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Georg Grozer schmettert in den Block der Polen.

© Imago/Wells

Update

Nach dem 2:3 gegen Polen: Deutsche Volleyballer verpassen Olympia

Olympia findet nach der 2:3-Niederlage gegen Polen am Sonntag in Berlin ohne die deutschen Volleyballer statt. Georg Grozer wird erstmal wie lange angekündigt eine Pause einlegen. Bundestrainer Vital Heynen lässt seine Zukunft offen.

Von Johannes Nedo

Vital Heynen musste sich erst einmal sammeln. Und so verschwand der Bundestrainer hinter dem schwarzen Vorhang eines Seiteneingangs unterhalb der Zuschauertribüne. Es war nur ein kurzer Moment, dann hatte er sich wieder gefasst. Doch seinen müden Augen war die Enttäuschung anzusehen. Er und seine Mannschaft haben ihr großes Ziel verpasst: Die deutschen Volleyballer, von denen viele Tränen in den Augen hatten, werden nicht bei Olympia dabei sein. Am Sonntag verloren sie beim Qualifikationsturnier in Berlin das Spiel um Platz drei gegen den Weltmeister Polen mit 2:3 (25:20, 22:25, 25:16, 26:28, 14:16). Damit haben sie die Chance vergeben, bei einem weiteren Qualifikationsturnier in Japan teilzunehmen. Erstmals seit 1992 nehmen also weder die deutschen Männer noch die deutschen Frauen an Olympia teil. Das Turnier in Berlin gewann am Ende Russland. Der Olympiasieger setzte sich im Finale durchaus überraschend mit 3:1 gegen Europameister Frankreich durch.

„Emotional ist das unglaublich hart“, sagte Heynen. „Ich bin so stolz auf meine Spieler, sie haben so gekämpft. Und dann entscheidet ein Ball.“ Die Deutschen hatten sogar einen Matchball im vierten Durchgang, doch den konnten sie nicht nutzen. „Wir haben den Sieg im vierten Satz verschenkt“, sagte Georg Grozer, der nach dem Spiel seinen vorläufigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündete. Mindestens die nächsten zwei Jahre werde er aussetzen, es sei alles ein bisschen viel, sagte der 31-Jährige vom südkoreanischen Klub Daejeon Bluefangs. Ob der Diagonalangreifer, der am Sonntag mit 23 Punkten bester Deutscher war, noch einmal zurückkehren wird, macht er auch davon abhängig, wer dann Bundestrainer sein sollte. Auch Heynens Zukunft ist ungewiss, obwohl der Verband ihn halten möchte. „Ich werde mich jetzt nicht dazu äußern“, sagte der Belgier nach dem Spiel, denn vor allem beschäftigte ihn die Niederlage: „Vier Jahre haben wir dafür gearbeitet. Während der Olympischen Spiele werde ich mich im Wald verstecken und nichts von Rio sehen wollen.“

Die polnischen Fans veranstalteten einen ohrenbetäubenden Lärm

Die Bedeutung der Partie war nach dem schmerzhafte Halbfinal-Aus gegen Olympiasieger Russland nicht nur für die Deutschen enorm. So war auch die Stimmung in der Max-Schmeling-Halle noch aufgeheizter als am Freitagabend, als beide Mannschaften bereits im letzten Gruppenspiel aufeinander getroffen waren und die Deutschen 3:2 gewonnen hatten. Wieder veranstalteten die polnischen Fans unter den 7200 Zuschauern einen ohrenbetäubenden Lärm, wieder hielten die deutschen Anhänger dagegen und malträtierten ihre Klatschpappen. Am Ende triumphierten jedoch die Polen.

Dabei waren die Deutschen besser in die Partie gekommen. Sie spielten sehr variabel und überzeugten erneut in der Annahme. Außerdem agierte Georg Grozer deutlich besser als bei der Halbfinal-Niederlage gegen Russland. Er hatte mit einer Aufschlagsserie, starken Blocks und erfolgreichen Angriffsschlägen großen Anteil daran, dass seine Mannschaft den ersten Satz mit 25:20 gewann.

Auch im zweiten Durchgang trug Grozer sein Team lange. Es gab zahlreiche umkämpfte Ballwechsel, weder die Deutschen noch die Polen konnten sich entscheidend absetzen. In der Schlussphase des Satzes führten die Deutschen zunächst (21:19), aber dann kam der Weltmeister mit starken Blocks auf – und ebenso seine Fans. Und so holten sich die Polen den Satz mit 25:22. Danach drehten die Deutschen allerdings auf. Wieder und wieder hechteten sie jedem Ball hinterher und nutzten die abgewehrten Angriffsschläge der Polen zu eigenen Punkten. Nach imposanten Aufschlägen von Lukas Kampa entschieden sie den dritten Durchgang mit 25:16 für sich.

Nur maximal vier europäische Mannschaften dürfen in Rio starten

Im vierten Satz machten die Deutschen so weiter und hatten sogar einen Matchball, aber die Polen wehrten den Matchball ab und schafften mit dem 28:26 den 2:2-Satzausgleich. So musste die Entscheidung im Tie-Break fallen – und da waren die Polen erneut einen Tick besser. Ihnen gelangen dabei schier unglaubliche Punkte. „Einen Ball haben sie wohl aus Kreuzberg zurückgeholt“, sagte Zuspieler Lukas Kampa. So gewannen die Polen knapp mit 16:14 und bescherten dem Turnier-Gastgeber diese schmerzhafte Niederlage.

„Wir können uns nichts vorwerfen“, sagte Kampa. „Aber besonders für den Volleyball-Sport ist es enttäuschend, solche Spiele wird es in Rio nicht geben.“ Nur maximal vier europäische Mannschaften dürfen im Zwölfer-Teilnehmerfeld starten. Die Deutschen werden nicht dabei sein, obwohl sie zu den besten zwölf der Welt gehören – das haben sie bei diesem Turnier gezeigt.

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