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Schalkes Klaas-Jan Huntelaar (2. v. r.) feiert mit Christian Fuchs, Lewis Holtby und Ibrahim Affeley (v. l. n. r.) nach dem 1-2-Anschlusstreffer gegen Arsenal.

© dpa

Nach dem 2:2 gegen Arsenal: Gute Schalker, schlechte Schalker

Der FC Schalke 04 ist in der Champions League auf Kurs – aber in entscheidenden Momenten agiert die junge Mannschaft noch zu unruhig.

Die Unsicherheit war Roman Neustädter anzumerken. Schließlich musste er sich gleich der familiären Kritik aussetzen und offenbar konnte er nicht so richtig einschätzen, was ihn erwartete. „Mein Papa war auch im Stadion und der wird mir seine Meinung über meine Leistung schon sagen“, berichtete der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 nach dem 2:2 im Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Arsenal mit dünner Stimme. Vermutlich dürfte Vater Neustädter seinem Sohn aber eine eher milde Bestandsaufnahme übermittelt haben. Denn auch wenn der 24-Jährige maßgeblich an den Gegentreffern der Engländer Anteil hatte und mit einem Fehlpass in letzter Minute beinahe sogar noch das dritte Tor der Londoner eingeleitet hätte, so hatte er gleichzeitig auch maßgeblich Anteil an dem Kraftakt, der die Schalker die Partie hatte drehen lassen und der am Ende einen verdienten Punktgewinn beinhaltete.

Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens führt die Gruppe B mit nun acht Punkten an und könnte sich mit einem Sieg gegen Montpellier in gut zwei Wochen bereits vorzeitig für das Achtelfinale der Champions League qualifizieren. Theo Walcott und Olivier Giroud hatten Arsenal in Führung geschossen, Klaas-Jan Huntelaar und Jefferson Farfan erzielten den Ausgleich. „Wir haben es selbst in der Hand, was das Weiterkommen und den Gruppensieg angeht – und das ist gut“, sagte Manager Horst Heldt.

Nicht allein die Tatsache, dass sich die Schalker so aussichtsreich in der Tabelle positioniert haben, sondern vor allem die Art der bisherigen Darbietungen lassen darauf schließen, dass sie in diesem internationalen Wettbewerb mittlerweile vollständig konkurrenzfähig sind. Damit haben sie den Ruf als Außenseiter, der als gern gesehener Bestandteil einer Gruppe von den gegnerischen Teams bewertet wird, abgelegt.

In allen drei bisherigen Gruppenspielen haben die Schalker Dominanz auf ihren Gegner ausgeübt und versucht, ihre Stärke – das schnelle, druckvolle Offensivspiel –, umzusetzen. Die Zeiten, in denen sie sich zurückzogen, das Verteidigen des eigenen Tores als oberste Priorität ansahen und auf göttliche Hilfe bei den gelegentlichen Angriffen hofften, scheinen vorbei zu sein. „Wenn wir gegen den Gruppenfavoriten vier Punkte holen, dann denke ich doch, dass das super für uns ist“, sagte Huub Stevens.

Diese selbstbewusste und für die Zuschauer überaus attraktive Herangehensweise an die sportlichen Aufgaben führt in einigen Fällen aber auch zu Übereifer, der wie ein Bumerang wirken kann. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League, als die Gelsenkirchener beim 2:2 gegen Montpellier den Sieg trotz Überzahl auf dem Platz verschenkten, mussten sie den jugendlichen Überschwang, jede Partie um jeden Preis gewinnen zu wollen, bereits teuer mit verlorenen Punkten bezahlen. In entscheidenden Momenten fehlt der eifrigen, aber auch sehr jungen Schalker Mannschaft auf dem Spielfeld ein Korrektiv, das zur allgemeinen Besonnenheit und Beruhigung beitragen kann. Auch gegen den FC Arsenal hätten die Schalker trotz einer willensstarken und spielerisch hochwertigen Leistung in letzter Sekunde erneut mit leeren Händen dastehen können.

Stevens' stetig wiederkehrender Hinweis, dass seine Mannschaft noch lange nicht auf dem Leistungsstand sei, auf dem er sie gerne sehen würde, ist vor diesem Hintergrund verständlich. Doch genau wie Roman Neustädter eine eher rücksichtsvolle Gesamtbeurteilung für seine in Teilen fehlerhafte Leistung an diesem Abend erfahren haben dürfte, müssen auch seine Teamkollegen nicht allzu große Kritik einstecken. Denn die Schalker sind insgesamt auf einem guten Weg.

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