung darauf abzielen, wie seine Mannschaft den BVB in ein Spiel verwickeln kann, dass möglichst von Kampf und Leidenschaft geprägt wird. „Vielleicht können wir dort lange ein 0:0 halten, denn wir sind eine Ausdauermannschaft“, sagte der Ungar.

Insofern sah er das Spiel gegen Ingolstadt auch positiver als neutrale Beobachter. Zwar sprach Dardai von einem fußballerischen „Loch“, in das seine Mannschaft nach der Führung gefallen war, doch der Berliner Trainer hob vielmehr das Wache und Wackere seiner Mannschaft hervor. „Das war ein Riesensieg“, sagte er. Vielleicht überzog er dabei etwas, spielerisch ist sein Mannschaft weit entfernt von dem, was sie noch über weite Phasen in der Hinrunde zeigte.

Und so war es auch ein Sieg über Zweifel, die beim Anhang aufkamen. „Wir haben hier keinen Cristiano Ronaldo, aber ich habe lauter tolle Jungs hier, die Einstellung stimmt“, sagte Dardai. In Dortmund sollen in Niklas Stark und Per Skjelbred frische Kräfte zurückkehren. „Wir wissen, was uns erwartet, trotzdem wolle seine Mannschaft ihre Chance über Leidenschaft nutzen. „Wir haben hier null komma null Druck, weil wir nicht absteigen werden“, sagte Dardai. In der Bundesliga sei es eng, im Pokal dagegen alles möglich. Vorausgesetzt, ordentlich Dampf ist drin.

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