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Gar nichts Müller, oder was? Bayerns Thomas Müller und die Bayern verpassen ihren ersten Titelgewinn in der Saison 2013/14.

© AFP

Nach dem 2:4 gegen den BVB: Der Gigant Bayern München wankt

Erfolgreiche Revanche für 2012: Beim 4:2-Sieg im Supercup zeigt Borussia Dortmund, wie dem FC Bayern München beizukommen ist. Dennoch glaubt Bayerns Trainer Pep Guardiola nicht, "dass der BVB viel, viel besser ist als wir".

Als die Nacht über Dortmund dämmerte und die Menschen mit ein wenig Abkühlung beglückte, breitete sich ein Gefühl der Erleichterung aus. Es war wie ein wohliger Stoßseufzer, er war in der gesamten Republik zu vernehmen: Selbst die übermächtigen Bayern, diese gefräßige, mit zig Millionen hochgepäppelte Maschine, ist zu bezwingen. Die Saison hat nicht einmal begonnen, und doch müssen die vielen Experten nicht unbedingt richtig liegen. So wie Felix Magath, der geunkt hatte, diese Bayern würden in der neuen Saison „wahrscheinlich kein Spiel verlieren“.

Das muss nicht zwangsläufig so kommen, bei ihrer ersten Prüfung bekam die Übermannschaft der letzten Spielzeit vor Augen geführt, dass selbst sie schlagbar ist. Den Nachweis erbrachten die Dortmunder, der Rivale aus dem Revier spielte beim 4:2 (1:0) im Supercup teilweise wie entfesselt auf und gewann nach Treffern von Marco Reus (2), dem überragenden Ilkay Gündogan und einem Eigentor von Daniel van Buyten hochverdient. Für den FC Bayern traf Arjen Robben zwei Mal.

Vor 80 645 Besuchern im ausverkauften Stadion und Fernsehzuschauern in 195 Ländern zeigte der BVB der ganzen Liga und auch den restlichen Klubs Europas, dass die Rezepte, mit dem der Gigant ins Wanken zu bringen ist, noch immer die gleichen sind: „Wenn wir alles in die Waagschale werfen und einen hohen Aufwand betreiben, können wir die Bayern besiegen“, erklärte Klopp: „Das hat sich nicht geändert.“ Der Trainer nannte die bekannten Zutaten „Leidenschaft und Laufbereitschaft“, von beidem brachten seine Spieler bei schwüler Hitze eine enorm große Portion ein. „Wir waren ständig bereit, Räume zuzulaufen“, sagte Klopp, und sprach von einem „sehr hohen Aufwand, schon, wenn du gesessen hast, hast du da unten geschwitzt, das war nicht normal.“ In den Worten von Manndecker Mats Hummels schwang mit, wie viel Kraft und Zuversicht die Borussia aus diesem Sieg schöpfen kann: „Wenn wir unseren Fußball konsequent durchziehen“, verkündete der Nationalspieler, „sind wir eine überragende Mannschaft und können viel erreichen.“

In München wird man diese Worte sorgsam registrieren. Vor allem der neue Trainer Josep Guardiola zeigte sich vom Auftritt des größten Kontrahenten beeindruckt. „Bei gegnerischem Ballverlust sind sie unglaublich“, sagte der Spanier, und dann kam ein kleiner aber wichtiger Zusatz: „Da müssen wir uns verbessern.“ Wie einen Heilsbringer haben sie den 42-Jährigen an seiner neuen Wirkungsstätte empfangen, doch nicht erst seit Samstagnacht weiß Guardiola, dass es mit Handauflegen allein nicht getan ist. Vor allem im Defensivverbund zeigten die Bayern Bruchstellen, und das nicht nur, weil sich Ersatztorhüter Tom Starke und Manndecker Daniel van Buyten gravierende individuelle Fehler leisteten. David Alaba hatte gegen den auf der rechten Außenbahn wirbelnden Jakub Blaszczykowski seine liebe Mühe, Jerome Boateng kam in der Innenverteidigung selten in die Zweikämpfe. Es gab eine ganze Reihe Indizien, dass die Abläufe beim Meister noch nicht so reibungslos funktionieren, wie sich Guardiola und seine Mitstreiter das erhoffen.

Guardiola wird die Aufarbeitung dieser 90 Minuten zum Nachdenken zwingen. Zum Beispiel, ob die extrem offensive Ausrichtung mit Thiago als einziger Absicherung vor der Viererkette tatsächlich eine gute Idee ist. Mit ihrem Luxuskader haben die Bayern viele Optionen, die nahe liegende wäre, vor der Abwehr wieder das bewährte Bollwerk mit Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez zu errichten. Angesichts der ersten Pflichtspielniederlage bemühte sich Guardiola um Gelassenheit. Er sei ja gerade mal einen Monat in München und es warte noch viel Arbeit auf das Team. Der erste Titel sei zwar verpasst, und dennoch habe er „nicht das Gefühl, dass der BVB viel, viel besser ist als wir“.

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